Quarantäne und Infizierte: Schulen in Ostholstein geraten wegen Corona unter Druck

Das Coronavirus greift immer mehr um sich: Zehn Schulen im Kreis Ostholstein sind durch Krankheits- oder Verdachtsfälle in ihrem Unterricht beeinträchtigt. Insgesamt befänden sich 22 Kohorten/Klassen in Quarantäne, sagt Patricia Zimnik, Sprecherin des Kieler Bildungsministeriums. Das Gymnasium am Mühlenberg in Bad Schwartau ist am Freitag komplett geschlossen worden. Dort soll es zu den drei bereits bekannten Corona-Fällen noch weitere geben. Es war eine kurze Nacht für Amira Yassine. Die Schulleiterin des Gymnasium am Mühlenberg hat bereits am Freitagmorgen um 5.10 Uhr die erste Mail ans Gesundheitsamt des Kreises Ostholstein geschrieben, um die Lage an ihrer Schule zu beschreiben. Drei Schüler aus der 10. und 11. Jahrgangsstufe wurden im Verlauf der Woche positiv auf eine Corona-Infektion getestet. Seit Donnerstagabend steht fest: Auch ein Lehrer, der in der Klassenstufe unterrichtet und seit Dienstag nicht mehr in der Schule war, hat sich infiziert. Zudem haben sich Eltern gemeldet, dass ein Geschwister-Kind eines GaM-Schülers positiv getestet wurde. „Die Lage ist absolut unübersichtlich geworden. In Absprache mit dem Gesundheitsamt und der Schulaufsicht haben wir uns entschlossen alles runterzufahren“, sagt Yassine. Im Klartext: Kein Präsenzunterricht, stattdessen Distanzlernen nach Stundenplan. Corona-Fälle an zehn Schulen: Neben dem Gymnasium am Mühlenberg sind in Bad Schwartau ebenfalls das Leibniz-Gymnasium und die Schule am Papenmoor betroffen. Auch an der Grundschule Ravensbusch und der Gerhart-Hauptmann-Schule in Stockelsdorf, an der Achim-Bröger-Schule in Sereetz, an der Otfried-Preußler-Schule in Ratekau, an der Grund- und Gemeinschaftsschule der Gemeinde Timmendorfer Strand, der Grundschule der Stadt Fehmarn in Burg und der Beruflichen Schule des Kreises Ostholstein in Oldenburg sind Lehrkräfte und/oder Schüler positiv getestet worden. Bei Engpässen an Schulen können diese Vertretungskräfte anfordern. Es gebe zwar keine Lehrerfeuerwehr, so Ministeriumssprecherin Zimnik, aber einen Vertretungsfonds, jährlich vom Land gefüllt mit zwölf Millionen Euro. Daraus können beispielsweise Senior-Lehrkräfte, Quereinsteiger, die nicht auf Lehramt studiert haben, oder Referendare, die bereits das erste Staatsexamen haben, bezahlt werden. Problem bei den Ersatzkräften: Die Fächerkombination ist häufig nicht die, die vor Ort benötigt wird. Die Fördertöpfe stehen bereit: „Es stehen ziemlich viele finanzielle Mittel zur Verfügung“, sagt Schulrat Thomas Panten. Während der Corona-Pandemie werde vor allem die Aufstockung der Schul-Assistenz auf 30 Stunden genutzt. Zur Verfügung stehe auch ein Fördertopf für Aufstockung und Mehrarbeit. Nach Auskunft von Patricia Zimnik ist der Vertretungsfonds bis zum Ende dieses Jahres um 4,45 Millionen Euro aufgestockt worden. „Davon können auch Aufsichtshilfskräfte finanziert werden“, erklärt sie. Diese können Kinder in der Schule beaufsichtigen, während die Lehrkräfte sie digital von Zuhause aus unterrichten. Drei weitere Lehrer in Quarantäne: Die Entscheidung, das Gymnasium am Mühlenberg komplett zu schließen, ist erst um kurz nach 7 Uhr gefallen. Entsprechend war die Information bei vielen noch nicht angekommen. Schülerinnen und Schüler standen am Morgen vor verschlossenen Türen und wurden wieder nach Hause geschickt. „Wir werden den heutigen Tag dazu nutzen, alle Erkenntnisse zusammenzutragen. Auf dieser Basis werden wir dann entscheiden, wie wir am Montag unseren schulischen Alltag am GaM gestalten“, sagt Yassine. Für einige Klassen wird es vermutlich weiter auf Distanzlernen hinauslaufen – für eine zehnte Klasse ohnehin. Bereits am Donnerstag gab es für die Klasse die Anordnung, bis 19. November zu Hause zu bleiben. Auch die drei Kollegen, die mit dem infizierten Kollegen im engeren Kontakt standen, wurden in Quarantäne geschickt. Corona-Fall auch am Leibniz: Auch an dem zweiten Bad Schwartauer Gymnasium gibt es seit Donnerstagabend einen Corona-Fall. Eine Fünftklässlerin wurde positiv getestet. Schulleiter Johannes Matlok hat daraufhin umgehend die gesamte Klasse sowie andere Mitschüler aus Lerngruppen für Freitag beurlaubt. Betroffen von der Maßnahme sind insgesamt 38 Mädchen und Jungen. „Wie es in der nächsten Woche weitergeht, wird das Gesundheitsamt entscheiden“, erklärt Matlok. Quarantäne für zehn Schüler und Lehrer der Gemeinschaftsschule: Nachdem aktuell in Stockelsdorf zwei von drei Grundschulen wegen Corona komplett geschlossen sind, hat das Virus jetzt auch die Gerhard-Hilgendorf-Gemeinschaftsschule, an der 600 Schüler unterrichtet werden, erreicht. Zehn Personen, darunter mindestens ein Lehrer, befinden sich in Quarantäne, berichtet Schulleiter Karsten Lemke. Sechs bis sieben Kollegen seien aktuell krank, sagt Lemke, „aber das hat nichts mit Corona zu tun, „sondern sind erfahrungsgemäße und erwartbare Krankheitsfälle in der jetzigen Erkältungszeit.“ Nach wie vor würden pro Tag 15 bis 20 Schüler krankgemeldet werden infolge vom Symptomen wie Kopfschmerzen und Unwohlsein infolge des langen Tragens der Masken, so Lemke. 20 Corona-Neuinfektionen: In Ostholstein hat es innerhalb von 24 Stunden 20 Neuinfektionen gegeben. Der Kreis meldete für den 6. November 379 positiv Getestete seit Ausbruch der Pandemie. Schulen und Kindergärten bildeten derzeit den Schwerpunkt des Gesundheitsamtes bei der Ermittlung und Nachverfolgung von Kontaktpersonen, berichtet die stellvertretende Pressesprecherin des Kreises, Annika Sommerfeld. 647 Ostholsteiner sind in Quarantäne. Lesen Sie auch: Bad Schwartau benötigt weitere Kita-Plätze. 85 Kita-Kinder in Bad Schwartau in Quarantäne. Ostholstein meldet zweiten Corona-Toten. Von Sebastian Prey, Ulrike Benthien, Doreen Dankert