Ostholstein: So plant die Küste an der Ostsee mit Tagesgästen

Gesperrte Seebrücken und Parkplätze, Einreiseverbote für Zweitwohnungsbesitzer und eine abgeriegelte Insel Fehmarn – all dies gab es während der ersten Corona-Welle im Frühjahr. Mittlerweile ist die zweite Welle der Pandemie in Ostholstein angekommen. Seit Anfang Oktober gab es 608 Neuinfektionen. Der aktuelle Inzidenz-Wert liegt laut Robert-Koch-Institut bei 44,9. Dennoch planen die Orte an der Ostsee diesmal keine Einschränkungen für Tagesgäste, wie sie der Lübecker Bürgermeister Jan Lindenau möglicherweise vorsieht. Der SPD-Mann hatte den LN am Sonntag gesagt, dass er den Tagestourismus für den Stadtteil Travemünde/Priwall stoppen wolle. Lediglich Lübecker sollten weiterhin Ausflüge unternehmen dürfen. Eine Äußerung, die auch in Ostholstein eine Debatte angestoßen hat. Appell aus Scharbeutz: Daheim bleiben: Eine der beliebtesten Promenaden an der Ostseeküste befindet sich in Scharbeutz. Scheint die Sonne, sind hier schnell Hunderte Menschen aus dem Ort und der Umgebung unterwegs. Selbst Hamburger reisen an, um die frischer Ostseeluft mit Blick auf die Strände Mecklenburg-Vorpommerns zu genießen. Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) plant derzeit zwar keine Verbote, appelliert jedoch an alle, daheim zu bleiben. „Neben der Küste haben wir auch ein wunderschönes Binnenland für Spaziergänge zu bieten“, betont sie. Zugleich fragt sie, wo Tagestourismus anfängt und aufhört. „Soll ich einer Bürgerin oder einem Bürger aus den Nachbarkommunen sagen, er sei hier nicht willkommen. Bestimmt nicht.“ Auch sei dies kaum zu kontrollieren. Schlussendlich sollten endlich alle zusammen mit ihrem Handeln dafür sorgen, „dass wir 2021 nach und nach unsere Normalität und ein gemeinsames Leben zurückbekommen“. Inzidenz-Wert in Lübeck ist fast viermal höher: In Neustadt sieht Bürgermeister Mirko Spieckermann (parteilos) derzeit keine Notwendigkeit, Tagestouristen auszuschließen oder bestimmte Bereiche für Besucher zu sperren. Die Voraussetzungen in Lübeck und Ostholstein seien schon aufgrund der deutlich unterschiedlichen Inzidenz-Werte (173,2 in Lübeck und 44,9 in Ostholstein) komplett unterschiedlich. „Außerdem wäre es nicht angemessen, den Zulauf an Besuchern in Neustadt, Pelzerhaken und Rettin mit dem von Travemünde zu vergleichen“, stellt Spieckermann klar. Hinzu komme, dass geschlossene Restaurants und Geschäfte eher dazu beitragen dürften, dass weniger Menschen angelockt würden. Weiter sagt er: „Falls es zu Beschränkungen kommen sollte, dann nur über den Landrat. Ich sehe aber aus vorgenannten Gründen keine Notwendigkeit, Maßnahmen vom Kreis einzufordern.“ Tagesgäste: Der Kreis plant keine Beschränkungen: Von dort aus teilt Kreissprecherin Annika Sommerfeld mit, dass es derzeit nichts Vergleichbares geplant sei. „Die Gastronomie hat geschlossen. Tagestouristen würden nur zum Spazieren gehen an die Küste kommen, es bestünden keine Möglichkeiten, sich aufzuwärmen“, sagt sie. Auch bestehe in vielen der stärker frequentierten Bereiche eine Mundschutzpflicht. „Am Strand würde es sich nach derzeitiger Einschätzung verlaufen“, erläutert sie. Ähnlich äußert sich Martin Scheel, Hauptamtsleiter in Timmendorfer Strand: „Maskenpflicht und Abstandsgebot haben ja weiterhin Bestand und werden auch kontrolliert.“ Dahme lockt mit leuchtenden Farben: Davon geht auch Dahmes Bürgermeister Dieter Knoll (CDU) aus. „Wir planen keinen expliziten Ausschluss der Tagesgäste und freuen uns, wenn Gäste unseren Ort für einen Spaziergang an der frischen Luft nutzen.“ Promenade und Strand mit dem weiten Gelände im Vordeich würde zu einer kleinen Tour zu Fuß mit Abstand geradezu einladen. Dann könnten auch zwischen 16 und 22 Uhr der in verschiedenen Farben beleuchtete Kurpark sowie die Freifläche an der Sankt-Gerold-Kapelle betrachtet werden. „Das ist ein ganz besonderes Schauspiel“, sagt Knoll. Lesen Sie auch Corona-Lockdown: So kämpft sich ein DJ aus Ostholstein durch die Krise ETC Timmendorfer Strand: Sanierung der Eishalle kostet 11 Millionen Neustadt: Schön-Klinik-Team tanzt Jerusalema und wird zum Youtube-Hit Fischbrötchen und Maske: Ebenfalls keine Veranlassung zum Handeln sieht Großenbrodes Tourismuschef Ubbo Voss. „Bei guten Wetterverhältnissen werden sicher Tagesgäste Großenbrode für ihren Spaziergang auf der Promenade aufsuche. Wir gehen davon aus, dass sich die Gäste verantwortungsbewusst verhalten.“ Sein Kollege Raymond Kiesbye aus Kellenhusen teilt mit: „Grundsätzlich freuen wir uns nach wie vor über Tagesgäste aus dem Umland, die in Kellenhusen einen Spaziergang am Strand, auf der Seebrücke, über die Promenade oder im Wald unternehmen.“ Auch sei sicherlich ein Fischbrötchen zum Mitnehmen erhältlich, wobei an den Wochenenden auf der Promenade eine Mund-Nasen-Bedeckung getragen werden müsse. Fehmarn erwartet wenige Tagestouristen: Ebenfalls keine Beschränkungen vorgesehen sind derzeit auf der Insel Fehmarn, in Heiligenhafen sowie in Sierksdorf. Die Bürgermeister der drei Orte rechnen nur mit wenigen Tagesgästen. Von Sebastian Rosenkötter