Schleswig-Holstein: So weihnachtlich ist Lübeck und der Norden trotz Corona

Geselligkeit, ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt gemeinsames Singen, Lichterglanz in der ganzen Stadt – all das macht eigentlich die Adventszeit aus. Vieles davon ist in diesem Jahr im Norden nicht so wie gewohnt möglich, vieles muss ausfallen – aber eben doch nicht alles. Der Großteil der Weihnachtsmärkte in Schleswig-Holstein wurde mit Blick auf die geltenden Kontaktbeschränkungen abgesagt. Eines der gallischen Dörfer, in denen unter Einhaltung aller Auflagen am Montag ein Weihnachtsmarkt öffnet, ist Bad Schwartau. Rolf Niehuesbernd und seine Schaustellerkollegen haben mit Kreativität und Engagement ein Konzept erarbeitet, mit dem das „Weihnachtserlebnis“, so der offizielle Titel, trotz allem stattfinden kann. Ein Hauch von Weihnachten im Zwergenwald: Von einem Markt will auch er eigentlich gar nicht sprechen. Der traditionelle Zwergenwald öffnet auch in diesem Jahr. Eine Bühne, auf der ein Kinderchor singt oder eine Band spielt, gibt es wiederum nicht. Zu groß sei die Gefahr, dass sich davor Menschenansammlungen bilden. Ein Sicherheitsdienst wird überprüfen, dass sich nicht zu viele Menschen gleichzeitig auf dem Platz aufhalten und darauf achten, dass die Besucher Abstände einhalten. Und doch: „Wir kriegen so viele positive Rückmeldungen, dass wenigstens ein bisschen Weihnachten möglich ist“, sagt Rolf Niehuesbernd. Seine Motivation und die Zuversicht sind ansteckend. Aber: „Es ist wirklich schade, dass nicht mehr Städte es ähnlich machen.“ In Bad Segeberg duftet es in der Fußgängerzone immerhin nach Muzen und Süßwaren: Die verkauft die Schaustellerfamilie Belli in den kommenden Wochen. Lübeck ist als „Weihnachtsstadt des Nordens“ auch über die Grenzen Schleswig-Holsteins hinaus bekannt. Das Team von Lübeck und Travemünde Marketing setzt alles daran, trotz der widrigen Umstände diesem Titel gerecht zu werden, die Stadt mit umfangreichen und kunstvollen Lichtinstallationen zum Leuchten zu bringen und so eine besinnliche Atmosphäre zu schaffen. Mit Weihnachtsbeleuchtung und „Rosemaries Reise“ in den Advent: Das fällt zwischen den zahlreichen Veranstaltungsabsagen nicht immer leicht, gibt Geschäftsführer Christian Martin Lukas zu: „Die Vorfreude auf das Weihnachtsfest und das heimelige Weihnachtsgefühl kommen dabei einfach zu kurz.“ Umso mehr freue es ihn, mit der Winterinszenierung und der Weihnachtsbeleuchtung in der Stadt „den Menschen in dieser schwierigen Zeit eine Freude zu machen und eine große Portion vertrauten Weihnachtszauber zu schenken.“ 500 000 Lichter lassen die Straßen und Plätze der Altstadt seit dem 23. November festlich erstrahlen und laden zu einem vorweihnachtlichen Einkaufsbummel durch die Innenstadt ein. Interessant für Familien: Auf dem Bilderbuch-Spaziergang „Rosemaries Reise“ können Kinder die Geschichte der wohl berühmtesten Maus Lübecks entdecken. Dazu sind überall auf der Altstadtinsel zehn Hörstationen verteilt. In Grömitz ist vom 19. Dezember bis zum 2. Januar eine Winterpromenade geplant, auf der die Gäste mit gebotenem Abstand, aber in weihnachtlichem Ambiente entlang der Küste flanieren können. Die Stadtwerke lassen am Gasometer den größten Adventskalender der Stadt erleuchten. Kinderzeichnungen schmücken das Kremper Tor in Neustadt: Stichwort Adventskalender: In Neustadt in Holstein schmücken das Kremper Tor in der Adventszeit 24 Bilder von Kindern aus den Kitas und Schulen der Stadt. Eines der Gemälde zeigt einen Himmel, vor dem ein Tannenzweig samt Glöckchen hängt. Dieses Bild haben die Kinder der Kita am Binnenwasser gemalt. Lesen Sie auch: Theater, Kinos und Museen bis 20. Dezember geschlossen – was sagen Lübecks Kulturschaffende? „Gans-to-go“ in Lübeck: Hier gibts Weihnachtsbraten fertig zum Abholen Weihnachtsbesuch in SH: Hotelübernachtungen sind erlaubt „Wir hatten auch Zeiten, in denen nur wenige Kinder in der Kita waren, weil es Covid-Verdachtsfälle gab“, erzählt Pädagogin Tina Kell-Maxara. „Die Kinder sind stolz darauf, dass sie ihr Bild bald am Kremper Tor sehen können. Aber sie hätten es eben auch gern selbst präsentiert.“ Normalerweise wird der Adventskalender am Kremper Tor mit einer kleinen Weihnachtsfeier enthüllt, bei der die Schul- und Kitakinder Gedichte vortragen und Plätzchen an das Publikum verteilen. Mit den Glöckchen, die auf ihrem Bild zusammen sind, hätten sie gern ein paar Lieder vorgetragen. Aber es ist eben nichts normal in diesem Jahr – auch oder gerade für Kinder nicht. Von Sophie Schade