Pönitz/Ahrensbök: Friseure im Dauerstress vor dem Lockdown

Je kürzer die Haare, desto größer das Problem, wenn der Lockdown länger dauert. Das wissen auch Kerstin Trzebiatowski und Martina Dürbrook. Sie haben sich am Dienstag, am letzten Tag vor der Schließung, noch schnell den Kopf waschen und die Frisur in Form bringen lassen. Von Friseurinnen, die keine Mittagspause und keinen pünktlichen Feierabend mehr kennen. Seit der Verkündung des Lockdowns haben Britta Tausendfreund, Inhaberin von „Der Friseur“ in Ahrensbök, und Karina Kulbrock, die „Karinas Haarstudio“ in Pönitz betreibt, keine ruhige Minute mehr. Den ganzen Sonntag haben sie am Telefon gehangen und ihre Stammkundinnen angerufen. Denn anders als üblich, haben die Salons auch am Montag geöffnet, um jede Stunde vor der Schließung noch auszunutzen. Montag und Dienstag gab es keine Mittagspause, von 7 Uhr bis 22 oder 23 Uhr wurde gewaschen, geschnitten und geföhnt, was immer ging. Und dennoch mussten Kundinnen abgewiesen werden. Termin beim Friseur rechtzeitig vorgezogen: Kerstin Trzebiatowski aus Glasau hat offenbar den richtigen Riecher gehabt. „Ich habe letzte Woche meinen Donnerstagstermin auf Dienstag vorgezogen, weil ich ein komisches Gefühl hatte“, berichtet sie. Jetzt ist ihr flotter Kurzhaarschnitt erst einmal wieder in Form. Aber ob das bis mindestens 10. Januar ausreicht? „Ich weiß nicht, ob ich damit hinkomme“, sagt Trzebiatowski. Vielleicht müsse sie selbst Hand anlegen und ein bisschen nachschneiden. Zur Not wird auch Martina Dürbrook ein bisschen an ihrer Frisur herumschnippeln. „Ich habe noch schnell einen Termin gemacht“, berichtet die Krankenschwester. Im Salon von Karina Kulbrock ist Dürbrook am Dienstag noch drangekommen, so wie etliche Damen auch, die sich vor dem Lockdown noch Locken oder Strähnchen machen ließen. Dass das noch geklappt hat, haben sie auch dem Engagement der Friseurmeisterin und ihrer Mitarbeiterinnen zu verdanken. Die haben ebenso wie das Team von Britta Tausendfreund in Ahrensbök gleich am Sonntag reagiert und die Kundinnen abtelefoniert. „Wir haben versucht, alle Termine der kommenden 14 Tage auf den Montag zu legen“, berichtet Ines Schildknecht, die im Salon von Tausendfreund als Friseurin arbeitet. Jeden Wunsch haben sie noch schnell erfüllt, ob schneiden, färben, Strähnchen. „Eben das, was den Kunden am wichtigsten ist.“ Neben Damen waren auch Herren da, die noch fix ihren Schopf kürzen lassen wollten. Gerne ein bisschen kürzer als üblich. „Sie haben gewitzelt, sie hätten gerne einen Coronaschnitt“, berichtet Schildknecht. Vor dem Lockdown: Letzter Haarschnitt in der Nacht: Auf diese Weise haben sie und ihre Kolleginnen am Montag 63 Kunden bedient. Am Dienstag sieht es ähnlich aus. Das ist nur möglich, weil im Salon von 7 Uhr früh bis in die Nacht hinein gearbeitet wurde. Die letzte Anmeldung lag für 22.15 Uhr vor. Ähnlich sieht es bei Karina Kulbrock aus. „Ich habe zum Glück gutes und flexibles Personal“, sagt sie. Und die Kunden seien sehr dankbar. Allerdings hätten sich Tausendfreund und Kulbrock etwas mehr Vorlauf gewünscht. Damit in den letzten zwei Tagen vor dem Lockdown nicht alle auf einmal kommen müssen. So wurden Termine bis zur letzten Minute vergeben. Wobei nicht jeder an die Reihe kommen konnte. „Wir mussten leider auch welchen absagen“, berichtet Ines Schildknecht. Lesen Sie auch Lockdown in Schleswig-Holstein: Diese Regeln gelten jetzt bis zum 10. Januar. Baumärkte müssen schließen, aber Bestellungen dürfen abgeholt werden. Ostholsteins Wirtschaft: Darum überleben etliche Firmen den Lockdown nicht. Am Dienstag arbeiten sie noch bis in die Nacht in den Salons, ab Mittwoch ist alles zu. Dann müssen Tausendfreund und Kulbrock ihre Mitarbeiterinnen in die Kurzarbeit schicken, sobald der letzte Resturlaub weg ist. Beide Friseurmeisterinnen hoffen, dass es irgendwann wieder losgehen kann mit der Arbeit. Kulbrock hat schon mal Termine für die Zeit nach dem 10. Januar gemacht, die ersten Kundinnen hatten deshalb bereits angerufen. „Natürlich nur unter Vorbehalt“, wie die Salonbesitzerin sagt. Ihr Reservierungsbuch nimmt sie jetzt mit nach Hause und beobachtet, wie sich die Sache weiterentwickelt. Von Susanne Peyronnet