Scharbeutz: Urlauber drängeln sich am Strand

Ein wenig mulmig ist Uta und Ralf Rohlmann schon zumute. Das Ehepaar aus der Nähe von Osnabrück sitzt am Sonnabendnachmittag auf einer Bank der Strandpromenade von Haffkrug. Vor ihnen liegt der Freistrand des Ostseebades – auf dem etwa 60 Meter langen Sandstreifen reihen sich bunte Sonnenzelte, Badematten und hunderte Badegäste aneinander. „Wir sind seit zwei Wochen hier, so voll haben wir es bisher nicht erlebt“, erzählt Uta Rohlmann, während sie Havaneser-Rüde „Ludwig“ an der Leine hält. „Selbst der Hundestrand ist total überfüllt, bei so einem Andrang kann man die Abstandsregeln definitiv nicht einhalten.“ Parkplätze bereits vormittags voll belegt: Mit seinem Einwand ist das Ehepaar an diesem Tag nicht allein: Der Beginn der Sommerferien in gleich fünf Bundesländern und das strahlende Wetter mit Temperaturen um die 28 Grad zogen Freitag und Sonnabend tausende Urlauber und Tagesausflügler an die Ostsee. In Scharbeutz war der Ansturm so groß, dass am Sonnabend bereits gegen 10 Uhr sämtliche Parkplätze des Ortes voll belegt waren. Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) ließ daraufhin mithilfe von Feuerwehr und Mitarbeitern des Bauhofes sämtliche Zufahrtsstraßen sperren und den Verkehr umleiten. „Wir müssen als Gemeinde reagieren“: „Damit wollten wir verhindern, dass keine weiteren Fahrzeuge nach Scharbeutz reinfahren und auch noch in den Nebenstraßen parken“, erklärt Schäfer. „Die Entscheidung trifft man natürlich nicht gerne, die Ferienzeit soll für alle schön – aber auch sicher sein.“ Rund 4300 Parkplätze stehen Urlaubern in Scharbeutz zurzeit zur Verfügung, das seien rund 70 Prozent der Normalkapazität, damit versuche die Gemeinde in Corona-Zeiten den Besucher-Ansturm zu regulieren. „Mittlerweile kommen auch viele Gäste wieder mit dem öffentlichen Nahverkehr an die Ostsee“, sagt Schäfer. Sie freue sich einerseits über die zahlreichen Besucher. „Wie müssen als Gemeinde aber auch reagieren.“ Strandkorbvermieter sperren Abschnitte: Diejenigen, die schon im Ort waren, mussten mitunter etwas suchen, um noch einen freien Flecken Strand mit Abstand zum Nebenmann zu ergattern. Strandkorbvermieter Detlev Johst etwa sperrte seinen 166 Meter langen Abschnitt in Haffkrug um 12 Uhr für weitere Urlauber. „Unsere 118 Strandkörbe waren da schon voll belegt, wir haben die Leute dann weitergeschickt.“ Trotz des Ansturmes steht der 58-Jährige am Sonnabendnachmittag entspannt unter dem bunten Sonnenschirm seines Verleih-Häuschens „Natürlich ist es schade, wenn man jemanden wegschicken muss, aber die meisten reagieren sehr vernünftig und verständnisvoll.“ Und auch beim Einhalten der Abstandsregeln müsse er seine Gäste nur selten ermahnen: „Die meisten machen das eigentlich ganz von allein.“ Etwa Maja und Florian Possen aus Bad Segeberg. Zusammen mit Tochter Liara (1,5) waren die Eheleute Freitag und Sonnabend in Scharbeutz. „Wir haben eine Strandmuschel dabei, da hat man ja schon automatisch Abstand zum Nachbarn.“ Dennoch wollen sie ihre Ostsee-Ausflüge zukünftig lieber auf die Wochentage verlegen. „Ich denke, da ist die Lage etwas entspannter, heute wollen einfach zu viele das tolle Wetter nutzen“, sagt Maja Possen (34). „Das ist uns gerade zu trubelig im Ort“: Peter und Petra Fuchs hingegen setzen an diesem Sonnabend auf ihren ganz persönlichem Rückzugsort: Das Wohnmobil. „Das ist uns gerade etwas zu trubelig im Ort“, sagt Peter Fuchs. Seit Jahren fahren der 59-Jährige und seine Frau nach Scharbeutz. „Dieses Jahr ist es schon etwas voll hier oben, schließlich machen in Corona-Zeiten noch mehr Leute als sonst Urlaub in Deutschland.“ Trotzdem: Das Ehepaar aus Kassel weiß sich zu helfen. „Mit dem Wohnmobil sind eigentlich relativ autark, haben unsere eigene Dusche und können auch einfach mal auf dem Campingplatz essen.“ Auch Uta und Ralf Rohlmann sind flexibel. „Es ist einfach schön hier oben, und an besonders überfüllten Tagen machen wir einfach einen Fahrradausflug ins Hinterland.“ Von Katrin Diederichs