Ostholstein im Zwiebellook: Welche Kleidung im Winter wirklich hilft

Er sei gerade auf dem Weg zum Schneebad im Garten, erzählt Wolfgang Kulow an diesem eisigen Wintertag im Februar. Warme Schuhe, die seien dabei wichtig. „Die Füße müssen immer geschützt sein, sonst zieht die Kälte in den Körper“, sagt der Lensahner Extremsportler. Schuhe, Badehose, Bademantel – fertig ist das Outfit fürs Schneebad. Selbst für einen Sibirien-Abenteurer wie Kulow ist das weniger Vergnügen als ein Programm zum Abhärten. „Man ist in seiner Komfortzone, alles ist schön warm – und dann überwindet man sich.“ Kurz nach dem Schneeschock reagiere der Körper und wird warm, erklärt der 71-Jährige, der sich nach dem Schnee auf das beheizte Wohnzimmer freut. Ostholstein ist im Wintermodus. Wer nicht schneebadet, holt die warmen Sachen raus – doch was hilft jetzt eigentlich am besten gegen die Kälte? Abhärten: Den Körper auf die Kälte vorbereiten: Abhärten, so wie der Extremsportler, das ist schon einmal eine gute Voraussetzung: „Ich gehe auch einmal die Woche ins Wasser“, sagt Kulow, und meint damit nicht die Badewanne. Der Grund: Wenn man auf Expeditionen im Eis unterwegs sei, könne man trotz Vorsicht Risse übersehen und einbrechen. Mit etwas Training sei der Körper besser darauf vorbereitet – ein Tipp von den Russen, erzählt er. Für den Normal-Ostholsteiner ist jetzt aber die Wahl der richtigen Kleidung entscheidend: Dabei ist das Zwiebelprinzip allseits beliebt – und auch die Profis empfehlen es. Kein Wunder: Schon ab drei Lagen kann man sein Winteroutfit diesem Prinzip zurechnen. Naturwolle oder Synthetik – was wärmt am besten? Bluse, Pulli und dicker Mantel – so einfach kann es sein. Doch die Auswahl ist groß. Da ist zum Beispiel die Frage: Natur oder Synthetik? Naturwolle sei in jedem Punkt besser als Synthetik, sagt Katrin Stobbe vom Schwartauer Modehaus Matzen – nur eben wesentlich teurer. „Kaschmir oder Lammwolle sind am wärmsten, leicht und atmungsaktiv“, empfiehlt die Verkäuferin bei der Wahl eines Pullovers. Bei den Beinkleidern seien Cordhosen durchaus wärmer als normale Stoffhosen. Zudem gebe es auch Thermohosen, zum Beispiel Jeans mit entsprechendem Futter. Matzen-Kollegin Sabine Juister trägt Leggins aus Lederimitat – auch diese seien schön warm und winddicht. Dazu hat sie eine Kaschmirmütze aufgesetzt und einen Wollschal umgelegt – auch wenn letzterer fast nicht nötig wäre: Denn ihr dicker Steppmantel hat einen hohen Kragen, der auch den Hals wärmt. Wenn es sehr nass wird, empfiehlt Katrin Stobbe Funktionsjacken als oberste Schicht. Daunenjacken seien zwar schön warm, aber in der Regel nur wasserabweisend. Für Babys: Immer eine Lage mehr als Erwachsene: Auf die Kleinsten sollte bei Extremwetter besonderes Augenmerk gelegt werden. Hebamme Dörte Grimmenstein aus Oldenburg empfiehlt Eltern, ihre Babys kurz nach der Geburt nicht allzu starker Kälte auszusetzen. „Die ersten sechs Wochen sollten Neugeborene bei diesem Wetter zu Hause bleiben“, sagt sie. Die Babys seien noch so zart und empfindlich. Sei ihnen kalt, bräuchten sie sehr lange, um wieder warm zu werden. Außerdem sei – auch beim Transport in der warmen Bauchtrage – die Gefahr zu groß, bei Glätte auszurutschen. Bei etwas älteren Babys sei zwischen 10 und 14 Uhr die beste Zeit für einen Spaziergang, dann stehe die Sonne am höchsten. Die Kinder sollten gut eingecremt sein. Dörte Grimmenstein empfiehlt kurze Wege, damit man schnell zu Fuß nach Hause könne. Wenn es rausgeht, gebe es in puncto Kleidung die Faustregel: „Ziehe dem Baby immer eine Lage mehr an, als du selbst brauchst.“ Overalls oder andere Kleidung aus gewalkter Wolle sei ideal, die Luft könne gut zirkulieren. „Das würde ich allen Kindern wünschen, die fühlen sich darin sehr wohl“, sagt die Hebamme. Preislich sind diese Kleidungsstücke zwar oft teurer als andere. Jedoch können sie auch gut gebraucht gekauft und wieder verkauft werden. „Und natürlich immer eine Mütze auf“, rät die Hebamme zu guter Letzt. Lesen Sie auch Heftige Schneestürme: So anstrengend war Wolfgang Kulows Abenteuer im sibirischen Eis Rodeln im Schnee verboten: Oldenburg sperrt den Wall Schnee und Glätte sorgen für Unfälle in Ostholstein und Lübeck Kleiden wie Survival-Profis: Tipps vom Sibirien-Abenteurer: Vor allem nachts sinken dieser Tage die Temperaturen weit unter null Grad Celsius. Da können Kleidungstipps, die sich in Sibirien bewährt haben, nicht verkehrt sein. Wolfgang Kulow, der unter anderem mit dem Fahrrad über den Baikalsee fuhr, hat über Jahre vieles ausprobiert und eine Methode entwickelt, wie er sich am besten bei eisigem Wetter schützt. Er verrät sein Zwiebelprinzip, von oben nach unten. Den Kopf schützt eine Pudelmütze mit Windstopp-Funktion, zudem hat seine Jacke eine Kapuze, im Extremfall kommt noch eine Sturmhaube zum Einsatz. Bauch, Beine, Po werden in lange Klimaunterwäsche gepackt. Diese kann mit Feuchtigkeit umgehen und trocknet auch selbst. Darüber trägt Kulow einen dünnen, atmungsaktiven Pulli. Als nächste Schicht kommt eine dickere Fleecejacke, alternativ eine leichtere wattierte oder Primaloft-Jacke. Als äußerste Lage trägt Kulow bei seinen Touren eine Windstoppjacke und -hose mit Reißverschlüssen zum Lüften. Nothandschuhe mit Daunen und Dampfsperre im Schuh: Ein Paar dünne Handschuhe aus Synthetik hat er in Sibirien immer an, erzählt der Abenteurer, der bereits vier Mal dem Baikalsee im Süden von Russland einen sportlichen Besuch abstattete – damit könne man auch noch fotografieren. Darüber trägt er ansonsten Skihandschuhe. Ganz wichtig sind aber auch seine Nothandschuhe: „Ich kontrolliere 100 Mal am Tag, ob die noch da sind.“ Diese besonders dicken Fausthandschuhe, Kulow nennt sie Mount-Everest-Handschuhe, sind mit Daunen gefüttert und helfen dann, wenn Daumen und Co. anfangen zu schmerzen. „Sonst frieren einem die Finger weg“, betont der Lensahner. An den Füßen trägt er Klimastiefel – „ein paar Nummern größer“ – und zwei Paar Socken. Der Clou: Zwischen die dünnen und die dickeren, warmen Socken mit Wollanteil kommt eine Plastiktüte. „Das Problem ist immer die Feuchtigkeit, die der Körper abgibt“, erklärt Kulow. Diese werde zu Eis und die dünnen Socken würden nass – durch die „Dampfsperre“ bliebe aber der Rest trocken. Gadgets für die Tour durchs Eis: Abends, wenn er sein Zelt aufschlägt und zur Ruhe kommt, tauscht Kulow die Windstoppjacke gegen eine Daunenjacke („Der Wahnsinn, wie ein Federbett“) und kocht als allererstes Wasser für seine Thermosflasche: Diese kommt in die Innentasche der Jacke, direkt unters Herz, und wärmt ordentlich. Vor dem Schlafengehen kommt die Flasche dann in den Schlafsack, als Wärmequelle zum Vorheizen. Damit nicht genug: Ist das Wasser erkaltet, kann Kulow es trinken – und die leere Flasche hilft wiederum, wenn man nachts nicht vors Zelt gehen mag. Auch kleine Heizpacks für die Schuhe sind ein nützliches Gadget für eiskalte Touren, erzählt der Extremsportler. Für Kulow geht es nach dem Schneebad im heimischen Lensahn ans Vorbereiten für die nächste Tour: „Das Abenteuer vor der Haustür: Ich habe zwei Campingtouren mit Badeeinlage geplant.“ Kalt wird ihm dabei sicher nicht. Von Stefanie Nagelpusch