Ostholsteins Senioren beteiligen sich kaum an Wahl

Wird ein Seniorenbeirat gewählt, nehmen im Kreis Ostholstein meist nur wenige Menschen teil. In Neustadt nutzten 167 von 5776 Wahlberechtigten ihr Stimmrecht. In Timmendorfer Strand waren es 95 von 3523 und auf Fehmarn 166 von 4675. In Oldenburg wird der Mangel an anderer Stelle sichtbar. Dort fehlten ausreichend Kandidaten, die Wahl wurde auf Ende dieses Monats verschoben. Nun deutet sich in einigen Orten ein Umdenken an. Die Zahl der Wähler soll gesteigert werden. Wie mehr Senioren an die Urne gelockt werden können, bleibt aber unklar. Wilfried Lühr ist Vorsitzender des Kreisseniorenbeirats. Er kennt die Schwierigkeiten, betont jedoch: „Das Interesse an der Arbeit eines Seniorenbeirats ist vorhanden.“ Das stimmt. Frühstücke, Bingonachmittage, Ausflüge, Literaturkreise und Computerangebote werden zahlreich besucht. Die Beiräte gelten in vielen Gemeinden als wichtiges Sprachrohr der älteren Bevölkerung, werden regelmäßig von Politik und Verwaltung gehört. Das ist die gute Seite. Wenige wollen Mitverantwortung übernehmen: Die schlechte Seite zeigt sich vor allem an Wahltagen und wenn es um die Aufstellung von Kandidaten geht. „Wir können glücklich sein, wenn sich überhaupt Leute aufstellen lassen, die diese Arbeit machen. Wir bemühen uns um mögliche Vorstandsmitglieder durch persönliche Gespräche mit Leuten, die mal ehrenamtlich mithelfen beim Bingo und anderen Veranstaltungen, aber kein festes Amt haben“, sagt Lühr. Nur wenige würden Mitverantwortung übernehmen wollen. Zudem gebe es bislang keine Patentlösung, um die Wahlbeteiligung zu steigern. „Am 12. Februar steigt in Ratekau unsere Klausurtagung. Da wollen wir solche Themen noch einmal ausführlich diskutieren“, kündigt der Vorsitzende des Kreisseniorenbeirates an. Diskussionsbedarf besteht auch in Neustadt. Die Wahlbeteiligung lag in der vergangenen Woche bei gerade einmal 2,89 Prozent. Bürgermeister Mirko Spieckermann (parteilos) will gegensteuern. Eine Stimmabgabe in den Ortsteilen Rettin und Pelzerhaken ist eine Idee. Festhalte wolle man daran, dass die Wahl auf einen Wochenmarkttag falle. Dies werde gut angenommen, da die Menschen in der Stadt unterwegs seien. Zugleich lobt Spieckermann die Bedeutung des Seniorenbeirats: „Der ist wichtig, um die Belange älterer Mitbürger aufzunehmen.“ Neuer Wahlmodus mit Briefwahl? Helfen könnte auch ein anderer Ansatz. Um bei künftigen Wahlen eine stärkere Resonanz zu erreichen, wird über einen neuen Wahlmodus nachgedacht. Aus finanziellen Gründen wurde bisher nämlich auf eine Briefwahl verzichtet. Doch viele Senioren fühlen sich nicht mobil genug, um zum Beispiel aus den Dörfern zum einzigen Wahllokal in Burg zu fahren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob Bürger überhaupt von einer anstehenden Wahl erfahren. Die Seniorenbeiräte werben zwar auf ihren Veranstaltungen, haben teilweise Infostände im Stadtgebiet und auch Zeitungen wie die LN weisen auf Termine hin. Was es aber selten gibt, ist eine gezielte Benachrichtigung aller Einwohner – wie es bei einer Kommunalwahl der Fall ist. „Der bürokratische Aufwand ist zu hoch“, sagt Wilfried Lühr. Der neue Oldenburger Seniorenbeirat (sechs Mitglieder) wird am 27. November gewählt. Anschließend arbeitet dieser drei Jahre zusammen. Die Stimmabgabe ist ab 16 Uhr im Oldenburger Bildungs- und Kulturzentrum möglich. In der Gemeinde Malente wird am 7. Dezember ab 15 Uhr im Kursaal der Kurverwaltung gewählt. Die Wahlzeit beträgt vier Jahre. Wähler müssen spätestens in diesem Jahr 60 Jahre alt werden und ihren Hauptwohnsitz in der jeweiligen Gemeinde haben, in der sie wählen. Zur Stimmabgabe ist der Personalausweis mitzubringen. Sebastian Rosenkötter

Minimale Beteiligung - Seniorenbeiratswahl: Kaum einer geht zur Urne