Ostholstein: Kein Osterurlaub wegen Corona, Tourismus-Branche frustriert

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat wochenlang Hoffnungen auf Lockerungen in den Bereichen Gastronomie, Hotellerie sowie Tourismus geschürt. Viele Betriebe haben sich vorbereitet, Buchungen entgegengenommen, Dienstpläne gemacht und in Corona-Schutzmaßnahmen investiert. Spätestens seit Dienstagnachmittag (23. März) ist klar: All die Arbeit war umsonst. Der Chef der Landesregierung sieht von einem Sonderweg im nördlichsten Bundesland ab und kündigte an, dass es bis zum 12. April keine Öffnungen geben werde. Tourismus-Branche fordert eine Perspektive: Wenig überrascht zeigte sich davon André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (Talb): „Es war immer schwer vorstellbar, dass nur Schleswig-Holstein als einziges Bundesland den Urlaub ermöglicht. Natürlich erkennen auch die Touristiker, dass sich die Infektionszahlen verschlechtern. Was dennoch bleibt, ist, dass der Tourismus recht kurz und knapp thematisiert und sich nicht wirklich mit Öffnungsstrategien auseinandergesetzt wird. Wir brauchen eine Perspektive.“ Es zeige, dass die Branche im großen politischen Rahmen nicht die Berücksichtigung finde, die sie verdiene. Hotelchefin für Tests und digitale Nachverfolgung: Alexandra von Oven-Batsch, Chefin des Grand-Hotels Seeschlösschen in Timmendorfer Strand, wünscht sich, dass in Zukunft jeder Öffnungsschritt – ganz gleich ob in Einzelhandel, Schule oder Tourismus – konsequent mit Tests und digitaler Nachverfolgung begleitet wird. „Ansonsten sehe ich den Sommer gefährdet, da wir kaum die Zahlen erreichen werden, bei denen wir öffnen dürfen“, erläuterte Oven-Batsch. Darüber hinaus wünsche sie sich, dass das Regelwerk für die Öffnung der Gastronomie möglichst bald geschrieben und bekannt gegeben werde. Gastronom verliert die Motivation: Bereits vor der Erklärung von Daniel Günther hatten sich weitere Unternehmer und Touristiker zu den Beschlüssen der Bund-Länder-Konferenz geäußert. Tung Truong, Geschäftsführer des Grande Beach Café in Scharbeutz, sagte: „Natürlich sind wir enttäuscht über die Entscheidung und auch etwas ratlos, wie es weitergehen soll. Die Perspektive, die Motivation – das ist gerade alles weg.“ Weiter führte er aus, dass sein Team sich bereits auf eine mögliche Öffnung der Außengastronomie vorbereitet, entsprechende Bestellungen getätigt, Aktionen für die Osterfeiertage geplant habe und mit Mitarbeitern über einen möglichen Dienstplan gesprochen worden sei. „Die ganze Arbeit ist dahin“, erläuterte er. Tourismuschef hoffte auf Reisen im eigenen Bundesland: Heiligenhafens Tourismuschef Manfred Wohnrade ist ebenfalls enttäuscht, da er auf einen eingeschränkten Reiseverkehr innerhalb von Schleswig-Holstein gehofft habe. „Die Tourismusakteure haben über den Tourismusverband dargelegt, dass Konzepte für einen sicheren Reiseverkehr vorliegen und umgesetzt werden können. Nun beginnt die nächste Stornierungswelle und einige Betriebe sind wirtschaftlich am Limit“, stellte Wohnrade die Folgen der politischen Entscheidungen dar. Die fehlende Perspektive sei entmutigend. Nicht mal kontaktarmer Urlaub: Kontaktarmen Urlaub für Menschen aus dem eigenen Bundesland hätte auch Joachim Nitz begrüßt. Der Tourismuschef von Timmendorfer Strand erklärte: „Neben den finanziellen Verlusten durch das entgangene Ostergeschäft ist auch der mentale Frust durch die Verlängerung des Lockdowns in der Tourismusbranche enorm.“ Die Leistungsträger hätten bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass ihre Sicherheits- und Hygienekonzepte funktionieren würden. Nun heiße es erneut: „Keine Vorfreude, kein emsiges Vorbereiten und Organisieren und keine Einnahmen: Das zerrt schon gewaltig an den Nerven“, sagte Nitz. Stimmung in Hotellerie und Gastronomie ist im Keller: Und Olaf Dose-Miekley, Geschäftsführer vom Grömitzer Hotel Strandidyll, teilte mit: „Das zweite Osterfest ohne Gäste. Die Stimmung in Hotellerie und Gastronomie bleibt tief im Keller. Die gesamte Branche inklusive der privaten Ferienwohnungsvermieter ringt nach Fassung und Halt.“ Lockdown und Schließungen dürften nicht weiter alternativlos bleiben. „Aktiv wollen wir alles dafür tun, endlich wieder ‚GASTzugeben‘ und diese Anstrengungen dürfen und wollen wir auch von Politik und Entscheidern erwarten“, betonte er. Enttäuscht von der Politik: Ebenfalls unzufrieden sind die Campingplatzbesitzer. Gert Petzold, Landesvorsitzender des Verbandes der Campingwirtschaft in Schleswig-Holstein, sprach von einer riesengroßen Enttäuschung und davon, dass sich die Politik wohl nicht massiv „für uns eingesetzt“ habe. Dabei seien Ostern und der Monat April für die Campingwirtschaft der Start in die Saison. Lesen Sie auch Ostholstein: Südafrikanische Corona-Variante nachgewiesen Osterurlaub fällt aus: So setzt Schleswig-Holstein scharfen Lockdown um Verschärfter Corona-Lockdown zu Ostern: Einzelhändler in SH verärgert Camper wollen Urlaub an der Ostsee machen: Ähnlich äußerte sich Burkhard Bauer, Betreiber eines Camping- und Wohnmobilstellplatzes in Sierksdorf: „Wir warten noch einmal ab, was die Entscheidungen des Bund-Länder-Gipfels nun wirklich für uns bedeuten. Bisher habe ich noch nichts Schriftliches“, sagte Bauer. „Meine Camper scharren natürlich schon mit den Hufen, ich habe viele Anfragen, ob und wann es losgeht.“ Von Sebastian Rosenkötter und Hannes Lintschnig