Nach dem Lockdown: Zoo in Grömitz und Vogelpark Niendorf öffnen wieder

Alle paar Minuten klingelt das Telefon. Was Ingo Wilhelm den Anrufern antwortet, ist immer wieder das Gleiche: „Wir öffnen am Mittwoch.“ In seinem Zoo Arche Noah in Grömitz ist die Lockdown-Ruhe nun endgültig vorbei. Am Freitag hat das Land Schleswig-Holstein die neue Landesverordnung beschlossen. Demnach dürfen nun neben Friseuren und Gärtnereien auch Tierparks mit ihren Außenanlagen wieder öffnen. Im Kreis Ostholstein betrifft diese Lockerung neben dem Grömitzer Zoo auch den Vogelpark Niendorf, der bereits am Montag, 1. März, öffnet. Natürlich unter strengen Hygieneauflagen. Warum der Grömitzer Zoo erst am Mittwoch öffnet: In Grömitz können und wollen die Zoo-Chefs Birgit und Ingo Wilhelm nichts überstürzen. Zum einen sei die neue Landesverordnung erst am Freitag herausgekommen. Diese müsse in Ruhe gelesen und die Auflagen umgesetzt werden: Zum Beispiel müsse der Spielplatz abgesperrt und alles mit dem Ordnungsamt besprochen werden. „Da ist am Wochenende auch keiner“, sagt Wilhelm, ebenso hätten viele seiner Mitarbeiter am Wochenende frei. Zudem sollen am Montag noch letzte Arbeiten am WC-Gebäude erledigt werden: Dort gebe es nun berührungslose Toiletten. Kein Türgriff und kein Trockner müsse mehr angefasst werden. Mit Maske und Abstand im Zoo: Von Mittwoch, 3. März, an öffnet der Zoo täglich von 9 bis zunächst circa 17 Uhr (Einbruch der Dunkelheit). „Wir werden erst einmal eine Maskenpflicht haben“, sagt Wilhelm. Das sei zwar nicht vorgeschrieben, aber man wolle ein Hin und Her vermeiden. Auf den Mund-Nasen-Schutz sowie auf das Abstand halten werde man auch über Lautsprecher hinweisen. An der Kasse werden die Kontaktdaten aller Besucher erfasst, Ein- und Ausgang sind getrennt. Sechs Desinfektionsmittel-Spender hat Ehefrau Birgit angeschafft, sie will viele vorläufige, selbst laminierte Hinweis-Schilder noch professionell anfertigen lassen. Was genau noch im Zoo coronabedingt angepasst wird, würden sie in den kommenden Tagen klären. Mehr Platz für Besucher: Begehbare Freigehege erweitern Fläche: Was nicht möglich sein wird, da sich dabei immer viele Besucher drängten, seien die beliebten Schaufütterungen, sagt Birgit Wilhelm. Dabei gebe es in der Arche Noah viel Platz. Dem Zoo kommt bei der neuen Verordnung, laut der die Besucherzahl auf nur eine Person pro 20 Quadratmeter Verkehrsfläche begrenzt ist, zugute, dass er mehrere begehbare Freigehege hat. In denen können die Besucher abseits der normalen Wege den Tieren ganz nahe kommen. Zum Beispiel bei den australischen Tieren, den Emus und Bennetkängurus – gleich gegenüber von den Löwen und ihren beiden Töchtern, die natürlich nicht zum Anfassen sind. Die beiden Grömitzer Löwenbabys sind mittlerweile keine Leichtgewichte mehr. Birgit Wilhelm schätzt sie auf 25 Kilogramm. Und: Sie haben auch Namen erhalten. Die Mädchen heißen „Ayjala“ und „Amary“. Man achte immer darauf, dass die Namen der Kinder zu denen der Mütter passe, erklärt Birgit Wilhelm. So heiße die Mutter „Ayla“. Wie es aussieht, bleibt die Familie rund um Vater „Arslan“, der sich liebevoll um seine Töchter kümmere, zusammen. „Ich denke, wir werden sie hier lassen“, sagt Birgit Wilhelm. Pläne, die Löwenkinder woanders hinzugeben, habe man bislang nicht. Die Anlage sei ausreichend groß für vier Löwen. Birgit Wilhelm ist im Hinblick auf die Beachtung der Corona-Regeln optimistisch. „Die Einheimischen und die Kinder waren toll“, sagt sie rückblickend auf die Zeit nach dem ersten Lockdown. „Der Hochsommer war schwierig.“ Viele Touristen hätten sich gewundert, dass es doch so voll an der Küste war. Lockdown war nicht die erste harte Zeit: Ingo Wilhelm wirkt gelassen. „Der Zoobetrieb läuft unabhängig davon, ob Corona ist oder nicht“, sagt der Grömitzer, der sich seit 44 Jahren – anfangs noch mit seinem Vater – um den Zoo kümmert. Für viele andere Betriebe sei es das erste Mal, dass sie keine Einnahmen hätten. Er habe das schon mehrfach erlebt: „Bei der Schneekatastrophe in den 70ern, nach Tschernobyl, bei der Maul- und Klauenseuche, bei der Vogelgrippe . . .“ Ein neuer Ziegenstall ist schon fertig, unter anderem erbaut aus alten Steinen und mit einer Holzdachrinne. Im Stall ist Platz zum Hinsetzen, Kinder können – nach Corona – die Tiere füttern. Auch der Rest des Ziegenhofs wird erneuert. Für eine neue Seehundanlage rollen am Dienstag die Bagger an. Vier Seehunde leben im Park, darunter mit der über 40-jährigen „Dolly“ der älteste Seehund in einem deutschen Zoo. Das Maki-Gehege soll im Sommer in Angriff genommen werden. Was sich noch in Sachen Nachwuchs getan hat, werde man im Frühjahr sehen, sagt Ingo Wilhelm. Noch kein Abenteuer Dschungelland in Weissenhäuser Strand: Auch in Weissenhäuser Strand drängt es Ferienpark-Chef David Depenau nach den Lockdown-Erfahrungen des vergangenen Jahres nicht zur Eile. Im parkeigenen Abenteuer Dschungelland leben viele exotische Tiere – indoor. Dieses Angebot fällt nicht unter die neuen Lockerungen, der Lockdown hält an. Vorbereitungen für eine Wiedereröffnung gebe es noch nicht. „Es ist wie im gesamten letzten Jahr“, sagt Depenau. Man müsse eben warten. Erst wenn etwas schriftlich vorliege, würden sie tatsächlich aktiv werden. Zwar gehört zum Park auch ein Streicheltier- und Damwildgehege, doch dieses nun für Besucher zu öffnen, lohne sich laut Depenau nicht. Lesen Sie auch Nach Corona-Pause: Grömitzer Zoo zeigt die Löwenkinder Vogelpark Niendorf: Kranich-Suche geht weiter Überwintern im Lockdown: So geht’s den Tieren im Ferienpark Weissenhäuser Strand Vogelpark Niendorf öffnet bereits am Montag, 1. März: Während auch das Sealife in Timmendorfer Strand mit seinem Indoor-Angebot weiter geschlossen bleibt, öffnet der Vogelpark in Niendorf ab Montag wieder täglich von 10 bis 17 Uhr. Sobald die Tage länger werden, weiten sich auch die Zeiten aus. Eine Maskenpflicht gebe es zwar nicht, sagt Parkchef Klaus Langfeldt. Aber man habe ein Schild mit der Bitte angebracht, dass eine Maske durchaus wünschenswert wäre. Ansonsten habe sich das Hygienekonzept nicht verändert. So gibt es zum Beispiel eine Einbahnstraßenregelung. Warum im Vogelpark Niendorf einige Tiere noch nicht zu sehen sind: Von Anfang an werden für die Besucher zum Beispiel Eulen, Adler, Geier, die Papageien, Störche und Kraniche zu besichtigen sein. „Die Flamingos sind aber am Montag wohl noch nicht zu sehen“, sagt Langfeldt. Grund ist eine Eisschicht, die noch auf einigen Gehegen wie auch auf dem der Flamingos liegt. Die Tiere könnten sich die Beine brechen, erklärt Langfeldt, das sei zu gefährlich. Von Stefanie Nagelpusch