Ostholstein: Hier dürfen Hunde jetzt an die Ostsee

Noch etwas vorsichtig erkundet Hund „Fynn“ den Strand von Pelzerhaken. Der 16 Wochen alte Rüde ist das erste Mal an einem Strand. Eigentlich wohnt er mit Lina Peters und Nick Wiedemann in Hannover. An die Weite muss sich der Welpe erst noch gewöhnen. Dagegen kann es Hündin „Gya von den Wikingern“ kaum abwarten, von der Leine zu kommen. Als ihr Besitzer den Karabiner vom Halsband des Hovawarts löst, rast sie los, springt und wirbelt um Peter Gorisch und Carmen Stadie herum. Hunde dürfen an die Ostsee: Die neu gewonnene Freiheit an Ostholsteins Stränden (hier finden Sie eine Karte der Strände) dürfen Hunde ab sofort wieder genießen. Während in den Sommermonaten die Tiere nur an den Hundestränden erwünscht sind, gilt jetzt wieder: fast alle Strände sind wieder zugänglich für Zwei- und auch Vierbeiner. Und das wird ausgekostet. Kilometerlange Spaziergänge mit den Vierbeinern: „Es ist so viel Platz“, sagt Jessica Caplan und freut sich auf einen Strand-Spaziergang mit ihrer Familie und der dreijährigen Malteser-Hündin „Bella“. Die Urlauber aus Wermelskirchen kommen nur noch im Frühjahr oder Herbst an die Ostsee, wenn auch Hunde wieder uneingeschränkt mit ans Wasser dürfen. „Bella liebt den Strand, sie buddelt besonders gerne“, erzählt die Besitzerin. Zwar mag sich „Bella“ bei warmen Wetter auch gerne in der Sonne baden. Aber ihre Besitzer bevorzugen die kalte Jahreszeit. „Es ist uns zu voll geworden auf den Hundestränden“, sagt Ingo Caplan. Außerdem möchte man ja auch ein paar Kilometer laufen mit dem Hund. „Und jetzt stört man keinen“, betont Jessica Caplan. Zum Spazieren gehen sei es jetzt eh die schönste Jahreszeit. Das Ehepaar und die Kinder Jerome (12), Josephine und Jean-Paul (15) bevorzugen die Strände bei Sierksdorf. Das im Jahr 2016 geänderte Landesnaturschutzgesetz sieht vor, dass Hundehalter mit ihren Tieren erst ab 1. November an den Strand dürfen, also einen Monat später als davor die Jahre. Von Scharbeutz bis Rettin dürfen die Hunde schon ab dem 1. Oktober an den Strand. Auch in Travemünde, Niendorf, Timmendorfer Strand und Heiligenhafen sowie an der Hohwachter Bucht bleibt man bei der alten Regelung. Dagegen halten sich Grömitz, Kellenhusen, Dahme, Großenbrode und die Insel Fehmarn an das neue Gesetzt: dort dürfen Vierbeiner erst am 1. November alle Strandabschnitte nutzen. Hundebesitzer genießen die Weite und die Ruhe der Strände: Den frischen Wind und die Weite genießt Renate Gille-Ludwigh beim Spaziergang mit Cocker Spaniel Jonny meist am Strand von Pelzerhaken und an der Steilküste. Dreimal täglich sei die Zweitwohnungsbesitzerin aus Hannover mit ihrem Hund im Sand unterwegs, seit die Strände wieder frei sind für Vierbeiner. „Es ist einfach ein Traum – die Ruhe, der Strand, die wenigen Touristen“, schwärmt Renate Gille-Ludwigh. Die Urlauberin kann die Zeit mit ihrem Hund in Pelzerhaken sogar länger genießen als sonst. Doris Wilmer-Huperz von der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht berichtet: „Für Hundebesitzer beginnt am 1. Oktober eine sprichwörtlich tierisch schöne Zeit an den Stränden der Lübecker Bucht. Dann sind nicht nur die ausgewiesenen Hundestrände für die Fellnasen zugänglich, sondern alle Strandabschnitte. Das gilt in Scharbeutz und Sierksdorf bis Ende März; in Neustadt in Holstein, Pelzerhaken und Rettin sogar bis Ende April.“ Die Hovawart-Hündin „Gya von den Wikingern“ sprintet derweil hinter einer vorbeifliegenden Möwe her. Von Müdigkeit noch keine Spur – lieber rennt die Eineinhalbjährige weiter zu einem anderen Hund und fordert ihn zum Spielen auf. Peter Gorisch und Carmen Stadie nehmen ihren Hund immer mit in den Urlaub, was anderes kommt für das Paar nicht in Frage. „Er gehört ja mit zur Familie“, sagen sie. Besonders bevorzugen sie die Ostsee mit den weiten Stränden. Derzeit machen die Brandenburger mit ihrem Wohnwagen Halt in Pelzerhaken, bald schon geht’s weiter die Ostseeküste entlang Richtung Swinemünde in Polen. Zwischendurch kosten Sie bei Spaziergängen am Strand die Zeit mit „Gya“ richtig aus. „Das wissen Urlaubsgäste mit Hund im Herbst und Winter sehr zu schätzen“, sagt Wilmer-Huperz als Hundebesitzerin wohlwissend, wie wichtig der gemeinsame Urlaub mit der Familie und Vierbeiner ist. Touristiker bieten Veranstaltungen für Hund und Herrchen: In Ostholsteins Badeorten hat man sich gut auf Hund und Herrchen eingestellt. Beispielsweise bietet die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht regelmäßig zu dieser Jahreszeit auch Hunde-Strand-Spiele an, die von einer professionellen Hundetrainerin geleitet werden. „Hier trifft man andere Menschen mit ihren Hunden und hat gemeinsam Spaß auf dem Activity-Parcours oder beim Dog-Dance“, sagt Wilmer-Huperz. Die Teilnahme sei kostenlos, eine Anmeldung sei in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie allerdings erforderlich. Für solche Spielchen ist Junghund „Fynn“ noch etwas klein. Erst einmal muss er sich an den Strand gewöhnen. Vor allem vor der kabbeligen Ostsee hat der Magyar Vizsla reichlich Respekt. „Wasser findet er gruselig. Außerdem ist ihm ziemlich kalt“, sagt Lina Peters schmunzelnd. Wenn der Hund größer ist, möchten seine Besitzer Lina Peters und Nick Wiedemann auch im Sommer einmal Urlaub an der Küste machen. Aber dann müssen sich die Gäste aus Hannover wohl wieder mit den ausgewiesenen Hundestränden begnügen. Bis dahin gilt: Toben, buddeln und laufen an den meisten Strandabschnitten in Ostholstein. Lesen Sie auch Zum Saisonabschluss: Hunde erobern das Strandbad am Dieksee Hohwacht: Kommt die Kurtaxe für Hunde? Strandkörbe: Scharbeutz will Vermieter zu Saisonverlängerung befragen Von Beke Zill