Sparkasse Holstein: Das Girokonto wird teurer

Bunt, maritim, lässig: So wirkt der neue Auftritt der Sparkasse Holstein. Die insgesamt 184 000 Privatkunden erhielten kürzlich Post, die auf den ersten Blick von vielen als Werbung abgetan wurde. Doch hinter den flotten Sprüchen und den Zeichnungen von Seebären, Schatzsuchern und Co. steckt ein neues Modell für die Girokonten des Kreditinstituts, das ab dem 1. November gilt. Die Kunden können künftig zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen – die allesamt frische, neue Namen aufweisen und im Endergebnis teuer sind als bisher. Kunden müssen mehr zahlen: „Die Preiserhöhung ist nach vier Jahren notwendig, um die Angebote sowohl in der Filiale als auch digital langfristig aufrecht erhalten zu können. Unsere Sparkassen-Infrastruktur mit 34 personenbesetzten Standorten bis mindestens 2025 sowie weiteren 45 SB-Standorten von Hamburg bis Fehmarn ist ein starkes Angebot“, sagt Pressesprecher Steffen Müller. Aus dem Rahmen fällt bei den Neuerungen das Grundmodell „Giro Pur“, das zwar vergleichsweise günstig ist (3,90 Euro im Monat), bei dem aber auch Extra-Leistungen bezahlt werden müssen. Wer beispielsweise eine Überweisung am SB-Terminal tätigt, der muss einen Euro zahlen, wer die Überweisung beim Mitarbeiter abgibt sogar 2,50 Euro. Das sieht bei der „Leichten Brise“ anders aus, für 7,70 Euro monatlich sind die meisten Leistungen inklusive. Ebenso beim Modell „Frischer Wind“ (10,90 Euro monatlich) und „Rückenwind Deluxe“ (16,90 Euro monatlich). Hier unterscheiden sich die Leistungen lediglich in Kleinigkeiten wie den Kosten für eine Kreditkarte oder den Beträgen für die Bereitstellung eines elektronischen Safes. Lesen Sie auch: Sparkasse: Protest gegen teurere Girokonten Sparkasse führt neue Girokonten ein - und erhöht die Gebühren kräftig Kunden erhalten Vorteile und Rabatte bei Partnern: Mit dabei sind in der sogenannten „Moin-Giro-Vorteilswelt“ Rabatte in Geschäften und Restaurants. Bei Karls-Erlebnisdorf gibt es zehn Prozent Rabatt auf die Jahreskarte, im Hansa-Park kann anlässlich einer buchbaren Veranstaltung die Achterbahn Kärnan besichtigt werden und bei vielen anderen Partnern kann beim Online-Shopping ebenfalls gespart werden. Konzerttickets gibt es günstiger und auch beim Hotelurlaub in den Bergen gibt es Vergünstigungen. Je nach Kontomodell bei manchen Angeboten unterschiedlich viel. Ja, sogar die Hochzeit im Jagdschlösschen am Ukleisee ist vergünstigt möglich. Verbraucherzentrale appelliert an Fairness: „Doch viele Kunden wollen diese bankfremden Leistungen gar nicht“, sagt Michael Herte von der Verbraucherzentrale Kiel. Dort sind bereits vereinzelt Beschwerden von Kunden aufgelaufen, die dem neuen Modell nichts abgewinnen können. Finanzexperte Herte liegt das Schreiben der Bank bisher nicht vor. Er appelliert aber grundsätzlich in solchen Fällen an Transparenz und Fairness. „Der Kunde muss genau verstehen, was passiert. Für den Fall, dass er einverstanden ist, aber auch für den Fall, dass er widerspricht. Denn in diesem Fall ist es auch möglich, dass die Bank am Ende dem Kunden kündigt.“ Grundsätzlich müsse in einem solchen Schreiben zudem deutlich gemacht werden, dass es sich nicht um Werbung handele. „Wenn es aussieht wie Werbung, dann knüllen viele es einfach zusammen und schmeißen es weg“, sagt Herte. Sparkasse wollte Transparenz bieten: Dass manche Kunden das Schreiben als Werbung aufgefasst haben, stößt bei der Sparkasse auf Unverständnis. „Uns war beim Anschreiben Transparenz besonders wichtig. Wir haben unseren Kunden deshalb ein umfangreiches Paket mit den neuen Preisen und Leistungen zugesandt. Das Anschreiben selbst haben wir als Geschäftsbrief gestaltet. Damit unterscheidet es sich deutlich von reinen werblichen Briefen. Dass es auch um eine Preisanpassung geht, haben wir bewusst bereits in den Betreff geschrieben“, sagt Steffen Müller. Um mögliche Unzufriedenheiten zu beseitigen, sei man nun mit den Kunden im Gespräch. Dabei merke man, „dass die neuen Leistungen bei vielen gut ankommen, natürlich gibt es auch einzelne kritische Rückmeldungen“, sagt Müller. Eine weitere Änderung: Für Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre gibt es künftig kostenlos das „Seebärenkonto“ oder das „Jungs-und-Deerns-Konto“. Wer zwischen 18 und 26 Jahren alt ist, bekommt das „Giro Pur“ kostenfrei oder die weiteren Modelle vergünstigt. So handhabt es die Volksbank Ostholstein Nord-Plön: Auch bei der Volksbank Ostholstein Nord - Plön eG beispielsweise gibt es für junge Menschen ein kostenfreies Konto. Sie bietet den Kunden zudem vier verschiedene Kontomodelle. „Es ist unser Bestreben, eine gute und langfristige Beziehung zu unseren Kunden aufzubauen. Das Kundenwohl liegt uns hierbei sehr am Herzen“, sagt Vertriebsleiter Martin Kahl. Aktuell gebe es keine Überlegungen, die Kontoführungsgebühren zu erhöhen. Hamburger Sparkasse setzt ebenfalls auf Partner: Bei der Hamburger Sparkasse setzt man auf das bewährte Girokontomodell „HaspaJoker“, dass 1999 eingeführt wurde. „Rund 850 000 HaspaJoker-Kunden nutzen gern die vielfältigen Vorteile wie Versicherungs- und Serviceleistungen sowie Vergünstigungen“, erklärt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Das Modell variiere je nach Region. Wo in einer Großstadt die Möglichkeit zum Car-Sharing Sinn mache, seien es in Urlaubsregionen Museums-Card oder Versicherungen, die sinnvoll seien. „Die Leistungen unserer Mehrwert-Konten sind nicht statisch, sondern werden immer wieder sich verändernden Kundenbedürfnissen, neuen Entwicklungen und Trends angepasst“, sagt von Carlsburg. 2016 seien zum ersten Mal seit Einführung des HaspaJokers die Preise für die Kontoführung erhöht worden. Derzeit sind keine Änderungen geplant. Von Maike Wegner und Bettina Albrod