Ostholstein: Ab Ostern neue Corona-Regeln für Tagestouristen?

Gesperrte Strandabschnitte, Wildparker, Sicherheitsdienste auf Promenaden und Warnhinweise neben Autobahnen und Bundesstraßen – im Sommer 2020 wurde die Küste Ostholsteins an einigen heißen Wochenenden regelrecht von Einheimischen, Urlaubern und Tagesgästen überrannt. Um das Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 zu minimieren, wird immer wieder über eine Regulierung des Tagestourismus diskutiert. Die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) hatte die Debatte nun erneut angeregt und bekommt Unterstützung von Strandkorbvermietern sowie vielen Bürgern. Tagestourismus: Strandkorbvermieter für klare Regeln: Marcus Bade ist stellvertretender Vorsitzender im Landesverband Strandkorbvermietung und bietet zugleich Körbe in Scharbeutz und Timmendorfer Strand an. Er betont einerseits die wirtschaftliche Bedeutung von Tagesgästen für die Region und spricht sich andererseits dafür aus, noch vor Ostern gemeinsame Regeln für die Wochenenden in der Hochsaison – inklusive einer Besucherregulierung – zu erarbeiten. Auch will er einen Brief an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) verfassen, um auf die Notwendigkeit einer baldigen Absprache hinzuweisen. Im Süden Ostholsteins sind mehr Tagesgäste unterwegs: „Ich will keine Schleswig-Holsteiner ausschließen“, sagt er. Jedoch sei es denkbar, dass Gäste aus anderen Bundesländern, insbesondere aus Hamburg sowie Niedersachsen, an bestimmten Tagen nicht kommen dürfen. „Ich kann jeden verstehen, der an die Küste möchte. Es hilft aber keinem, wenn wir wieder tumultartige Zustände an Strandzugängen haben und die Leute frustriert sind“, führt Bade aus. Zugleich betont er ebenso wie Touristiker aus Dahme und von Fehmarn, dass es ein Nord-Süd-Gefälle im Kreis gebe, sprich Tagesgäste seien vor allem zwischen Sierksdorf und Niendorf unterwegs. Die heißen Wochenenden im Blick: Kreis und Land müssten deshalb tätig werden und den Tagestourismus an heißen Wochenenden frühzeitig stoppen und dies vor allem vorab vernünftig und immer wieder kommunizieren. Aus Sicht des Strandkorbvermieters hätten die Appelle an die Vernunft der Menschen, nicht anzureisen, in 2020 nur bedingt funktioniert. Deshalb werde unter anderem eine deutlich verstärkte Polizeipräsenz benötigt, um bei Menschenansammlungen entlang der Promenaden tätig zu werden. „Zusätzlich brauchen wir da, wo die Luft brennt, Sicherheitsdienste. Da müssen permanent Leute sein“, sagt er. Hoffen auf Lockerungen und klare Konzepte: Die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer sagt in Bezug auf die Saison 2021: „Wir haben alle die Hoffnung, dass sich ab Ostern einiges normalisiert, beziehungsweise sich bis dahin gelockert hat. Sich erst dann Gedanken über Konzepte zu machen, ist definitiv zu spät. Hier kann man nicht einfach nur reagieren.“ Es gehe darum, unschöne Situationen zu vermeiden. Schließlich sei davon auszugehen, dass die deutsche Küste erneut äußerst nachgefragt sein werde. Das Einzugsgebiet für Tagestouristen sei sehr groß und der Platz am Meer begrenzt. „Das werden wir an ganz heißen Tagen, insbesondere an den Wochenenden einfach nicht abbilden können“, sagt Schäfer. Deshalb sei es sinnvoll, vorab Regeln zu erarbeiten, sodass jeder weiß, woran er ist. Autobahn-Baustelle könnte Tagestouristen lenken: Zugleich stellt sie klar, dass es bei der Debatte nicht darum gehe, Ostholsteinern die Strände vorzuenthalten, und dass der Süden des Kreises weitaus stärker im Fokus von Tagestouristen stehe. „Scharbeutz ist nicht nur sehr attraktiv, es ist auch der definitiv kürzere Weg ans Meer“, erläutert die Bürgermeisterin. Hinzu komme, dass die Autobahn 1 in Richtung Norden ab April neun Monate lang erneuert wird, was diesen Effekt eventuell noch verstärken werde. Lesen Sie auch Lübecker Bucht: Corona-Strandampel gewinnt Tourismuspreis Ostholstein: Hier entstehen 2021 Häuser, Wohnungen und Bauland Scharbeutz: Reiterpension landet mit Jerusalema-Dance-Challenge einen Internet-Hit Unterschiedliche Regularien verwirren Tagestouristen: Auch sei es wichtig, „die Akzeptanz in der Bevölkerung zu behalten, die Einheimischen mitzunehmen und den Gast nicht einem Paragrafen-Chaos und Vorschriften-Dschungel auszusetzen.“ Damit spielt Bettina Schäfer vor allem auf die seit Monaten sehr unterschiedlichen Regelungen der Bundesländer Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern an – in MV ist derzeit zum wiederholten Male die Einreise von Tagestouristen verboten. „Wenn dann noch jede Gemeinde oder Stadt grundsätzlich verschiedene Regularien hat, findet sich niemand mehr zurecht“, ist Schäfer überzeugt. Von Andreas Oelker und Sebastian Rosenkötter