Ostholstein: Pop-Stationen als Schlüssel zum schnellen Internet

Die Kommunikation der Ostholsteiner darf sich ja nicht nur auf den eigenen Kreis beschränken, sondern muss in die weite Welt möglich sein. Ansonsten könnten die Menschen in der Region lediglich untereinander kommunizieren. Um also mit Freunden, Kollegen oder Verwandten weltweit zu kommunizieren, braucht es einen Anschluss an die großen Netzknotenpunkte in Deutschland, wie zum Beispiel in Hamburg oder Frankfurt. Um dies zu gewährleisten, sind als eine Art Technikzentrale die Points of Presence (PoP) wichtiger Teil der Infrastruktur. Beim kommunalen Glasfaserausbau in Ostholstein sind insgesamt sechs dieser Stationen vorgesehen, vier wurden bereits aufgebaut. „Der PoP ist gewissermaßen ein zentraler Hauptverteiler. In diesem wird der gesamte Datenverkehr vom Telefonat bis zur E-Mail in Form von optischen Signalen in die Glasfasern eingespeist und weitergeleitet. Das geht dann über die Schächte und Schränke bis hin zum Endkunden“, erläutert Torsten Hindenburg, Leiter des Bereichs Breitband beim Zweckverband Ostholstein (ZVO). Der PoP ist ein über 20 Tonnen schweres Gebäude von drei mal fünf Metern, das mit einem Schwerlastkran an seinen Standort gebracht werden muss. Stationen sind unerlässlich für den Netzausbau: Relativ unscheinbar von außen sei der graue Kasten auch eher unspektakulär von innen, so Hindenburg: „Es gibt ein Regal, Schränke und es blinkt hier und da.“ Doch für die Versorgung mit Breitband seien sie unerlässlich. Zuletzt wurde ein Point of Presence in Suxdorf (Gemeinde Grömitz) aufgestellt. Angeschlossen werden soll daran das Gebiet Schashagen, Grömitz, Manhagen, Beschendorf, Kabelhorst, Riepsdorf, Grube, Dahme und Kellenhusen. Zuvor schon wurde ein PoP-Gehäuse im September in Grammdorf (Gemeinde Wangels) errichtet. „Von dem wird künftig ein Gebiet versorgt, das annähernd durch die Gemeinden Wangels, Harmsdorf, Lensahn, Damlos und Schönwalde läuft“, erklärt Hindenburg. Die Bereiche seien nicht immer zu 100 Prozent identisch mit den Gemeindegebieten. Ein PoP in Röbel (Gemeinde) ist bereits in Betrieb und versorgt mittlerweile rund 1000 Haushalte in den Gemeinden Süsel, Altenkrempe und Kasseedorf. Die Station soll auch Bosau, Malente und Sierksdorf übernehmen. Kompletter Anschluss nimmt Zeit in Anspruch: An dem PoP in Sarkwitz (Gemeinde Scharbeutz) sei zu erkennen, wie lange es zuweilen dauere, bis alles in Betrieb gehe, so der Breitbandleiter des ZVO und verdeutlicht dazu: „Die Station ist schon vor längerer Zeit aufgebaut worden, wurde aber erst jetzt aktiviert und übernimmt die Versorgung der Gemeinden Ahrensbök, Ratekau und Scharbeutz.“ Es könnten also einige Wochen bis hin zu Monaten ins Land gehen, bis die Anschlüsse soweit seien. Dies führe schon mal zu Unverständnis bei der Bevölkerung. Oftmals würden nur Tiefbauarbeiten „vor der Haustür“ registriert. Dann denken viele, es müsse doch bald losgehen mit dem schnellen Internet. Ein Großteil der Arbeit werde aber nicht so wahrgenommen, meint Hindenburg. So könne zunächst kein Stromanschluss für einen PoP beantragt werden, bevor das Gebäude nicht an Ort und Stelle sei. Das Erstellen eines gesamtdurchlässigen Leerrohrnetzes, vom PoP bis in die einzelnen Gebäude, müsse ebenfalls abgeschlossen sein. Um Außenbereiche anzusteuern, Dorfschaften zu verbinden und die PoP-Stationen zügig zu erreichen, kommen dafür besondere Maschinen zum Einsatz. 435 PS bringen Leerrohre unter die Erde: So hat die Glasfaser Nord ein innovatives Pflugverfahrenen entwickelt und einen New Holland Traktor T8 mit 435 PS umkonstruiert. Damit können Leerrohre schnell unter die Erde gebracht werden und Flurschäden gering bleiben. Bis zu zwei Leerrohrtrommeln können vorne an den Traktor gehängt werden. Das Rohr wird über den Schlepper geführt. Der Pflugschar, der bis 1,30 Meter tief in die Erde eintaucht, verdrängt den Boden und aus dem Verlegekasten wird gleichzeitig das Rohr reingelegt. Bei schweren, lehmigen Böden setzt die Firma zur Kraftverstärkung noch einen baugleichen zweiten Schlepper vorweg. „Seit Frühjahr 2019 haben wir so schon 130 Kilometer auf fast 400 Flächen eingepflügt“, erläutert Abteilungsleiter Holger Rinke. Außerdem werde die Verlegung per GPS gesteuert, so könne die Trasse auf fünf Zentimeter genau eingezeichnet und erfasst werden. „Wir sind sehr stolz auf das Verfahren. Es beschleunigt den Netzausbau unglaublich“, betont Gunnar Peter, Geschäftsführer von Glasfaser Nord. Wenn ein Rohrnetz vollendet ist, erfolgt das Einblasen von Glasfaserkabeln in das System, sodass auf der gesamten Strecke eine durchgängige Faserverbindung vorhanden ist. Hindenburg erläutert weiter: „Beim Kunden enden die Glasfasern in der Hausanschlussbox. Dann wird auf Fehler gemessen und wenn technisch alles gut gelaufen ist, wird binnen weniger Tage der Anschluss freigeschaltet. „Es ist also ein großer Aufwand, ein vollständiges Netz zu bauen.“ Zwei PoP werden noch 2021 aufgestellt: Zwei PoP-Standorte fehlen noch im Rahmen des kommunalen Glasfaserprojektes von ZVO und TNG Stadtnetz. In der Gemeinde Neukirchen soll – wie auch für die Insel Fehmarn – so eine Station im kommenden Jahr errichtet werden. Von Markus Billhardt