Silvester an der Ostsee: Hier darf 2021 nicht mit Feuerwerk starten

50 Tage noch, dann endet 2020. Was nicht enden wird, ist die Corona-Pandemie. Deshalb wird der Jahreswechsel anders als in den Vorjahren ausfallen. Partys auf öffentlichen Plätzen sind längst abgesagt. Zudem wird in zahlreichen Gemeinden entlang der ostholsteinischen Küste über ein Verbot von Feuerwerken und Böllern diskutiert. Hier gibt es den aktuellen Stand der Dinge. Kein Feuerwerk, keine Menschenansammlungen: Losgelöst von Corona gilt wie in jeder Silvesternacht, dass im Umkreis von rund 200 Metern um reetgedeckte Häuser keine Raketen abgefeuert werden dürfen. Jedoch geht es diesmal nicht nur um eine Reduzierung der Brandgefahr, sondern auch darum, die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern. Dabei steht das Verhindern von Menschenansammlungen im Fokus. Sierksdorf setzt auf Eigenverantwortung: Der Sierksdorfer Sozialausschuss hat sich jetzt als erste Gemeinde einstimmig für ein Verbot von Feuerwerk ausgesprochen. Bürgermeister Udo Gosch (SPD) betont, dass vor allem ähnlich gelagerte Diskussionen in Nachbarorten wie Scharbeutz dazu geführt hätten. Man wolle verhindern, dass Menschenmassen auf die Strände und Promenaden in Sierksdorf ausweichen. „Wir wissen, dass wir es nicht komplett kontrollieren können. Wenn aber 30 bis 40 Prozent der Personen aus Eigenverantwortung fernblieben, wäre schon etwas erreicht“, sagt er. Zugleich wies Gosch darauf hin, dass das Verbot auch von einer entsprechenden Allgemeinverfügung des Kreises sowie der Landesverordnung abhänge. „Wir stehen zu unserer Entscheidung, auch wenn einige Orte nun wieder zurückgerudert sind. Wenn es nicht anders geht, werden wir das Verbot durchziehen. Wenn es eine andere Verordnung gibt, heben wir es auf“, führt er aus. Talb-Vorstand bevorzugt einheitliche Regelung: Dazu sagt André Rosinski, Vorstand der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (Talb), dass es schön wäre, eine einheitliche Regelung von Timmendorfer Strand bis Neustadt zu haben. Dennoch gelte es abzuwarten, wie sich Pandemie und damit verbundenen Regeln entwickeln würden. Grömitz will Böllerwerfer stoppen: Ebenfalls nicht geknallt werden darf auf dem Grömitzer Seebrückenvorplatz sowie links- und rechtsseitig davon (etwa 100 Meter in jede Richtung). Bürgermeister Mark Burmeister (parteilos) sagt, dass Personen, die sich in der Silvesternacht dort aufhalten, keinerlei Feuerwerk bei sich haben dürfen. Anlass dafür seien in erster Linie Erfahrungen aus den Vorjahren. „Es kam immer wieder vor, dass aus der Menge heraus oder in die Menge hinein Böller geschmissen und Raketen geschossen wurden“, erläutert er. Ähnliche Überlegungen gebe es in Kellenhusen und Dahme. Die Verbote sollen aber auch dazu beitragen, Ansammlungen von Menschen während der Pandemie zu verhindern. Aus diesem Grund wurde bereits die traditionelle Party mit DJ Stephan Nanz auf dem Seebrückenvorplatz abgesagt. Stattdessen soll es entlang der Promenade Buden geben, um so ebenfalls für eine Entzerrung zu sorgen. Von einem generellen Böller- und Raketenverbot hält Burmeister nichts. Schwartau prüft Sperrung des Höhenwegs: In Bad Schwartau wird derzeit über die Sperrung des Höhenwegs zwischen Groß Parin und Klein Parin nachgedacht. „Der Höhenweg war im Sommer ,Hotspot’ für Feiernde “, sagt Ordnungsamtsleiter Bernd Kubsch und ergänzt, dass es in der Vergangenheit aufgrund der tollen Aussicht auf Lübeck größere Menschenansammlungen zu Silvester gab. Dies habe nie Probleme nach sich gezogen, jedoch könnte es nun einen Regelungsbedarf wegen möglicher Corona-Kontaktbeschränkungen geben. Scharbeutz will im Dezember entscheiden: Ebenfalls in der Planungsphase befindet sich die Gemeinde Scharbeutz. Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) findet, dass man den Menschen „in dieser ohnehin schwierigen Zeit“ nicht alles verbieten soll. Jedoch: „Es hängt schon von den rechtlichen Corona-Bedingungen ab.“ Deshalb werde man erst im Dezember eine Entscheidung fällen. Relativ ähnlich ist der Stand der Dinge in Heiligenhafen: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurde noch keine Entscheidung in dieser Hinsicht getroffen“, informiert Arne Rieck von der Ordnungsverwaltung der Stadt. Wie schon während des vergangenen Jahreswechsels setzt Timmendorfer Strand erneut auf feuerwerksfreie Zonen. Ordnungsamtsleiter Michèl Soltmann teilt mit, dass öffentliche Flächen ohnehin nicht für private Feuerwerke zur Verfügung stünden. Zudem gelte in der näheren Umgebung des Vogelschutzgebietes ein Verbot (mindestens 500 Meter Abstand). Auch dürfe rund um Altenheime, Gebäuden mit Reetdächern, Kureinrichtungen und dem Friedhof nicht geknallt werden. Touristiker verzichten auf Großfeuerwerke: Definitiv kein vom Tourismus-Service organisiertes Großfeuerwerk wird es auf Fehmarn und in Großenbrode geben. Verbote für private Knallerei sind bislang nicht angedacht. Für Eutin teilt Stadtmanagerin Kerstin Stein-Schmidt mit, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Großfeuerwerke oder Ähnliches an Silvester geplant sind. Zu privaten Feuerwerken sagt sie: „Stand heute ist das erlaubt, aber nur unter Wahrung des Abstandes und nach geltenden Verordnungen.“ Hier wird derzeit kein Handlungsbedarf gesehen: Aktuell keinen Handlungsbedarf sieht Rainer Holtz (CDU), Bürgermeister von Schashagen: „Da es in der Gemeinde keinen zentralen Platz gibt, an dem gefeiert wird, ergibt sich auch kein Grund für ein generelles Feuerwerksverbot. Wir verweisen nur eindringlich auf das Abstandsgebot zu Reetdach-Häusern und anderen brennbaren Gegenständen.“ Und Oldenburgs Verwaltungschef Jörg Saba (parteilos) sagt, dass es derzeit nicht nach einem Verbot aussieht. Dies gilt auch für Neustadt. „Wir denken bisher nicht über ein Böllerverbot oder Feuerwerksverbot nach, da es erfreulicherweise in Neustadt keinen Feuerwerkstourismus gibt“, sagt Ordnungsamtsleiter Klaas Raloff. Je nach Entwicklung der Pandemie sei aber zum Beispiel eine Sperrung der Seebrücke zur Kontaktvermeidung vorstellbar. Lesen Sie auch: Timmendorfer Strand: Feuerwerk-Verbot an Silvester abgelehnt Silvester: Zahlreiche Brände im Kreis Ostholstein beschäftigen Feuerwehren Böllerverbote zu Silvester bleiben im Norden die Ausnahme Von Sebastian Rosenkötter