Stockelsdorf: In Arfrade gibt es Gemüsegärten zum Mieten

Noch ist der Acker gefroren, auf dem Dan Weinberger (26) und Max Dohse (32) stehen. Die Zufahrt, aus der in den kommenden Wochen ein Parkplatz werden soll, ist spiegelglatt. Der alte Hänger, der sich in ein Café verwandeln soll, ist noch im Rohbau. Und trotzdem können sich die beiden Männer lebhaft vorstellen, wie rund um das Feld am Ortsrand von Arfrade (Gemeinde Stockelsdorf) schon in wenigen Wochen richtig Leben herrschen soll. Die Freunde wollen auf dem Acker Gemüsegärten zur Miete anbieten – im April oder Mai soll es losgehen. Je nachdem, wie die Witterung in den kommenden Wochen ist. 20 Gemüsesorten werden vorgepflanzt: „Wir wollen mehr, als nur das Gärtnern anbieten“, erzählt Dan Weinberger mit leuchtenden Augen. Der Traum der beiden jungen Männer: In Arfrade einen Ort für Jung und Alt zu erschaffen. Einen Platz, an dem gegärtnert aber auch gesungen, gelacht und geredet wird. Verwirklichen wollen sie dieses Konzept mit dem Projekt „Unser Ernteglück“. Auf dem zwei Hektar großen Acker sollen Gemüsegärten in verschiedenen Größen entstehen. „Dabei pflanzen wir alle Beete mit über 20 Gemüsesorten vor“, erzählt Max Dohse. „Wir nehmen dafür Jungpflanzen, weil die gerade in der Wachstumsphase stabiler sind.“ Die Initiatoren stehen den Gärtnern immer zur Seite: Das Prinzip: Menschen, die Lust aufs Gärtnern haben, können eine Fläche mieten. Es gibt unterschiedliche Modelle vom Anfängergarten bis hin zum Insektenparadies. Bei der Pflege gibt es Unterstützung von den beiden Initiatoren. „Wir stehen immer mit Rat zur Seite", versichern die Zwei. Ebenso helfen sie beim Bewässern aus, falls der Sommer lange Dürrezeiten mit sich bringt. „Ganz grundsätzlich ist aber jeder nach der Übergabe selbst für seinen Garten verantwortlich. Wir stellen Wasser und Gartengeräte zur Verfügung und dann kann es losgehen“, erzählen die Freunde. Die Idee kam ihnen in der Coronazeit. „Ich bin gelernter Veranstaltungskaufmann und war dadurch in Kurzarbeit“, erzählt Dan Weinberger. „Und da kam mir die Idee.“ Als er seinem Freund, der Landwirt ist, davon erzählte, war dem schnell klar: „Die Idee ist super, aber alleine kann man so etwas nicht machen. Das geht nur zu zweit“, sagt Max Dohse. Wochenlang haben die beiden Konzepte erarbeitet, über den Namen gegrübelt und an der Umsetzung gearbeitet. Bequemer Garten: 45 Quadratmeter vorgepflanztes Ackerland mit freien Stellen für das eigene Lieblingsgemüse oder Kräuter. Die Ernte reicht für ein bis zwei Personen. Arbeitsaufwand: Zwei bis drei Stunden pro Woche. Kosten: 39 Euro im Monat, 399 Euro pro Saison. Expeditions-Garten: 90 Quadratmeter vorgepflanztes Ackerland mit freien Stellen mit einer Ernte für drei bis vier Personen. Arbeitsaufwand: Drei bis vier Stunden pro Woche. Kosten: 68 Euro pro Monat, 759 Euro pro Saison. Entdecker-Garten: 30 Quadratmeter Ackerland zur eigenen Bepflanzung für eine Person. Vorbereiteter und saatfertiger Boden. Arbeitsaufwand: Vier bis fünf Stunden in der Woche. Kosten: 30 Euro pro Monat, 340 Euro pro Saison. Folienhaus: Neun Quadratmeter, Arbeitsaufwand ein bis zwei Stunden pro Woche. Kosten: 25 Euro pro Monat, 300 Euro pro Jahr. Insektenglück: 30 Quadratmeter (weitere 30 gibt es gratis dazu) mit Streublumen vorgepflanztes Ackerland. Die Ernte: Viele bunte Blumensträuße und ein Abschlusskorb mit Tee, Honig und anderen Produkten aus dem Insektenglück. Kosten: 30 Euro pro Monat, 300 Euro pro Jahr. In wenigen Wochen soll es losgehen: Nun steht der Auftakt kurz bevor. Die Pflanzen sind bestellt. Wann sie in die Erde können, hängt vor allem von den Temperaturen ab. Bis dahin werden sie im Folientunnel gelagert. Wenn die Gärten übergeben werden, dauert es nicht lange, bis die erste Ernte eingefahren werden kann. Denn Salat beispielsweise braucht nicht lange. „Der kann vielleicht schon zwei, drei Wochen nach der Übergabe geerntet werden“, erzählt Dan Weinberger. Ob Spinat, Kartoffeln, Möhren, Radieschen, Pak Choi oder Mangold: Das ganze Jahr über können sich die Hobbygärtner dann über frisches Gemüse freuen. „Man kann sich den Garten auch gut mit mehreren teilen“, sagen Weinberger und Dohse. „Das wäre zum Beispiel für Studenten auch eine super Sache.“ Mietacker soll zum Ausflugsziel werden: Der Acker in Arfrade soll aber weitmehr als das bieten. „Wir wollen ein Ausflugsziel schaffen“, sagt Dan Weinberger. „Es wird zum Beispiel auch ein Café, einen Grillplatz, ein Insektenparadies und einen Barfuß-Pfad geben.“ Das Café ist Marke Eigenbau und entsteht gerade in einer Scheune. Ein alter Hänger wird von den Jungs eigenhändig ausgebaut. Am Ende sollen die Gartenfreunde sich dort in der Woche selbst bedienen können, am Wochenende gibt es Getränke und Co. dann mit Bedienung. Lesen Sie auch Solidarische Landwirtschaft: Hier wird die Ernte geteilt! Sterley: Gemüse anbauen für 100 Nachbarn Cow-Sharing: Auf diesem Hof können sich Verbraucher ein Rind teilen „Es soll natürlich keine Partys geben“, betonen die beiden, „allein schon wegen der Nachbarn“. Aber ein gemütliches Zusammensein bis in die Abendstunden wünschen sie sich schon. Neben Musik seien dabei auch Lesungen denkbar. „Wir konnten schon zwei Autorinnen gewinnen, die Bücher über Gemüse geschrieben haben und hier lesen würden“, erzählt Max Dohse. Außerdem wird Landwirt Hans Schomacker, der lange die Gemüsegärtnerei auf dem Krumbecker Hof geführt hat, anfangs mit Rat und Tat zur Seite stehen. Im Kreis Ostholstein haben sich bereits zwei Projekte entwickelt, bei denen es um solidarische Landwirtschaft geht. Dabei tragen mehrere private Haushalte die Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs, wofür sie im Gegenzug dessen Ernteertrag erhalten. Der Krumbecker Hof beispielsweise bietet Cow-Sharing an. Außerdem haben sich dort Haushalte aus der gesamten Umgebung angeschlossen, die einen monatlichen Beitrag zahlen und dafür wöchentlich frisches Gemüse erhalten. Auf dem Hof Hollergraben in Schönwalde funktioniert das ähnlich. Seit 2016 wird hier solidarische Landwirtschaft betrieben. Auch hier gibt es für den Anteil ökologisch angebaute Produkte. So können sich Interessenten melden: Für den Anfang vergeben Dan Weinberger und Max Dohse 80 Gärten – um zu garantieren, dass alle Hobbygärtner gut betreut werden und die Ernte reichlich ausfällt. „Wir wollen ja, dass die Leute uns auch kennenlernen und das ist bei mehr für den Anfang nicht möglich.“ Rund ein Fünftel ist bereits vergeben. Wer Interesse an einem Beet hat, kann sich unter Telefon 01 52/37 33 97 21 oder über die Internetseite melden. Von Maike Wegner