Ostholsteins Tafeln: Sorge vor Hamsterkäufen im Lockdown

Die Corona-Pandemie in Ostholstein beeinflusst den Betrieb bei den Tafeln massiv. Viele der ehrenamtlichen Helfer gehören zur Corona-Risikogruppe. Zudem mangelt es mancherorts an Spenden. Dabei sind Tausende Familien, Paare und Alleinstehende aus dem Kreis auf die lebenswichtige Unterstützung angewiesen. So ist die aktuelle Lage: Für die Tafel in Heiligenhafen: Fahrer gesucht: Die seit Monaten geltenden Hygiene- und Abstandsregeln wirken sich vor allem auf die Ausgabe aus. Kunden dürfen die Räume meist nur einzeln betreten, die soziale Interaktion ist fast vollständig weggefallen. Zudem haben sich manche der Helfer zurückgezogen. „Einige sind ausgestiegen, um sich selbst zu schützen. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Die meisten hier sind zwischen 70 und 80 Jahre alt“, sagt Monika Knoepfle von der Heiligenhafener Tafel. Deshalb regele sie den Betrieb fast komplett alleine. „Ich würde mir Fahrer wünschen, die die Lebensmittelspenden abholen“, sagt sie. Die Stadtwerke Eutin haben erneut an die Tafel in Eutin gespendet. Geschäftsführer Marc Mißling übergab jetzt einen Scheck in Höhe von 1250 Euro an die Vorsitzende Monika Gertenbach und Schatzmeister Reinhard Brüser. „Das gesellschaftliche Engagement ist für uns eine Verpflichtung und besonders eine Einrichtung wie die Ihre liegt uns sehr am Herzen, sagte Stadtwerke-Geschäftsführer Marc Mißling. Tafel-Vorsitzender berichtet von erhöhter Anspannung: Johann Rademacher ist Vorsitzender der Tafel in Ahrensbök und kennt die Sorgen und Ängste seiner Kollegen. „Bei allen Beschäftigten ist eine erhöhte Anspannung spürbar, weil über 90 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgrund ihres Alters der Risikogruppe angehören. Doch durch Abstand und Mundschutz versuchen wir, der Ansteckungsgefahr zu begegnen. Darüber hinaus ist ein Spuckschutz in der Ausgabe installiert worden, damit kein direkter Kontakt zu den Kunden besteht“, führt er aus. Dennoch sei allen bewusst, dass „die Bedürftigen in dieser Zeit noch mehr unsere Hilfe benötigen als sonst. Deshalb bleiben wir am Ball.“ Bad Schwartau sucht jüngere Helfer für die Tafel: In Bad Schwartau würde sich Projektkoordinator Herbert Rehm von der Arbeiterwohlfahrt über neue Helfer freuen. „Im Moment liegt der Altersdurchschnitt bei circa 65 Jahren, von daher würden wir uns gerade in diesen Zeiten über jüngere Menschen sehr freuen. Gemeinsam finden wir die passende Aufgabe und das passende Zeitfenster“, sagt er. Sein Oldenburger Kollege Jörg Zander indes teilt mit: „Zur Zeit ist trotz des Ausfalls einiger älterer Mitarbeiter ausreichend Personal vorhanden.“ Tafel in Neustadt: Spenden benötigt: Schwierigkeiten gibt es in einigen Einrichtungen auch anderer Art: „Natürlich sind die Tafeln und somit auch wir immer für Spenden dankbar. Hier benötigen wir aber weniger Lebensmittel, sondern eher eine finanzielle Unterstützung zur Abdeckung unserer Betriebskosten. Durch den Lockdown müssen wir ja unseren Second-Hand-Laden und den Tafeltreff schließen“, sagt Olf Leder von der Neustädter Tafel. Das führe zwangsläufig zu erheblichen Einnahmeverlusten, mit denen in Normalzeiten ein Teil der Betriebskosten aufgefangen werden könne. Heiligenhafen: Es mangelt an frischer Ware: In Heiligenhafen indes mangelt es an Obst, Gemüse und Salat. Zugleich betont Monika Knoepfle das Engagement einiger Hoteliers und Restaurantbetreiber: „Sie haben uns ihre Restbestände gesponsert. Das war sehr großzügig. Auch ist die Hilfsbereitschaft von Privatpersonen grandios.“ Und in Ahrensbök würde sich Rademacher vor allem über Molkereiprodukte wie Joghurt sowie über haltbare Lebensmittel wie Mehl, Zucker und Reis freuen. So läuft die Versorgung an Weihnachten und Silvester: In Eutin gibt es laut Tafel-Schatzmeister Reinhard Brüser momentan ausreichend Lebensmittel, wobei Spenden jederzeit willkommen seien. Zugleich betont er, dass die Versorgung der Bedürftigen auch über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel sichergestellt sei. Johann Rademacher äußert sich ähnlich und hat eine Bitte an die Ostholsteiner: „Wir können nur dann Obst und Gemüse ausgeben, wenn wir genügend Lebensmittelspenden erhalten. Sollten die Menschen wieder Hamsterkäufe tätigen, dann bekommen wir das zu spüren.“ Denn je mehr Ware Supermärkte verkaufen, desto weniger bleibt für die Tafeln im Kreis übrig. Die zweite Corona-Welle hat den Norden in den Lockdown gezwungen. Aber Sie können Ihrem Lieblingsrestaurant oder -geschäft helfen, die schwierige Zeit zu überstehen. Denn viele Läden und Restaurants in der Region bieten Liefer- und Abholservices an. Oft kann man die gewünschten Speisen oder Produkte einfach an der Eingangstür abholen – und mit Sicherheitsabstand bezahlen. Wir zeigen Ihnen, welche Angebote es in Lübeck und den umliegenden Kreisen gibt. Unter www.hilfsportal.online/ln/ registrieren sich gerade viele Gastronomiebetriebe und Geschäfte, die Sie mit Ihren Bestellungen und Einkäufen unterstützen können. Einige Restaurants verkaufen auch Gutscheine, die die Kunden in besseren Zeiten einlösen können. Wenn Sie einen Betrieb haben und sich kostenlos auf unserer Plattform supportyourlocal registrieren wollen, nutzen Sie bitte diesen Link: https://www.hilfsportal.online/ln/eintrag-hinzufuegen/ Falls Sie Ihr Unternehmen bereits eingetragen haben und den Eintrag verändern möchten, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail: machmit@LN-luebeck.de Gemeinsam werden wir die kostbare Infrastruktur unserer Innenstädte unterstützen – support your local! tir Der Tafel-Betrieb soll weiter laufen: Während einige der Ausgaben im Frühjahr wegen der Pandemie schließen mussten, läuft der Betrieb während der zweiten Welle weiter, und wenn es nach Monika Knoepfle geht, bleibt das auch so: „Das sind die kleinsten und ärmsten Menschen in der Kette, die brauchen einfach unsere Hilfe“, sagt sie, die derzeit rund 20 Kunden pro Monat versorgt. Weiter oben auf Fehmarn ist Brigitte Kempe für die Tafel aktiv, und das sogar durchgehend. „Wir sind seit Anfang März zu viert und hatten noch keinen Tag zu. Es geht ja nicht anders.“ Von Sebastian Rosenkötter