Praxistest: Neustädter Feuerwehr löscht brennendes E-Auto

Dichter, dunkler Rauch quillt aus dem kleinen Nissan hervor. Ein Feuerwehrfahrzeug rast heran. Schläuche werden ausgerollt. Der Wagen wird mit Wasser geflutet. Doch die Gefahr ist noch lange nicht gebannt. Die Flammen können jederzeit wieder auflodern – zumindest wenn es sich um ein Auto mit Elektro- oder Hybridmotor handelt. Die Freiwillige Feuerwehr Neustadt hat Donnerstagvormittag den Ernstfall trainiert. Keine andere Wehr im Kreis Ostholstein ist so gut auf brennende E-Autos vorbereitet. Wehrführer Alexander Wengelewski und weitere Führungskräfte der Neustädter Ehrenamtler haben sich in den vergangenen Wochen fortbilden lassen und gelernt, dass die Ionen-Lithium-Batterie eine Art Endgegner ist. Wasser darauf, Feuer aus – das funktioniert hier nicht. Stattdessen muss die Sauerstoffzufuhr abgeschnitten und die Batterie mehrere Tage lang gekühlt werden. „Das Problem ist, dass sich das Feuer von Zelle zu Zelle ausbreiten kann“, sagt Wengelewski. Es könne also sein, dass sich ein scheinbar gelöschtes Fahrzeug nach ein oder zwei Tagen plötzlich von allein neu entzündet. Video zeigt die Übung der Neustädter Feuerwehr: Zahl der E-Autos wächst: Die Schwierigkeit kennt auch Malte Levgrün. Der stellvertretender Scharbeutzer Ortswehrführer und Geschäftsführer von Branduno, einem Unternehmen für Brandschutz, rechnet damit, dass sich die Zahl der brennenden E-Autos erhöhen wird. Denn immer mehr Menschen schaffen sich ein elektrisch betreibendes Fahrzeug an. Seit 2015 hat sich die Zahl der zugelassenen Wagen fast verdreifacht. 2019 gab es bundesweit 63 300 Pkw. Lesen Sie auch: Immer mehr Ladesäulen für E-Autos In Ostholstein haben unter anderem Stadt und Stadtwerke Neustadt, die Stadtwerke Eutin, der Zweckverband Ostholstein und die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht E-Autos gekauft. Zudem sind Mitarbeiter der Post mit entsprechenden Fahrzeugen unterwegs. Brände gab es im Kreis bislang noch keine. Container fasst 23 000 Liter Wasser: Malte Levgrün will dennoch, dass die Feuerwehr im Kreis gut vorbereitet ist. Deshalb hat der Unternehmer den Kauf eines 7500 Euro teuren Containers finanziert. 23 000 Liter Wasser solle er fassen, sagt Sebastian Papke, stellvertretender Neustädter Wehrführer. Eine enorme Menge, die benötigt wird, um die Batterie komplett unter Wasser zu setzen und zu kühlen. „Es reicht wohl, wenn wir den Container bis knapp unterhalb der Fenster füllen“, sagt Papke. Feuerwehrleute üben mit 400 PS-Kraftprotz: Genau das hat die Neustädter Feuerwehr nun getestet. Die ehrenamtlichen Mitglieder nahmen extra Urlaub, verlegten Schichten oder wurden von ihren Chefs freigestellt, um bei der Übung dabei zu sein. Ein 400 PS-starkes und etwa 26 Tonnen schweres Wechselladerfahrzeug mit integriertem Kran wurde für 700 000 Euro angeschafft. Der Kraftprotz transportiert Ausrüstung und den Container zum Löschen. Beim Hochwassereinsatz kann es mit Sandsäcken beladen werden. Container wird geflutet: Die wasserdichte Variante des Containers hat Malte Levgrün extra anfertigen lassen. Schläuche können angeschlossen werden, um Wasser einzuspeisen. Nach der Übung ist jedoch klar, dass der Container besser von unten als von oben befüllt wird, da das Wasser sonst direkt auf den Wagen trifft und nach außen spritzt. Ansonsten lief alles glatt. „Für uns geht es darum, die Handgriffe zu üben und dass wir wissen, wie wir den Kran richtig in Stellung bringen und das Auto verladen. Das eigentliche Feuerwehrhandwerk können wir“, sagt Wengelewski. Lesen Sie auch: Feuerwehren setzen auf wasserdichte Mulde Sollte wirklich einmal ein E-Auto brennen, könnten die Neustädter auch von anderen Orten angefordert werden. „Es ist auch möglich, dass wir kreisübergreifend tätig werden“, sagt Wenglewski. Denn kaum eine Wehr verfügt bislang über einen Container zum Löschen. Vermisster 81-Jähriger aus Fehmarn tot aufgefunden Offener Machtkampf: Bürgermeister darf kaum noch Geld alleine ausgeben Lensahn: Lkw-Fahrer mit 2,14 Promille auf der A 1 unterwegs Brexit: Briten lassen sich in Ostholstein einbürgern Ratekau wehrt sich gegen Windkraftpläne des Landes Ministerpräsident Günther verleiht vier Ostholsteinern die Ehrennadel Von Sebastian Rosenkötter

Brandgefährliche Batterie - Praxistest: Neustädter Feuerwehr löscht brennendes E-Auto