Scharbeutz plant Corona-Testzentrum für Touristen

Zweigleisig will die Gemeinde Scharbeutz auf das Coronavirus testen lassen. Ein Schnelltestzentrum für Verwaltungsmitarbeiter und Feuerwehrleute ist bereits in Betrieb. Ein weiteres, öffentliches Zentrum könnte in einem Bereich des „Bayside“-Hotels am Seebrückenvorplatz eingerichtet werden. Dieses Angebot sollen Einheimische, vor allem aber Touristen nutzen können – wenn touristische Übernachtungen wieder erlaubt sind. Schnelltests für Mitarbeiter der Verwaltung und Feuerwehrleute: Seit sechs Wochen bieten Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Schnelltests im ehemaligen Feuerwehrgerätehaus in Schulendorf in der Gemeinde Scharbeutz an. Eingerichtet worden ist das Zentrum auf Betreiben der Kommune. Testen lassen können sich dort Mitarbeiter der Gemeindeverwaltungen von Scharbeutz und Ratekau inklusive der Bauhof-Bediensteten und der Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren. „Wir haben uns dazu entschieden, um etwas Ruhe in die Arbeit in der Gemeinde zu bekommen“, erklärt Bürgermeisterin Bettina Schäfer. Die Leitung hat das örtliche DRK, die Tests würden dementsprechend von medizinisch geschultem Personal durchgeführt, erläutert Schäfer. Getestet werde bei Verdachtsfällen, also bei denjenigen, die Symptome einer möglichen Infektion verspürten und bei denjenigen, die Kontakt zu einer infizierten Person hatten. „Bislang hatten wir zum Glück keinen Fall in der Verwaltung oder beim Bauhof“, berichtet die Bürgermeisterin. „Aber uns ist es wichtig, die Infrastruktur in der Gemeinde aufrecht zu erhalten, und wir können leider nicht sämtliche Mitarbeiter ins Homeoffice schicken.“ Die Kosten für die Schnelltests übernimmt die Gemeinde: Die Arbeit im Testzentrum sei eng mit dem Gesundheitsamt des Kreises abgestimmt. Sollte jemand in Schulendorf positiv getestet werden, „erfolgen eine Meldung beim Gesundheitsamt und ein PCR-Test“, so die Bürgermeisterin. Die Schnelltests seien für die Verwaltungsmitarbeiter und die Feuerwehrleute nicht verpflichtend, „sondern richten sich nach dem Bedarf“. Die Kosten für die Schnelltests übernimmt die Gemeinde. „Das sind überschaubare Summen“, sagt Bettina Schäfer. Im Einkauf koste ein Schnelltest derzeit etwa drei Euro. „Das gibt uns etwas Sicherheit“, meint der Ratekauer Bürgermeister Thomas Keller. Vor Weihnachten habe es einen Corona-Fall in seiner Verwaltung gegeben, „und da hat es natürlich sehr geholfen, dass alle schnell getestet werden konnten, die Kontakt zu diesem Mitarbeiter hatten“. Weitere Infektionen seien glücklicherweise nicht festgestellt worden. Zweites Schnelltestzentrum am Seebrückevorplatz geplant: Der Öffentlichkeit – sprich: allen, die sich testen lassen wollen – steht die Schulendorfer Einrichtung aber nicht zur Verfügung. Deshalb liege das Konzept für ein zweites Zentrum bereits fertig in der Schublade, erklärt Bettina Schäfer. „Das könnte sehr kurzfristig in den Kosmetik-Räumen des ,Bayside’-Hotels aufgezogen werden.“ Das Hotel befindet sich an zentraler Stelle am Seebrückenvorplatz, und der Eingangsbereich ist überdacht. „Wir hatten geplant, dieses Zentrum zu eröffnen, aber dann kam der ,Lockdown light’.“ Lesen Sie auch Corona-Testzentrum am Luv-Center: So viele Tests sind positiv Corona-Schnelltest für Schleswig-Holstein in Lübeck, Kiel, Hamburg, Flensburg Debatte: Braucht der Kreis Segeberg kommunale Corona-Testzentren? Corona-Test für alle Mitarbeiter: Grundfos geht auf Nummer sicher Damit waren ab November 2020 auch touristische Übernachtungen verboten, und neben den Einheimischen wären eben gerade Touristen eine „Zielgruppe“ des Testangebotes. Denkbar sei ein „Selbstkostenpreis“ von 20 bis 25 Euro pro Test, erklärt die Bürgermeisterin, das aber hänge von den jeweils aktuellen Testmöglichkeiten ab. Eröffnet werden könnte das zweite Schnelltestzentrum, sobald wieder Übernachtungsgäste nach Scharbeutz kommen dürften. Kommune kann keine Test-Pflicht anordnen: Mit einer Test-Pflicht rechnet Bettina Schäfer derzeit aber nicht. „Das hängt allerdings immer von den Vorgaben der Landesregierung ab – ist aber nicht Sache der Kommune, denn für die Einführung einer solchen Pflicht hätte die Gemeinde gar keine Rechtsgrundlage.“ Sollte aber beispielsweise ein Schnelltest für alle vorgeschrieben werden, die in einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachten wollen, böte Scharbeutz mit dem zweiten Schnelltestzentrum einen Ausweg. „Eine Test-Pflicht nur für Übernachtungsgäste würde aber nicht viel helfen“, meint Bettina Schäfer mit Blick auf einen möglichen Besucher-Ansturm ab Ostern. „Denn was ist mit den Einheimischen und den Tagesgästen?“ Es könne schließlich nicht kontrolliert werden, ob jeder, der an der Küste unterwegs ist, einen negativen Corona-Test in der Tasche habe. Deshalb plädiert die Bürgermeisterin für bezahlbare Tests auf freiwilliger Basis, „für ein Stück Sicherheit“. Lübeck bietet zwei Schnelltestzentren für jedermann: Bislang gibt es im Norden nur wenige Schnelltestzentren für jedermann. Eines ist Ende Dezember am Luv-Center in Lübeck-Dänischburg an den Start gegangen, ein Antigen-Schnelltest kostet 29 Euro. Die Interessenten kämen auch aus umliegenden Kreisen, aus Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern, heißt es von dort. Ein weiteres Zentrum befindet sich am Lübecker Citti-Park nahe der Autobahn-Abfahrt Lübeck-Moisling. In Bad Segeberg wurde vor Weihnachten ein – zeitlich befristetes – Schnelltestzentrum eröffnet, die Einrichtung eines kommunalen Zentrums ist dort aber bislang abgelehnt worden. Privat-Initiativen gibt es auch, etwa bei der Wahlstedter Firma Grundfos, die ein Testzentrum für ihre Mitarbeiter aufgezogen hat. Von Sabine Latzel