Stockelsdorf: Ehepaar mit Wohnwagen erhält Kündigung vom Campingplatz

Normalerweise wären Martina Wischnewski und ihr Mann Bernd an den Herbstwochenenden in ihrem Urlaubsdomizil. Mit direktem Blick auf den See hatten sie seit 2017 einen Stellplatz in einem Campingpark. Doch mit der Idylle im Grünen ist seit einigen Wochen Schluss. Denn der Campingparkbetreiber hat ihnen gekündigt. Ein Schock für das Ehepaar aus Stockelsdorf. „Dort waren wir jedes Wochenende und immer, wenn wir frei hatten“, erzählt Wischnewski. „Es war eine Art Ruheort für uns. Wir hatten sogar ein Boot dort liegen.“ Einsicht in Nebenkosten gefordert: Doch nun ist alles anders. Der Platz ist zur nächsten Saison neu vermietet. Der Wohnwagen, das Boot und das Vorzelt – alles abgebaut, verkauft oder Zuhause untergestellt. Grund des Anstoßes: Fragen, die Martina Wischnewski dem Betreiber des Campingparks stellte. Die 59-Jährige wollte im Sommer die Aufstellung der Nebenkosten einsehen. „Die ganzen Nebenkosten für Strom, Müll und all das sind zwar ein Pauschalbetrag und man bekommt auch nichts zurück, wenn man weniger verbraucht. Aber ich wollte zumindest Einsicht bekommen“, sagt sie. Eine Antwort auf ihre Anfrage habe sie nicht erhalten. Campingpark öffnete erst später: Das zweite Problem: Durch Corona konnten die Camper erst rund fünf Wochen später als gewohnt auf den Campingplatz. „Als Ausgleich öffnet der Platz eine Woche länger“, erzählt Martina Wischnewski. „Da habe ich mich dann erkundigt, ob eine Woche bei schlechtem Wetter wirklich ein Ausgleich für fünf verpasste Wochen bei gutem Wetter sein sollen“, sagt die Stockelsdorferin. Sie räumt ein, dass ihr Schreiben möglicherweise etwas provokant gewesen sei. Auch hierauf habe sie keine Antwort erhalten. Kündigung kam Ende August: Als sie Ende August dann ein Einschreiben vom Campingplatz in ihrem Briefkasten vorfand, war ihr deshalb klar, dass es sich dabei nur um die Kündigung handeln könne. „Beide Parteien können ohne Angabe von Gründen bis zum 31. August jedes Jahres kündigen“, sagt sie. Trotzdem rief sie auf dem Campingplatz an und forderte eine Begründung. „Man wollte die Sache versuchen zu klären hat man mir da gesagt“, erzählt sie. „Aber dann habe ich über Dritte erfahren, dass unser Platz schon von neuen Mietern besichtigt wurde.“ Sie glaubt, dass der Platz möglicherweise gekündigt wurde, um lästige Mieter loszuwerden und mit neuen Mietern mehr Einnahmen zu generieren. Zwar dürften die Wischnewskis ihren Platz laut Vertrag noch bis zum Saisonende nutzen. „Allerdings hatte mein Mann daran keine Freude mehr“, erzählt die Stockelsdorferin. „Tische und Stühle haben wir an die Nachmieter verkauft und der Wohnwagen steht jetzt bei uns Zuhause. Wir werden kleinere Touren damit machen.“ Platzbetreiber will sich nicht äußern: Von Seiten des Platzes will man sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Man wolle keine detaillierte Auskunft zu Vertragsangelegenheiten geben. Juristisch ist die Sache nicht eindeutig. Die Corona-Pandemie hat auf Seiten der Kunden aber auch der Platzbetreiber für Unsicherheit gesorgt. „Es gibt keine abschließende rechtliche Lösung“, sagt auch Gert Petzold, Vorsitzender des Landesverbandes im Bundesverband der Campingwirtschaft. Er appelliert an ein Miteinander. „Wir haben versucht, allen Platzbetreibern zu empfehlen, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen. Es sitzen doch alle im selben Boot.“ „Es geht nur zusammen“: Auf beiden Seiten habe man dabei größtenteils Verständnis erfahren. Aber natürlich habe es auch einige Fälle gegeben, in denen auf Betreiber- oder Gästeseite kein Entgegenkommen möglich gewesen sei. „Ich sage immer: Es geht nur zusammen. Deswegen haben wir den Betreibern auch nahe gelegt, Linderung auf anderen Wegen zu schaffen“, sagt Petzold. „Das kann die Verlängerung der Saison, ein früherer Beginn der nächsten Saison oder ein gemeinsames Abendessen mit allen sein.“ Insgesamt vertritt der Landesverband 134 Mitgliedsbetriebe, das sind rund 75 Prozent aller Campingplätze in Schleswig-Holstein. Der Anteil von Dauercampern liegt bei rund 60 Prozent. Lesen Sie auch Stellflächen für Wohnmobil und Zelt: Das sind die neuen Pop-up-Camps Trotz Corona: Camping-Start am Ratzeburger See LN-Autorin berichtet: Reisen mit dem Camper an Nord- und Ostsee Von Maike Wegner