Ostholstein: Heimatkundler berichtet über Bauhaus und Jimi Hendrix

In diesem Jahr hat die Corona-Pandemie vieles fest im Griff und bestimmt den Alltag. Auch die Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde Oldenburg/Ostholstein ist betroffen. Allerdings hat das Virus die Aktivität der Arbeitsgemeinschaft nicht „kleingekriegt“, sondern eher im Gegenteil: Das neue Jahrbuch 2021 fällt erheblich dicker aus als die in den Vorjahren. Es ist mit knapp 300 Seiten seit mehr als 50 Jahren das umfangreichste Buch in der Vereinsgeschichte. Beiträge von der Früh- bis zur Zeitgeschichte: Das Jahrbuch enthält vor allem 26 Aufsätze von 21 Autoren, die die Historie von der Vor- und Frühgeschichte bis hin zur Zeitgeschichte Wagriens betreffen. Es wird aber auch Bezug genommen auf eine besondere Auszeichnung für die Heimatkundler. So haben die ehemaligen Vorsitzenden der AG, Hinrich Scheef und Uwe Stock, Anfang 2020 die Ehrennadel des Landes Schleswig-Holstein aus den Händen von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erhalten. Wie sich Bauhaus in Ostholstein zeigt: Diesen Beitrag hat Martin Möllers aus Heringsdorf verfasst. Der Schriftleiter der AG hat sich zudem für die neueste Ausgabe mit relativ jungen Themen der Heimatgeschichte auseinandergesetzt. So beschäftigte er sich mit 100 Jahren Bauhaus und dessen Wirkung auf Ostholstein. „Ich bin fasziniert davon, was vor 100 Jahren gebaut wurde. Die Idee hinter dem Bauhausgedanken, eine zur damaligen Zeit moderne Architektur zu schaffen, ist großartig“, so Möllers. Gebäude seien unter dem Leitfaden „weniger ist mehr“ entstanden. Zwar gebe es im Kreis kaum noch Objekte, die unmittelbar dem Bauhaus zuzurechnen seien, aber auf Gut Garkau (Gemeinde Scharbeutz) sei er fündig geworden. Der Kuhstall und die Scheune des Architekten Hugo Häring aus den 1920er Jahren seien ebenso gute Beispiele wie das ehemalige Wohnhaus des Gartenarchitekten Harry Maasz in Klingberg, der 1930 den alten Kurpark in Timmendorfer Strand anlegte. Andere Bauten wie die ehemalige Kirche St. Stephanus in Dahme, mittlerweile durch einen Neubau ersetzt, und eine vor rund 50 Jahren abgerissene Räucherwarenfabrik in Neustadt schreibt Möller ebenfalls dem Bauhausstil zu. Wie man vom Staatsrecht zu Jimi Hendrix kommt: Schreiben macht Martin Möllers sehr viel Spaß. 85 Bücher hat er schon veröffentlicht. Die Publikationen des 69-jährigen Juristen befassten sich vor allem mit dem Staatsrecht. Er habe auch ein „Wörterbuch der Polizei“ verfasst, bestehend aus rund 3000 Seiten. 2016 kam er zur Arbeitsgemeinschaft. Sein erster Beitrag für ein Jahrbuch handelte von der Johanniskirche in Oldenburg. Eines der beiden aktuellen Themen, sei, wie er sagt, einfach auf ihn „zugekommen“. Es geht dabei um das „Love & Peace Festival“ vor 50 Jahren auf der Insel Fehmarn und das letzte Open-Air-Konzert des amerikanischen Gitarristen Jimi Hendrix, bevor der kurz darauf in London starb. „Ich war zwar nicht selbst dabei, aber viele in meinem Alter verbinden so manche Erinnerungen mit dieser Zeit“, sagt Möllers. Er habe für den Artikel umfangreich recherchiert, um die Zusammenhänge darzulegen. „Heutige Festivals wie Wacken, Scheeßel oder andere kann man erst dann verstehen, wenn man sieht, wo die Anfänge liegen“, sagt der Heimatkundler. Mit seinen Beiträgen wolle er auch zeigen, wie modern Geschichte sein kann und wie breit die Arbeitsgemeinschaft aufgestellt sei. Das gibt es auch im Jahrbuch zu lesen: So berichtet unter anderem Jürgen Möller von ältesten Überresten der Menschen in Ostholstein. Dieter Mau versetzt die Leser zurück ins 19. Jahrhundert und erzählt die Geschichte der jüdischen Familie von Ferdinand und Johanna Horwitz in Oldenburg, deren Nachkommen Odysseen durchlebten, die sie nach Spanien, Palästina und New York führten. Lesen Sie auch Heimatkunde-AG mit neuer Spitze Ministerpräsident verleiht vier Ostholsteinern die Ehrennadel Oldenburg/Ostholstein - Spannende Spurensuche in der Heimatgeschichte Uwe Landschoof hat das untergegangene Kriegerdenkmal von Dahmeshöved, das 1914 errichtet worden war, zu seinem Thema für das Jahrbuch gemacht, und Ingrid Brandenburger erzählt, wie sich in Oldenburg nach Kriegsende zwei auf der Flucht von Ostpreußen getrennte Geschwister zufällig wiedertreffen. Hier ist die neueste Ausgabe erhältlich: Interessierte erhalten das aktuelle Jahrbuch für 22,95 Euro in den Buchhandlungen „Ton & Text“ in Oldenburg und Heiligenhafen, bei der Inselbuchhandlung Burg auf Fehmarn, bei „Buchstabe“ in der Hochtorstraße und „Buchstabe“ am Markt in Neustadt sowie im Buchladen Lensahn, entweder nach der Wiedereröffnung nach dem Lockdown oder wenn ein „Außer-Haus-Service“ angeboten wird. Von Markus Billhardt