Scandlines und Corona: So läuft der Fährbetrieb in Puttgarden

Die Autospuren am Fährhafen Puttgarden sind gut gefüllt, die Hybridfähre „Deutschland“ legt gerade an und nur Minuten später rollen wieder zahlreiche Fahrzeuge von Bord. Auf den ersten Blick läuft der Betrieb beim Fährunternehmen Scandlines ganz normal. Doch die Zahlen beweisen: Das ist mitnichten so. Die Corona-Krise hat es dem Unternehmen nicht leicht gemacht. Über die aktuelle Lage informierten sich nun die Parlamentarische Staatssekretärin Bettina Hagedorn, die Bundestagsabgeordnete Dorothee Martin aus Hamburg und die Landtagsabgeordnete Sandra Redmann (alle SPD). Vor etwa zwei Wochen war bereits der CDU-Bundestagsabgeordnete Ingo Gädechens in Puttgarden, um sich ebenfalls einen Eindruck zu verschaffen. Auslastung durch Corona deutlich geringer: Chief Executive Officer (CEO) Søren Poulsgaard Jensen und der Geschäftsführer für Deutschland Heiko Kähler machten mit den Gästen zunächst eine Fahrt bis Rødby und zurück. Die Auslastung ist noch immer deutlich geringer, als vor der Krise. „Beim Frachtverkehr liegen wir bei einem Minus von fünf bis zehn Prozent“, sagt Kähler. „Bei den Pkw sind es sogar 35 bis 40 Prozent und im Bussegment sind es 30 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr.“ Scandlines hat keine Saisonkräfte eingestellt: Das Unternehmen hatte deshalb zu Spitzenzeiten rund 400 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken müssen. Während der Saison konnten die meisten zurück geholt werden. „Aber dafür wurden keine zusätzlichen Saisonkräfte eingestellt und viele Mitarbeiter müssen wir im Herbst wieder in Kurzarbeit schicken“, erzählt Heiko Kähler. Lob für den Umgang mit den Mitarbeitern gab es von Bettina Hagedorn. „Ich finde es großartig, dass Sie das Kurzarbeitergeld auf 100 Prozent aufstocken“, sagte sie. „Das zeigt auch mit wie viel Respekt Sie Ihre Mitarbeiter behandeln. So etwas hat eine hohe Strahlkraft.“ Im Gespräch mit den Politikerinnen ging es deshalb auch um eine Ausweitung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate, wie sie derzeit auf Bundesebene diskutiert wird. Lesen Sie auch: Hausbesuch auf Fehmarn: Wo Ingo Gädechens Kraft für Berlin tankt Zwischen Heimat und Bundestag: Ein Hausbesuch bei Bettina Hagedorn Immerhin das Shoppingsegment hat wieder angezogen und liegt auf dem Vorjahresniveau. „Die Skandinavier trauen sich bei uns einzukaufen“, sagt Søren Poulsgaard Jensen. Wer ansonsten zwei Wochen im Urlaub gewesen wäre, mache nun offenbar zumindest einen alternativen Ausflug auf eine der Fähren. Diskussionen um geplanten Fehmarnbelttunnel: Neben diesem Aspekt ging es aber auch um den geplanten Fehmarnbelttunnel sowie die Riffe, die vor Fehmarn liegen und von teils bedrohten Arten besiedelt sind. Naturschützer fordern eine Neubewertung des zu erwartenden Umweltschadens, eine erneute Prüfung und die Aufhebung des Planfeststellungsbeschlusses. „Zu diesem Thema haben wir in Kiel den Minister im Umwelt- und Agrarausschuss befragt. Das könnte noch einmal eine große Rolle spielen“, bestätigte Sandra Redmann. Thema wird das im September auch vor dem Bundesverwaltungsgericht sein. Dann sollen diverse Klagen verhandelt werden – unter anderem hat auch Scandlines gegen den Planfeststellungsbeschluss geklagt. Nun heißt es abwarten, viel will niemand mehr öffentlich sagen. Bettina Hagedorn merkte lediglich an: „Jene, die die Klagen auf die leichte Schulter nehmen, sollen aufpassen, dass sie sich nicht verheben.“ Juni 2020: Wertvolle Riffe: Nabu fordert Stopp des Fehmarnbelttunnels Juni 2020: Feuerwehr im Belttunnel: Fehmarn lehnt Vergleich vor Gericht ab März 2020: Der Sund-Tunnel kommt! Aber: Kritiker lehnen Fehmarnbelt-Projekt weiter ab Januar 2020: Fähren sollen trotz Belttunnel weiterfahren: Grüne unterstützen Scandlines Dezember 2019: Femern A/S schafft neue Brutplätze und Gewässer für Vögel, Molche werden umgesiedelt September 2019: Großenbrode und Heiligenhafen wollen gemeinsamen ICE-Bahnhof September 2019: Stoppen Riffe den Fehmarnbelttunnel? August 2019: Neue Kritik an den Beltrettern aus Dänemark: „Angstkampagnen und Fehlinformationen“ August 2019: 2,8 Milliarden Euro sind Worst-Case-Szenario Juli 2019: Kommentar: Ein Belttunnel nur für die Bahn wäre ein gutes Signal Juli 2019: Darum klagt der Nabu gegen den Belttunnel Mai 2019: Vorbereitung für den Bau des Belttunnels beginnt auf Fehmarn Alle Artikel zur Beltquerung finden Sie auf unserer Themenseite Von Maike Wegner