Neuer Sundtunnel: Bahn will Beton-Elemente in Großenbrode bauen lassen

Die Fronten in Sachen Fehmarnbelttunnel-Bauplanung haben sich zumindest oberverwaltungsgerichtlich weitgehend geklärt. Nun rückt auch der für ursprünglich 714 Millionen Euro bis 2028/29 geplante „kleine“ Sundtunnel mit seinen zwei zweispurigen Straßen- und einer zweigleisigen Schienenröhre zwischen Großenbrode und Strukkamp auf Fehmarn verstärkt in den Fokus. Dazu bestätigt jetzt Peter Mantik als Projektsprecher der Deutschen Bahn: „Wir haben uns dazu entschieden, auf Großenbroder Seite in Höhe der künftigen Tunnelein- und ausfahrt eine eigene Produktionsstätte für die benötigten Tunnelelemente zu errichten – nebst Trockendock und kleinem Arbeitshafen.“ Zu genaueren Details könne er aktuell zwar nichts sagen, „da die Entwurfs- und Genehmigungsplanung ja auch gerade erst angelaufen ist“. Mantik führt weiter aus: „Dass wir die Betonelemente aus der auf Lolland angesiedelten Belttunnel-Produktion nicht verwenden werden, liegt zum einen an der Auslastung der dänischen Fabrik und zum anderen daran, dass wir am Sund auch aufgrund unserer DIN-Normen unterschiedliche Querschnitte brauchen.“ Zudem hätte man den mitunter nur sechs Meter tiefen Sund noch zusätzlich ausbaggern müssen, um die per Schiff aus Lolland angelieferten Tunnelteile entladen und am Absenktunnel verbauen zu können. „Und diesen massiven Eingriff in die Umwelt wollen wir vermeiden.“ „Müssen am Sund bald loslegen, um mit den Dänen fertig zu sein“: Zur Zeitschiene mit Blick auf die Anfang März von Bundesverkehrsministerium, Deutscher Bahn und Kieler Landesregierung gemeinsam abgesegnete, gut 1,7 Kilometer lange Unterwasser-Verbindung zwischen der Halbinsel Wagrien und Fehmarn merkt der Bahn-Sprecher an: „ Da die Dänen jetzt am Belt nach der positiven Gerichtsentscheidung Gas geben und spätestens 2029 fertig sein wollen, müssen wir natürlich auch auf deutscher Seite am Sund bald loslegen, damit wir wie geplant mit den Dänen gemeinsam in Betrieb gehen können.“ Schließlich sei in diesem Zeitraum auch noch die Grundsanierung der Fehmarnsundbrücke zu bewerkstelligen, ehe der Bahnverkehr in den neuen Tunnel verlegt und der 1963 errichtete „Kleiderbügel“ für langsame Kraftfahrzeuge, Radfahrer und Fußgänger zurückgebaut werden kann. Kritik vom Bürgermeister: Als unmittelbar betroffener Bürgermeister von Großenbrode fühlt sich Jens Reise von den Bahn-Planungen „irgendwie kalt erwischt“ und beklagt auf LN-Anfrage: „Dass wir all das aus oder von der Presse erfahren, überrascht und enttäuscht uns. Wir haben in den letzten Monaten mehrere Runde Tische oder Dialogforen gehabt, an denen von so einer Produktionsstätte auf Großenbroder Seite nie etwas gesagt wurde.“ Reise merkt an: „Ich muss mich schon wundern, dass die entsprechende Gemeinde nicht im Vorwege vielleicht auch in schriftlicher, offizieller Form darüber informiert wurde, zumal ja dazu auch ein B-Plan-Verfahren angeschoben werden muss.“ Nun werde er den nächsten anstehenden Gesprächstermin mit der Deutschen Bahn am 10. Dezember dazu nutzen, „um dieses Thema anzureißen und sich den weiteren planerischen Weg aufzeigen zu lassen“. Allerdings bedauere er schon, „dass es nicht möglich sein soll, die Synergieeffekte zu nutzen und die Tunnelelemente aus einer Hand in Rødby fertigen zu lassen“. Bahn-Sprecher Mantik entgegnet dazu: „Wir haben das Ganze schon seit 2018 kommuniziert, auch wenn es damals vielleicht nur ein Randthema war, ob wir die insgesamt acht zwischen 200 und 223 Meter langen Elemente im Falle eines Tunnelbaus vor Ort produzieren oder anliefern lassen. Klar ist jedoch, dass wir die unmittelbar Betroffenen vor Ort auch weiter in alle Entscheidungen einbinden, bis eine öffentliche Auslegung nach der abgeschlossenen Entwurfs- und Genehmigungsplanung erfolgt.“ „Es geht um rechtzeitige Informationen aus erster Hand“: Das hofft auch Jürgen Zuch. Der hauptamtliche Regional- und Projektmanager Feste Fehmarnbelt- und Fehmarnsundquerung für Fehmarn und Großenbrode mit Sitz in Burg konstatiert nämlich ebenfalls: „Dass nun die Tunnelteile in Großenbrode produziert werden sollen, ist grundsätzlich ja überhaupt kein Aufreger. Aber es geht einfach darum, rechtzeitig Informationen aus erster Hand darüber zu erhalten. Weder beim letzten Runden Tisch Ende 2019 in Oldenburg noch bei den letzten beiden Dialogforen per Videokonferenz wurde darüber gesprochen.“ Und das sei eigentlich ein Unding, zumal es demnächst neben der Grundsanierung der Fehmarnsundbrücke mit dem Belttunnnelbau, dem vierspurigen Ausbau der B 207 zwischen Puttgarden und Großenbrode, dem Schienenausbau auf Fehmarn und dem ostholsteinischen Festland sowie dem Sundtunnelbau gleich vier mehrjährige Großbaustellen gebe. Lesen Sie auch: Der Tunnel kommt: Jetzt muss die Bahn zügig loslegen Trotz Sundtunnel: Kritiker lehnen Fehmarnbelt-Projekt weiter ab Der Belttunnel wird gebaut: Kein Grund zum Jubeln Von Andreas Oelker