Ostholstein: Außengastronomie an der Küste öffnet ab 12. April

Endlich. Nach monatelanger Zwangspause dürfen Gastronomen wieder Gäste bewirten. Die Landesregierung erlaubt dies im Außenbereich ab 12. April in Regionen mit einem stabilen Inzidenzwert von unter 100 – Bedingung sind unter anderem feste Sitzplätze. Ostholstein erfüllt die Vorgabe: Der Wert liegt hier relativ konstant im 40er-Bereich. In der Branche wird der erlaubte Neustart unterschiedlich bewertet: In einigen Restaurants wirbelt das Personal, um sich auf den kommenden Montag vorzubereiten, andere Betriebe fürchten einen weiteren Lockdown und wollen die politische Entwicklung abwarten. Falkenthal Seafood arbeitet mit Luca und iPads: Zu den wenigen Restaurantbetreibern, die ihre Außengastronomie schnellstmöglich öffnen werden, zählt Lars Falkenthal, der das gleichnamige Seafood an der Kurpromenade in Grömitz betreibt. Der QR-Code für die Erfassung der Kunden mit Smartphone und Luca-App liege vor, sagt er. Als Alternative habe er iPads angeschafft, auf denen Gäste ihre Daten in das System eingeben könnten. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Falkenthal. Er wolle auch unter den derzeit erschwerten Bedingungen öffnen, um den Laden am Laufen und Leben zu halten und damit auch ein Zeichen für die Branche zu setzen. Wobei er für die zögerliche Haltung anderer, vor allem größerer Betriebe schon Verständnis habe. Er stehe selbst in der Küche. Lesen Sie auch Ralf Stegner zu Besuch bei der Klüvers Manufaktur – LN - Lübecker Nachrichten Projekt in Blieschendorf: Ferienhof auf Fehmarn will Wohnsiedlung werden Ostholstein setzt auf mehr Busse im Nahverkehr und baut das Netz aus Capolino in Scharbeutz startet am Montag: „Am Montag ab 10 Uhr gibt es auf unserer Terrasse Frühstück, ab 12 Uhr ist die Lounge geöffnet“, sagt Denny Pöhl, Restaurantleiter im Capolino in Scharbeutz. In den verbleibenden drei Tagen bis dahin muss das Team noch Fenster putzen, durchwischen, Gläser polieren, Salz- und Pfeffer-Menagen auffüllen und vieles anderes mehr. „Aber alle sind heiß, dass es wieder losgeht“, sagt Pöhl. Sein Chef Lino Cimmino hole zum Neustart alle zehn Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurück, auch die Saisonkräfte stünden bereit. Die Karte sei unverändert. „Wir haben die Preise nicht erhöht“, betont Denny Pöhls, „die Gäste sollen es hier so vorfinden, wie sie es vor dem Lockdown gewohnt waren.“ Lounge mit beheizten Tischen und Stühlen: Eine große Neuerung gibt es allerdings. An sie werden sich die Gäste des Capolino schnell gewöhnen. Lino Cimmino hat die Lounge in den Dünen für rund 200 000 Euro umbauen lassen und dabei für einen ganz besonderen Komfort gesorgt: Boden, Tische und Rückenlehnen der Sitzbänke sind mit Niedrig-Energie-Flächen-Heizmodulen versehen. „Auch bei kühler Luft kann man hier warm sitzen“, sagt Ralf Thull von der Firma Elitile, der das Prinzip erfunden hat. Gemeinsam mit Lino Cimmino und Stahlbauer Domenico Arone hat er Sitzgelegenheiten speziell für das Capolino ausgetüftelt. 130 gemütliche Sitzplätze kann Cimmino so anbieten, auch wenn es in der kommenden Woche kühl sein sollte. „Wir haben schon etliche Reservierungen“, sagt der Chef erfreut, „aber bei der Investition muss jetzt auch mal wieder Geld ’rein kommen.“ 200 Außenplätze im Engelseck in Timmendorf: „Natürlich öffnen wir! Wir sind mitten in der Vorbereitung dafür“, sagt Mario Macke, Betriebsleiter im Café Engelseck/Café Wichtig in Timmendorfer Strand. Alle 40 Mitarbeiter seien dabei, in der Konditorei und in der Küche stünden alle auf ihrem Posten. Ab 8.30 Uhr könne am 12. April gefrühstückt werden. „Wir bieten alles in gewohntem Rahmen an“, verspricht Macke den Gästen. Seine Außengastronomie habe unter Corona-Bedingungen 200 Plätze. Eingecheckt werden könne bequem mit der Luca-App. Klüvers Brauhaus öffnet Außengastronomie am 14. April: Klüvers Brauhaus am Neustädter Hafen wird seine Außengastronomie mit 80 Plätzen am 14. April öffnen, Klüvers Hafen-Räucherei in Niendorf (150 Plätze) soll eine Woche später folgen. „Wir bekommen unser Personal nicht so schnell ’ran, unser Hauptpersonal und viele Saisonkräfte sind noch in Bulgarien bei ihren Familien“, erklärt Inhaber Olaf Klüver. Er freue sich für seine Mitarbeiter, dass es endlich wieder losgehe – ihn selbst hätten viele andere Projekte im Familienunternehmen „Klüvers Manufaktur“ im Lockdown beschäftigt. Nicht noch einmal Geld in den Sand setzen: „Wir warten erstmal ab, was am Montag in Berlin von der Kanzlerin und den Ministerpräsidenten entschieden wird. Im März wurde uns schon einmal Hoffnung gemacht, wir könnten aufmachen, dann haben wir uns vorbereitet, aber es ging doch nicht. Das hat uns Geld gekostet“, sagt Tung Truong, Geschäftsführer des Grande Beach Café in Scharbeutz. Bootshaus in Malente wartet erstmal ab: Der Inhaber des Bootshauses am Dieksee in Malente, Günter Koch, sagt. „Wir haben alles fertig, rechnen aber nicht damit, dass wir in den nächsten Wochen öffnen werden.“ Das Personal müsse reaktiviert, teilweise neu eingestellt werden. Zudem müsse das Lager aufgefüllt werden. Das dauere mindestens acht Tage, schätzt Koch. Insgeheim rechne er sogar damit, Mitte, vielleicht erst Ende Mai den Betrieb mit den 120 Außenplätzen wieder aufzunehmen zu können. Denn: Die Diskussionen über einen deutschlandweiten Lockdown würden ja immer stärker geführt. „Das Ganze jetzt hochzufahren und in ein, zwei Wochen wieder zu schließen, ergibt keinen Sinn.“ Zurückhaltung auch auf Fehmarn und in Heiligenhafen: Oliver Penzlin vom Restaurant zum goldenen Anker in Burgstaaken auf Fehmarn wird ebenfalls noch nicht öffnen. „Ein auf die Außengastronomie beschränkter Betrieb ist in dieser Jahreszeit wirtschaftlich kaum darstellbar“, bewertet er die Situation. Hinzu komme: „Solange das Beherbergungsverbot besteht, haben wir schlicht zu wenige Gäste in der Region.“ Die Geschäftsführerin des Ostsee-Holstein-Tourismus, Katja Lauritzen, begrüßt die Öffnung der Außengastronomie ab 12. April: „Wir finden das Signal an die Tourismuswirtschaft, dass die Außengastronomie öffnen kann, richtig und auch verantwortbar. Die Orte und Gastronomen verfügen über die nötigen Abstands- und Hygienekonzepte, die bereits im Vorjahr professionell erarbeitet worden sind. Auch wir haben das Ganze mit unserem Tourismuskodex begleitet und flankiert.“ Auch Thomas Kahl von Weinigels Fährhaus in Heiligenhafen traut sich noch nicht so richtig. „Vielleicht werden wir am Wochenende mit kleiner Besetzung etwas machen“, sagt Kahl. Aber diese Entscheidung werde er kurzfristig neben den Vorgaben der Verordnung, die er noch nicht im Detail kenne, auch vom Wetter abhängig machen. „Die Temperaturen sind derzeit ja nicht so, dass die Gäste zum Essen und Trinken draußen sitzen möchten“, erläuterte Kahl. Zumal die Außenplätze seines Lokals mit Rücksicht auf die schöne Aussicht nicht wetterfest seien. Von Ulrike Benthien, Dirk Schneider