Scharbeutz und Haffkrug: Zwei neue Seebrücken für 13,7 Millionen Euro

Gewaltige Summen prägen den Haushalt der Gemeinde Scharbeutz für das Jahr 2021. Ins Auge springen vor allem die Kosten für die Seebrücken von Scharbeutz mit 7,3 Millionen Euro und von Haffkrug mit 6,4 Millionen Euro. Dabei steht allerdings eine bis zu 90-prozentige Förderung in Aussicht. Außerdem rechnet die Gemeinde trotz der Corona-Pandemie mit hohen Steuereinnahmen. Ein hartes, erstes Jahr für die neue Bürgermeisterin: Seit knapp einem Jahr ist die parteilose Bettina Schäfer Bürgermeisterin der Gemeinde Scharbeutz, hat quasi kurz vor Beginn der Corona-Krise ihr Amt angetreten. „Keiner von uns hat damit gerechnet, wie anders dieses Jahr für uns alle wird“, erklärte sie bei der letzten Gemeindevertretersitzung im Jahr 2020. „Trotz aller Widrigkeiten haben wir aber alle gemeinsam das Beste daraus gemacht.“ Für 2021 haben Verwaltung und Kommunalpolitik den volumenstärksten Haushalt in der Geschichte der Gemeinde aufgestellt. „Das braucht viel Mut“, lobte Schäfer, „denn keiner von uns weiß, wie es konkret im nächsten Jahr weitergeht.“ Der Verwaltungshaushalt (laufende Einnahmen und Ausgaben) mit einem Volumen von 33 Millionen Euro ist ausgeglichen, ebenso der Vermögenshaushalt mit elf Millionen Euro – davon sind 9,5 Millionen Euro Investitionen und 1,5 Millionen Euro Tilgung von Krediten. Hinzu kommen zwölf Millionen Euro Verpflichtungsermäßigungen (sozusagen Ausgaben für künftige Haushaltsjahre) aus den Vorjahren. Die spielen für den Schuldenstand eine Rolle. Ende 2020 wird dieser für die Gemeinde Scharbeutz bei 14 Millionen Euro liegen. Eine Kreditaufnahme von 4,4 Millionen Euro ist für 2021 geplant, und je nachdem, wie viele Aufträge ausgelöst werden, erhöht sich der Schuldenstand weiter, erklärt Volker Bensch, Kämmerer der Gemeinde. „Das hängt auch von den Baufortschritten bei den verschiedenen Großprojekten ab“, sagt er. Verzögerungen, weil die baufachliche Prüfung ausstand: Spektakulärste Großprojekte sind wohl die beiden neuen Seebrücken für Scharbeutz und Haffkrug. Deren Bau hat sich verzögert, weil die baufachliche Prüfung durch das Land wegen Personalmangels auf sich warten ließ, heißt es aus der Verwaltung. Verzögerung bedeutet am Bau allerdings fast zwingend Kostensteigerung, so auch in diesem Fall: Die Scharbeutzer Brücke ist jetzt mit 7,3 Millionen Euro – ursprünglich waren es fünf Millionen – veranschlagt. Bei der Haffkruger Brücke sind nun 6,4 Millionen anstatt drei Millionen Euro angesetzt. Die alten Brücken sollen nach aktuellem Planungsstand im Herbst 2021 abgerissen werden. Zudem kommt Geld herein. Der vorausgesagte Gemeindeanteil an der Einkommensteuer soll 2021 mit 5,7 Millionen Euro den höchsten Stand überhaupt erreichen – was vor allem auf den Zuzug diverser Neubürger zurückgeführt wird. „Ich halte diese Schätzung aber für sehr optimistisch“, schränkt Kämmerer Bensch ein. Satte 4,7 Millionen Euro sollen die 2500 Zweitwohnungsbesitzer in 2021 an die Gemeinde zahlen. Das ist allerdings die Veranschlagung für zwei Jahre, da 2020 nicht kassiert wurde, weil die neue Berechnungsgrundlage noch ausstand. „Die Einnahmen aus der Gewerbesteuer werden 2021 geringer sein als in 2020“, schätzt der Kämmerer mit Blick auf den Lockdown. Dieser Posten ist deshalb mit 4,2 Millionen Euro angesetzt, 500 000 Euro weniger als 2020. Die Einnahmen aus Tourismusabgabe, Kurabgabe, Strand- und Parkgebühren werden wahrscheinlich die Höhe des Vorjahres und damit 4,7 Millionen Euro erreichen. Von der Erhebung der Grundsteuer B (bebaute und unbebaute Grundstücke) sind 2,3 Millionen Euro zu erwarten. Schlüsselzuweisungen vom Land sind um 800 000 Euro gesunken: „Dramatisch eingebrochen“ seien jedoch die Schlüsselzuweisungen vom Land, berichtet Volker Bensch: von 2,1 Millionen Euro auf 1,3 Millionen Euro. Ein wichtiger Grund dafür sei, dass die coronabedingte, pauschale Unterstützung für Mindereinnahmen nachträglich bei der Gewerbesteuer auf die Steuerkraft der Gemeinde angerechnet werde. „Außerdem muss die Gemeinde deshalb eine erhöhte Kreisumlage zahlen“, erklärt er. Investieren wird die Gemeinde Scharbeutz reichlich. Insgesamt 30 Millionen Euro fließen in den Neubau der Ostsee-Grundschule und die Erweiterung der GGS Pönitz – allerdings verteilt auf mehrere Jahre. Noch einmal 1,5 Millionen Euro werden für den Ausbau der Pönitzer Kita „Rappelkiste“ fällig, bei dem sich die Kosten auf drei Millionen Euro verdoppelt haben. Für die Fertigstellung des Feuerwehrgeräte- und Dorfgemeinschaftshauses Schürsdorf werden in 2021 noch 800 000 Euro fällig. Das neue Pönitzer Dorfgemeinschaftshaus für 1,5 Millionen soll hingegen nur gebaut werden, wenn es 750 000 Euro Fördermittel gibt. Zudem sind da noch die sogenannten Fortführungsprojekte im Wirtschaftsplan des Tourismus-Service Scharbeutz. Umbau und Sanierung des Kurparksaals in Scharbeutz werden mit insgesamt 1,7 Millionen Euro um 275 000 Euro teurer, und 870 000 Euro Fördermittel fallen weg, weil die Gemeinde doch keine maritime Kinder-Erlebniswelt im Saal errichtet. Um knapp 230 000 Euro auf 650 000 Euro sind außerdem die Kosten für die Umgestaltung der Tourist-Info im Erdgeschoss gestiegen. Um 100 000 Euro teurer wird die Sanierung vom „Haus des Gastes“ in Klingberg. Lesen Sie auch Scharbeutz und Haffkrug: So sehen die neuen Seebrücken aus Scharbeutz gibt 30 Millionen Euro für neue Schulen aus Neubau in Pönitz: Kita verdoppelt Platz-Angebot Kurparkhäuser in Scharbeutz: Die Kosten explodieren Straßenausbaubeiträge: Bürger von Scharbeutz sollen weniger zahlen Kostensteigerung beim „Haffhuus“ sorgt weiter für Unmut: Für Ärger hat bereits die Kostensteigerung beim Kulturhaus Haffkrug, dem „Haffhuus“, gesorgt. Ursprünglich ging die Gemeinde von Gesamtkosten von 3,3 Millionen Euro aus (inklusive 750 000 Euro Fördermittel). Es sollen aber über eine Milllion Euro mehr werden, unter anderem wegen der aufwendigen Erdarbeiten im Haffwiesen-Park. Trotzdem stimmten die Gemeindevertreter schließlich für den Haushalt, wobei aber die WUB-Vertreter dem Vermögensplan des Tourismus-Service kein grünes Licht gaben. Die Gemeinde Scharbeutz muss also in den kommenden Jahren einiges stemmen. Deshalb erfüllten die Kommunalpolitiker auch nicht den vielfach geäußerten Wunsch, die umstrittenen Straßenausbaubeiträge abzuschaffen. Abgesegnet haben sie aber – wieder gegen die Stimmen der WUB – die neue Satzung zu diesem Thema, nach der die Beiträge durchschnittlich von 75 auf 53 Prozent gesenkt werden und eine Ratenzahlung über 20 – statt wie bisher zehn – Jahre möglich ist. Von Sabine Latzel