Ostholstein: Das Ringen um die Sana-Übernahme

Das Bundeskartellamt blickt tief hinter die Kulissen. Es hat festgestellt, dass die Ameos-Gruppe und die Schön-Klinik SE mit ihrer Klinik in Neustadt von ein und derselben Carlyle-Group mit Sitz in den USA beherrscht werden. Deshalb gelte für sie, was bei Krankenhausfusionen immer zu bedenken sei: dass es keine Marktmacht geben dürfe. Die aber würde mit dieser Fusion geschaffen. Lesen Sie auch den Artikel Kartellamt stoppt Klinik-Fusion in Ostholstein Bedenken zur Versorgungsqualität: Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sorgt sich im Falle einer Sana-Übernahme durch Ameos um die Auswahlmöglichkeiten für Ostholsteins Ärzte und Patienten und damit um ihre Versorgungssicherheit. „Wettbewerb ist auch im Krankenhausbereich ein wichtiges Mittel zur Qualitätssicherung. Wenn Patienten und zuweisende Ärzte Auswahlmöglichkeiten haben, müssen sich Krankenhäuser um die Patienten bemühen und haben Anreize, in die Qualität ihrer Einrichtung zu investieren“, schreibt Mundt in einer Pressemitteilung zum Übernahmeantrag von Sana und Ameos. Offenbar hat das Kartellamt seine wettbewerbsrechlichten Bedenken gegenüber beiden Krankenhaus-Konzernen deutlich gemacht. Mitte März zogen sie ihren Antrag zurück. Aus Mundts Mitteilung klingt durch, dass das Vorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit abgelehnt worden wäre, weil es dazu geführt hätte, dass die Kliniken der Ameos-Schön-Gruppe den Markt in Ostholstein beherrscht hätten. Der Einschätzung zur Sana-Ameos-Übernahme liege die Auswertung von mehr als 14 Millionen Patienten-Falldaten zugrunde, heißt es vom Kartellamt weiter. Kein Abrücken von den Plänen: Ameos-Vorstandsmitglied Michael Dieckmann teilte auf Anfrage mit, die Bedenken des Kartellamtes hätten Ameos überrascht. „Wir hatten den Markt aufgrund der Patientenströme größer gesehen, zumindest inklusive der beiden kreisfreien Städte Lübeck und Kiel, daneben die angrenzenden Landkreise.“ Ameos und Sana würden die Hinweise des Kartellamtes im weiteren Verlauf der Transaktion entsprechend berücksichtigen. An den Übernahmeplänen werde festgehalten. „Die Übernahme der Sana-Kliniken Ostholstein durch Ameos ist vereinbart und wird am Ende des Prozesses so umgesetzt“, teilte Dieckmann weiter mit. Ameos arbeite derzeit mit Sana an einer Transaktionsstruktur, die durch das Kartellamt genehmigt werden könne oder die nicht genehmigt werden müsse. Demnächst werde das Ergebnis vorgestellt. Er bitte aber um Verständnis, sagte Dieckmann, dass erst die beteiligten Behörden und Partner informiert würden. Theoretisch sei eine Neuanmeldung des Übernahme-Begehrens grundsätzlich möglich, sagt Kartellamtssprecher Kay Weidner. Es sei auch denkbar, dass seine Behörde eine Übernahmeentscheidung mit Auflagen treffe. Beobachtet werden die Vorgänge in Ostholstein auch bei der Schleswig-Holsteinischen Ärztekammer. Der Ärztliche Geschäftsführer Dr. Carsten Leffmann sagt: „Für uns stehen die gute und ortsnahe Patientenversorgung und die guten Arbeitsbedingungen unserer Kollegen im Vordergrund.“ Dass Krankenhäuser heutzutage von großen Unternehmen geführt werden, ist auch in der Kammer ein Thema. Leffmann: „Wir vernehmen in der Ärztekammer zunehmend Stimmen unserer Mitglieder, ob es so sein muss, dass Krankenhausgruppen ausländische Investmentfonds bedienen.“ Sanierungsunterlagen eingereicht: Unabhängig vom Übernahmeverfahren steht immer noch die Zukunft der von Wasserschäden gebeutelten Eutiner Klinik im Mittelpunkt des Interesses. Der Kieler Sozialminister Heiner Garg (FDP) hatte im März nachdrücklich das versprochene Sanierungskonzept angemahnt. Am Montagnachmittag, einen Tag vor Ablauf der dafür angesetzten Frist, gingen Unterlagen dazu im Ministerium ein. „Diese Überlegungen umfassen die phasenweise Sanierung des Gebäudes inklusive eines Entlastungsanbaus“, teilte Sana mit. Details würden am 25. April dem Kieler Sozialausschuss vorgestellt. Zum Übernahmeverfahren teilte Ministeriumssprecherin Susann Wilke mit: „Das Ministerium erwartet zum weiteren Verfahren informiert zu werden und wird die Geschäftsführer von Sana und Ameos zu einem Gespräch einladen.“ Susanne Peyronnet

Eutin/Oldenburg - Das Ringen um die Sana-Übernahme