Auto rammt Einfahrt: Nick (7) beinahe von Gartenmauer erschlagen

Seiner Mutter zittern immer noch die Knie, wenn sie an die Sekunden denkt, in denen ihr Sohn Nick (7) unter ihren Augen in großer Gefahr schwebte. Der Junge gibt sich dagegen gelassen. „Ich konnte so gut reagieren, weil ich Judo mache“, erzählt er ganz lässig und schwenkt dabei ein Paar Spielzeug-Handschellen. „Die habe ich jetzt immer dabei, falls ich den Kerl mal treffe.“ Der Kerl ist ein 40-jähriger Ostholsteiner, der Nick am Donnerstag beinahe schwer verletzt hätte. Wenn nicht gar noch Schlimmeres passiert wäre. Der Mann bog nach Polizeiangaben am Donnerstagvormittag nach links in die Lütjenburger Straße in Malente ein, in der Nick wohnt. Aufgrund der Winterglätte kam der VW Golf des Ostholsteiners nach rechts von der Fahrbahn ab, knickte ein Verkehrsschild ab und rutschte einmal quer über die Straße und gegen die Gartenmauer, hinter der Nick gerade Mini-Schneemänner baute. Der Golf prallte so heftig gegen die Mauer, dass das hölzerne Tor zur Einfahrt zersplitterte und der Eckpfosten umfiel, genau auf die Stelle, an der Nick vor Sekunden noch gestanden hatte. Mutter sah das Unheil kommen: Seine Mutter Yvonne Picker sah gerade aus dem Fenster der Wohnung in den Vorgarten, als sich das Unheil anbahnte. „Ich bin Amok gelaufen, ich habe nur noch gebrüllt. Ich habe das Auto wie in Zeitlupe kommen sehen“, berichtet die Mutter. „Nick, spring! Geh!“, habe sie ihren Sohn angeschrien, wie sie ihn noch nie zuvor angeschrien habe. Und ihr Sohn sprang. Vermutlich, weil er über das Schreien seiner Mutter so erschrocken war, vermutet Yvonne Picker. Lesen Sie auch Kuschelige Unterstützung: Wie zwei Plüschtiere zu Notfallseelsorgern werden. Grömitz: Drei Jugendliche fliehen in Audi ohne Kennzeichen vor der Polizei. Niendorfer Mandschuren-Kranich entflogen: Wo ist „Crany“? „Ich bin ja so froh, dass er so reagiert hat. Der Pfosten wäre direkt auf ihn gefallen“, erzählt die Mutter. Was sie zusätzlich zur Angst um ihren Sohn noch aufregt, ist das Verhalten des Autofahrers direkt nach dem Unfall. „Der hat keine Sekunde später den Rückwärtsgang eingelegt, ist losgefahren und hat beim Nachbarn geparkt.“ Dann hat sie den Mann noch telefonieren gehört, er habe jemanden angerufen und über sein kaputtes Auto geschimpft und gefragt, ob der am anderen Ende der Leitung ein anderes für ihn habe, wegen der Arbeit. Unglücksfahrer hat keinen Führerschein: Was Yvonne Picker da noch nicht wusste: Der Mann hat gar keinen Führerschein. Das ergaben die Ermittlungen der Polizei, die die Mutter sofort nach dem Vorfall gerufen hatte. Den Fahrer hatte sie noch gefragt, ob er einen Krankenwagen brauche. Der verneinte, nach Polizeiangaben blieb er unverletzt, ebenso wie Nick. Immerhin, berichtet Yvonne Picker, habe sich der Mann bei ihr und Nick noch „für den Schreck“ entschuldigt, während ihr Sohn dem Golffahrer die abgerissenen Teile seines Autos über die demolierte Gartenmauer reichte. Die Eckpfeiler und Mauerteile sowie das zerstörte Tor zum Grundstück liegen jetzt hinterm Haus. Die Mini-Schneemänner von Nick sind den stürzenden Teilen der Gartenmauer zum Opfer gefallen. Nick lässt sich unterdessen nicht aus der Ruhe bringen und erzählt, wie das alles aus seiner Sicht abgelaufen ist. Das Schreien seiner Mutter habe er gar nicht gehört. Er habe das Auto kommen sehen. „Ich bin einfach nach hinten gesprungen.“ Aber wehe, er treffe den Kerl noch mal, sagt er noch und schwingt die Spielzeug-Handschellen. Von Susanne Peyronnet

Malente: Auto rammt Einfahrt - Kind beinahe von Gartenmauer erschlagen