Ostholstein: Diese Firmen ermöglichen Homeoffice während Corona

Der Esszimmertisch wird plötzlich zum Schreibtisch, das Arbeitszimmer kurzerhand zum Büro: Viele Menschen arbeiten seit der Coronapandemie ganz oder in Teilen von Zuhause. Das soll nun noch verstärkt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefinnen und -chefs der Länder erhöhen den Druck auf Unternehmen. Diese müssen es den Mitarbeitern künftig ermöglichen, von zu Hause aus zu arbeiten, sofern die Tätigkeiten es zulassen. Geregelt werden soll das per Verordnung. Doch klar ist: Nicht in allen Bereichen ist Homeoffice realisierbar. Wo es aber um Verwaltung oder Tätigkeiten am Computer geht, setzen viele Firmen bereits auf die Arbeit im heimischen Büro. In Ostholstein ist das Echo geteilt. Gerade wo es Einzelbüros gibt, sind derzeit noch viele Menschen im Büro. In den meisten großen Firmen aber gilt: Wer kann, bleibt zu Hause. Eppendorf: Geschäftsführer forciert Homeoffice: Die Firma Eppendorf in Oldenburg beispielsweise setzt konsequent auf Homeoffice. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt Geräte, Verbrauchsartikel und Services zum Einsatz in Laboren. „Wir bieten Homeoffice nicht nur an, sondern forcieren es“, sagt Geschäftsführer Dr. Thomas Reimann. In allen Bereichen, in denen es möglich sei, würden die Mitarbeiter von zu Hause arbeiten. Fast jeder zweite Beschäftigte arbeitet derzeit in den eigenen vier Wänden. Das hat eine Befragung des Digitalverbands Bitkom im Winter 2020 ergeben. 25 Prozent der Berufstätigen in Deutschland sind komplett im Homeoffice, der Rest zumindest an einigen Tagen in der Woche. Laut dem Statistischen Bundesamt lag diese Zahl 2019 noch bei rund 13 Prozent. Rund die Hälfte der Befragten bewertet die Arbeit im Homeoffice als effektiver. Ein Drittel gibt sogar an, länger als im Büro zu arbeiten. Jeder fünfte sagt aber auch, dass die Abgrenzung zwischen Job und Privatleben schwerfalle. Das betreffe beispielsweise den Einkauf, das Controlling, die Planung, die Sekretariate und das Qualitätsmanagement. „Aktuell arbeiten zehn Mitarbeiter aus Oldenburg im Homeoffice“, sagt Reimann. Dazu kommen zwölf Angestellte, die in der Entwicklung in Hamburg arbeiten, die zum Oldenburger Standort gehört. „Technisch waren wir perfekt vorbereitet. Unsere Mitarbeiter waren schon immer mit Laptops ausgestattet und die IT war auf dem aktuellen Stand“, lobt der Geschäftsführer. Hoher Homeoffice-Anteil auch bei Scandlines: Auch bei der Reederei Scandlines sind rund 100 Mitarbeiter im Homeoffice. „Nicht für alle ist das möglich, weil unsere Schiffe natürlich weiterfahren“, sagt Sprecherin Anette Ustrup Svendsen. „Aber wir bieten grundsätzlich allen Mitarbeitern der Verwaltung Homeoffice an.“ Viele seien vier Tage von zu Hause tätig und einen Tag im Büro. „Das ist manchmal notwendig, weil die entsprechenden Unterlagen dort sind“, sagt Svendsen. Die meisten Kollegen seien bereits vor der Corona-Pandemie mit der entsprechenden Ausrüstung versorgt worden. „Dadurch, dass unsere Fähren rund um die Uhr im Einsatz sind, müssen wir ohnehin flexibel sein“, erzählt die Sprecherin. Aufgrund der Pandemie jedoch hauptsächlich von zu Hause zu arbeiten, sei nicht nur „manchmal langweilig“, sondern anfangs auch technisch eine Herausforderung gewesen. „Aber wir haben viel gelernt und es klappt gut“, führt Anette Ustrup Svendsen aus. So läuft es beim Zweckverband: Ähnlich ist das Bild beim Zweckverband Ostholstein (ZVO). Hier nutzen 43 Prozent der insgesamt 569 Mitarbeiter die Möglichkeit, zumindest in Teilen Homeoffice zu machen. Einer von ihnen ist Jürgen Prüß, stellvertretender Leiter der Unternehmenskommunikation. „Seit Januar vergangenen Jahres arbeite ich zwei Tage in der Woche im Homeoffice. Im ersten und jetzigen Lockdown fast die gesamte Woche“, erzählt er. Die technische Umsetzung habe problemlos geklappt. „Meine IT-Ausstattung und die Softwareanwendungen wurden zunächst im Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft, indem praktisch ein Homeoffice-Anschluss simuliert wurde“, sagt Prüß. Herausfordernd sei dagegen anfangs die Kommunikation mit den Kollegen gewesen. „Videokonferenzen und der Wegfall von persönlichen Gesprächen waren Neuland“, sagt Prüß. Mittlerweile sei das allerdings Alltag. Auch beim ZVO muss ein großer Teil der Mitarbeiter trotzdem vor Ort arbeiten, damit Müllabfuhr, Energie- und Wasserversorgung auch in Zeiten von Corona funktionieren. Um in den anderen Bereichen Homeoffice zu ermöglichen, wurden im vergangenen Frühjahr Geräte gekauft und gemietet. „Außerdem gab es keine Headsets mehr auf dem Markt“, sagt Sprecherin Manuela Hamann. Vorbereitungen für die Umstellung laufen: Bei der Bau- und Siedlungsgenossenschaft Eutin eG arbeitet man aktuell daran, dass die Mitarbeiter auch im Homeoffice aktiv sein können. „Das hatten wir allerdings ohnehin in Planung und es hat nichts mit Corona zu tun“, sagt Lars Teichert vom Vorstand. Insgesamt zwölf Mitarbeiter arbeiten in der Verwaltung. „Wir haben das Glück, große Büroräumlichkeiten zu haben“, sagt Teichert. „Jeder hat hier sein eigenes Zimmer.“ Lesen Sie auch Wegen Corona: Neustadt schickt Mitarbeiter ins Homeoffice Lockdown-Regeln in Schleswig-Holstein: Schule, Kita, Treffen, Homeoffice Bürgermeisterin von Scharbeutz: „Corona wird die Saison 2021 bestimmen“ Anders läuft es indes in mehreren Unternehmen im Kreissüden wie bei den Schwartauer Werken: „Es gibt bei uns viele verschiedene Bereiche, in denen Arbeitsabläufe in irgendeiner Weise betroffen sind. Aber nicht in allen Abteilungen, wie beispielsweise Produktion, Labor und Werkstätten, ist es möglich, von zu Hause aus zu arbeiten“, erklärt Christian Berger, Geschäftsleiter Personal und Unternehmenskommunikation. Als systemrelevantes Unternehmen wolle man weiterhin die Verbraucher mit Produkten beliefern. „Das ist unser oberstes Ziel. Aus diesem Grund haben wir seit März für all unsere Werke zahlreiche zusätzliche Schutz- und Hygienemaßnahmen etabliert, um unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Anwesenheit zwingend erforderlich ist, vor dem Coronavirus zu schützen“, berichtet Berger. Seit Beginn der Pandemie gebe es aber auch viele Beschäftigte, die mobil arbeiten. Von Maike Wegner