Notfallplan für Blackout: Stockelsdorf rechnet mit mehr Stromausfällen

Was tun, wenn plötzlich alles zappenduster ist? Wenn der Strom mehrere Stunden oder noch länger ausfällt? Tausende Einwohner von Stockelsdorf und der Dorfschaft Dissau sahen sich mit diesen Fragen erst Ende Januar bei einem Stromausfall konfrontiert. „Weil damit zu rechnen ist, dass es künftig noch häufiger zu solchen Stromausfällen kommen wird“, sagt Julia Samtleben (SPD), die Bürgermeisterin von Stockelsdorf, „wollen wir jetzt die Empfehlungen und Hinweise erneuern, wie sich die Bevölkerung auf einen solchen Fall vorbereiten kann.“ Tankstellen in Stockelsdorf sollen mit Notstrom ausgestattet werden: Die Gemeinde Stockelsdorf, so Samtleben, sei bislang „eine von ganz wenigen Gemeinden, die für den Fall eines größeren und längeren Stromausfalls bereits einen Notfallplan erarbeitet hat“. Dieser soll allerdings noch ausgebaut werden – unter anderem mit der Bereitstellung von Stromaggregaten für die drei Tankstellen in der Gemeinde Stockelsdorf (Total-Tankstelle in der Segeberger Straße 55a, Famila-Tankstelle in Ravensbusch 12 und die Tankpool-24-Tankstelle für Busse und Lkw in der Daimlerstraße 3-5). Krisenzentrum im Rathaus: „Denn wenn der Strom ausfällt, dann kann man auch nicht mehr tanken“, erklärt der Gemeindewehrführer Günter Volgmann, der Mitglied des Krisenstabs ist. „Wenn man nicht mehr tanken kann, dann führt das bald zum Erliegen des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens.“ Er berichtet von einem Stromausfall vor gut 20 Jahren, bei dem in einer Region in Deutschland im Winter der Strom für sieben Tage ausgefallen war. „Das ist der Worst Case“, sagt Volgmann, „die meisten Stromausfälle dauern nur kurz oder ein paar Stunden. Aber es ist nicht auszuschließen, dass so ein großer und längerer Stromausfall nicht auch in Zukunft passieren kann.“ Im Notfall wird der gläserne Sitzungssaal des Rathauses zum Krisenzentrum, denn der Saal ist versorgt mit Notstrom. Wer das Gefühl hat, dass sich Stromausfälle in der Region in jüngerer Vergangenheit häufen, der täuscht sich nicht: Ein großer Stromausfall hat am 23. Januar dieses Jahres zahlreiche Haushalte in Bad Schwartau, Sereetz und Ratekau lahmgelegt. Und kurze Zeit davor war am Wochenende in der Nacht vom 9. auf den 10. Januar in weiten Teilen im Süden von Lübeck der Strom ausgefallen. Auch mehrere Gemeinden im Kreis Stormarn wie Hamberge und Klein Wesenberg waren betroffen. Der Stromausfall Ende Januar in weiten Teilen von Stockelsdorf und Dissau ist der dritte Stromausfall in dieser Region allein im Monat Januar 2021. Noch mehr Ausfälle wegen Umspannwerk in Pohnsdorf?t: Anfang Januar hätte eine Frequenzstörung in Südosteuropa fast zu einem Blackout in ganz Europa geführt, erinnert sich Bürgermeisterin Samtleben. Man werde sich darauf einstellen müssen, dass es künftig häufiger zu Stromausfällen kommen wird: „Durch die vermehrte Nutzung von regenerativen Energiequellen wie Sonne, Wind und Wasser ist die Stromspannung nicht mehr so einfach zu regulieren.“ Eine schwankende Stromspannung wiederum führe zu Irritationen in den Stromverteilungsknoten wie zum Beispiel dem Umspannwerk bei Pohnsdorf. „Diese Irritationen führen dann technisch zu einem größeren Stromausfall“, ergänzt Volgmann. Er geht genau wie Julia Samtleben davon aus, dass die Ausfälle mit dem Bau des geplanten neuen Umspannwerks in Pohnsdorf sogar noch häufiger werden, „weil die Stromquellen aus regenerativer Energie mehr werden“. 133 Minuten dauert durchschnittlich ein Stromausfall in Deutschland: Nach zwei Stunden war der Strom wieder da nach dem Ausfall beim letzten Blackout in Stockelsdorf und Dissau. Damit liegt dieser Ausfall noch knapp unter der Durchschnittszeit von 133 Minuten, die ein Stromausfall in Deutschland dauert. Julia Samtleben erinnert daran, dass es auch schon deutlich länger dauern kann, wie der Blackout vom 16. Mai 2018 zeigt, bei dem 146 000 Haushalte im Großraum Lübeck vier Stunden und zum Teil noch länger ohne Strom waren. Wenn ein Stromausfall in der Gemeinde Stockelsdorf länger als 30 Minuten dauert, werden alle Gerätehäuser der Feuerwehren besetzt, um erreichbar zu sein für Bürger, die selbst keinen Notruf mehr mit ihrem Handy und Telefon absetzen können. „Die Wehren sind über Funk mit dem Krisenzentrum verbunden“, sagt Volgmann, „und im Krisenzentrum haben wir ein Satellitentelefon, mit dem wir immer Hilfe anfordern können, wenn kein anderes Telefon mehr geht.“ Lesen Sie auch Angst vor Corona-Abitur: So geht es den Abschluss-Schülern Diebestour über Golfplätze: Teure Schläger gestohlen Darüber hinaus empfiehlt die Bürgermeisterin, dass die Bürger sich grundsätzlich mit Taschenlampen, Kerzen, Streichhölzern, Frischwasser und haltbaren Lebensmitteln bevorraten sollen, „so dass jeder damit ein paar Tage überstehen kann“. Außerdem rät Julia Samtleben, sich Powerbanks zur Handyaufladung zuzulegen sowie batteriebetriebene Radios als Informationsquelle für Warnmeldungen. Was bei einem Stromausfall auch immer noch funktioniert: das Autoradio. Von Doreen Dankert