Mit dem Riesenrad über Heiligenhafen: So schön ist die Aussicht

Auf und über dem Kapitän-Willi-Freter-Platz dreht ein nostalgisches Kompakt-Riesenrad jetzt seine Runden. Das Modell „Columbia III“ ist für Gäste wie Einheimische zumindest ein kleiner Ersatz für die im Juli coronabedingt abgesagten 45. Hafenfesttage. „Das war echt klasse – wie weit man gucken konnte! Und dass Oma und Opa von oben so klein sein können, hätte ich niemals gedacht!“ Die siebenjährige Elli aus Paderborn war hellauf begeistert, nachdem sie mit ihrem Vater Marc Koslowski (34) aus einer der insgesamt 26 drehbaren Gondeln gestiegen war und nach einem famosen Ausblick über Heiligenhafen wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Auch für den 34-Jährigen hatte sich die Fahrt im Riesenrad gelohnt, das auf dem ostholsteinischen „Sonnendeck der Ostsee“ steht. Während sich seine Eltern freuten, ihren Sohn samt Enkelin nach ihrem Abstecher in luftige Höhen wieder wohlbehalten in Empfang nehmen zu können, gestand Herbstferien-Urlauber Marc Koslowski: „Wir sind ja nicht zu ersten Mal hier. Aber von oben, aus 38 Metern Höhe, sehen Jachthafen, Binnensee, Stein- und Graswarder für mich ganz neu aus. Und sogar Fehmarn war gut zu sehen.“ Schöner Ausblick bis nach Fehmarn: Dass sich seine – zumindest am Montag bei Kaiserwetter erstaunlich zahlreichen – Fahrgäste so positiv äußern, macht auch und vor allem Michael Burghard froh. Der 54-jährige Riesenrad-Inhaber aus Dortmund sagt: „Nachdem mein Kollege, der in den vergangenen Jahren hier bei den Hafenfesttagen zu Gast war, sein Fahrgeschäft verkauft hat und in Rente gegangen ist, läuft unsere Premiere in Heiligenhafen wirklich sehr zufriedenstellend an.“ Der Dortmunder, der mit dem 120 Tonnen schweren „Columbia III“ und einer siebenköpfigen Crew noch bis Ende Oktober in Heiligenhafen Station macht, erklärt nicht ohne Stolz: „Wir gelten mit gut 140-jähriger Familientradition als älteste Riesenrad-Betreiberfirma der Welt und würden uns natürlich freuen, wenn wir im nächsten Jahr im Sommer auch bei den Hafenfesttagen als Nachfolger unseres Berliner Vorgängers am Start sein könnten.“ „Corona-Lockdown hat uns übel mitgespielt“: Michael Burghard berichtet: „Der Corona-Lockdown hat uns dieses Jahr wirklich übel mitgespielt und lange nachgewirkt. Wir waren im Sommer zwar mit unserem kleineren Columbia-Riesenrad – das ,Roue Parisienne’ ist nämlich noch zwölf Meter höher – sechs Wochen in Kellenhusen, danach in Bocholt und zuletzt beim großen Jubiläums-Feiertag zur Deutschen Einheit in Potsdam.“ Doch während man mit der Resonanz in Kellenhusen durchaus zufrieden sein konnte, sei es in Potsdam an der Nikolaikirche ohne Gastro-Umgebung nur „mittelprächtig“ gelaufen. Insofern hofft der 54-Jährige, „dass wir hier in Heiligenhafen nach dem schwarzen Sommer einen goldenen Herbst erleben können. Schließlich erfüllen wir hier als Stand-Alone-Objekt ja auch die bei Urlaubern willkommene Funktion einer mobilen Aussichtsplattform“. Dem kann Eike Doyen nur beipflichten. Der Veranstaltungsleiter des Tourismus-Service Heiligenhafen bekennt: „Wir sind natürlich auch froh darüber, wenn das Riesenrad bei Einheimischen wie Urlaubern ankommt – das tut dem Stadtbild und unseren Gästen gleichermaßen gut.“ Angesichts der coronabedingten Absage der Hafenfesttage im Sommer merkt der 31-Jährige an: „So ein Riesenrad jetzt als Attraktion in den Herbstferien anzubieten, bot sich geradezu an, nachdem erste Kontakte schon im April geknüpft worden waren.“ Schließlich sei Burghards Hygienekonzept „vergleichsweise unkompliziert wie überzeugend“, so dass die Stadt es unproblematisch genehmigen konnte. Lesen Sie auch Initiative in Heiligenhafen: „Darum brauchen wir ein Schwimmbad“ Erlebnisbad und Hotel in Heiligenhafen: Neues Bündnis plant Bürgerbegehren Heiligenhafen: Stadtvertreter lehnen Bürgerentscheid zum Steinwarder ab Von Andreas Oelker