Ostholstein: Unterwegs mit dem Rettungsdienst in Zeiten von Corona

Der Pieper geht schon wieder. Dieses Mal hat eine ältere Dame Atemnot. Sie braucht Hilfe vom Rettungsdienst. Torben Stadler und Jonas Wassermeyer rücken mit Blaulicht aus. Sie sind Notfallsanitäter beim Deutschen Roten Kreuz. Ihre Heimatwache ist in Oldenburg. 2020 begann auch für sie als ganz normales Jahr mit Einsätzen wie Herzinfarkten, Schlaganfällen, Verkehrsunfällen und Lungenerkrankungen. Doch dann kam im März das Coronavirus. Schutzmaßnahmen sind wichtig gegen Corona: „Früher haben wir keine besonderen Schutzmaßnahmen ergriffen“, sagt Jonas Wassermeyer. Torben Stadler pflichtet ihm bei. Jetzt sieht es anders aus. „Gibt es den Verdacht auf Corona, dann kriegen wir das durch die Leitstelle mitgeteilt“, erklärt Stadler. Bereits für die Anfahrt gibt es die klare Reglung, dass ein Mund- und Nasenschutz getragen muss. Am Einsatzort angekommen, setzen sich die beiden Männer FFP2-Masken auf, auch wenn nur ein Verdacht besteht. Der Rettungswagen muss desinfiziert werden: Die ältere Frau wird von den beiden Notfallsanitätern untersucht. Sie nehmen sie mit ins Krankenhaus. „Sobald wir den Patienten im Krankenhaus abgegeben haben, begeben wir uns an die Desinfektion des gesamten Rettungswagens“, erklärt Wassermeyer. Dafür ziehen die Sanitäter Handschuhe an und setzen zum Schutz eine Brille auf, Desinfektionstücher und -flaschen stehen bereit. „Hier geht natürlich viel Zeit verloren, aber wir müssen das zum Schutz neuer Patienten und auch für uns machen“, sagt Torben Stadler. Schnelltests für die Notfallsanitäter: Wenn es eine bestätigte Infektion mit dem Coronavirus gibt, rüsten sich die beiden mit noch viel mehr Schutzmaterialien aus. Ein Überziehkittel, Handschuhe, eine Brille und FFP2-Maske sind dann beim Einsatz dabei. Dafür gibt es extra eine Tasche, in der alles drin ist, was die Notfallsanitäter dann brauchen. Ein Schnelltest befindet sich nicht im Fahrzeug, auch die Mitarbeiter auf den Rettungswachen haben im Moment keine Möglichkeit für einen solchen Test. „Dies soll nun aber kommen, damit wir uns auch sicherer fühlen und nicht das Virus in die Belegschaft und in unsere Gruppen tragen“, sagt Jonas Wassermeyer. Raketen und Böller gegen Rettungswagen: Auf die Silvesternacht sind Jonas Wassermeyer und Torben Stadler gut vorbereitet. Beide sind seit mehr als vier Jahren zu Silvester im Einsatz. Die Bandbreite der Einsätze reicht von alkoholisierten Menschen über Körperverletzung bis hin zum Herzinfarkt. „Wir fahren an dem Tag die ganz normalen Einsätze und oben drauf kommen dann eben die durch die Feierlichkeiten entstanden Notfälle“, erklärt Torben Stadler. Beide berichten, gerade bei Einsätzen um Mitternacht, dass auch gerne mal Böller oder Raketen gegen ihren Rettungswagen gefeuert werden. Wassermeyer und Stadler verstehen nicht, wieso sie dann angegriffen werden, da sie doch eigentlich nur anderen Menschen in Not helfen wollen. Silvester darf gerne ruhig bleiben: Doch diese Jahreswende ist dann doch anders. Die Vorschicht hatte am Tag nicht einen Notfalleinsatz zu vermelden und auch bei den beiden bleibt es bis 20 Uhr ruhig. „Durch das Verbot des Verkaufs von Feuerwerk hoffen wir auf weniger Einsätze, speziell um Mitternacht“, sagt Wassermeyer. So richtig daran glauben können beide noch nicht. Von Arne Jappe