Strandkörbe: Scharbeutz will Vermieter zu Saisonverlängerung befragen

Rein theoretisch darf jeder Anlieger des Strandes seinen Strandkorb an den Strand schleppen und sich selbst darin niederlassen. So regelt es das Landesnaturschutzgesetz. Aber wie kommen die vielen Strandkörbe an den Strand und wann müssen sie weggeräumt werden? Der Vorstoß des Dahmer Bürgermeisters Dieter Knoll (CDU) für Strandkorb-Zeiten bis Ende Oktober lenkt den Blick auf diese und weitere Regeln für den Strand. Strandkörbe sind Sondernutzung: Die Nutzung des Meeresstrandes unterliegt den Vorschriften des Landesnaturschutzgesetzes, teilt der Kreis Ostholstein dazu mit. Darin sind der Gemeingebrauch, der Schutz und die Sondernutzung am Meeresstrand geregelt. Strandkörbe aufzustellen und zu vermieten ist eine Sondernutzung. Das letzte Wort darüber hat die Untere Naturschutzbehörde (UNB) beim Kreis Ostholstein. Sie kann den Gemeinden auf Antrag die Sondernutzung, sprich das Aufstellen von Strandkörben, erlauben. Die UNB muss auch die Erlaubnis erteilen, die Körbe über den 30. September hinaus stehen zu lassen. Eine Idee, die die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos) aufgreift. „Wir werden das gern für unsere Strandkorbvermieter auf den Weg bringen.“ Darüber sollen die Vermieter aber selbst entscheiden. Deshalb werde es zunächst eine Umfrage unter ihnen geben. Wenn die Mehrheit dafür ist, stellt die Gemeinde Scharbeutz den Antrag bei der UNB. Die Verlängerung soll nach Angaben von Knoll eine kleine Entschädigung dafür sein, dass die Vermieter halfen, die Corona-Regeln durchzusetzen. Gemeingebrauch bezeichnet in Deutschland das Recht aller Menschen, die Dinge zu nutzen, die dem öffentlichen Gebrauch dienen. Dazu gehören unter anderem öffentliche Straßen, Flüsse, das Meer, die Luft und Gebirge. Erlaubt ist jedoch nur, die Sachen so zu nutzen, wie es üblich ist. Sondernutzung geht über den üblichen Gemeingebrauch hinaus. Darunter fallen auf öffentlichen Straßen und Plätzen etwa Info-Stände (oft sind politische Parteien davon ausgenommen), Außengastronomie, Volksfeste oder je nach Kommune Straßenmusik. All das bedarf einer Genehmigung, für die Gebühren erhoben werden. Regeln für Hunde und Pferde am Strand: In drei Paragrafen regelt das Landesnaturschutzgesetz, was alles am Strand erlaubt und was grundsätzlich oder zeitweise verboten ist. Beispiel Hunde und Pferde. Vom 1. April (in Neustadt, Pelzerhaken und Rettin vom 1. Mai) bis zum 30. September sind die Badestrände für sie tabu. Sollten die Strandkörbe in diesem Jahr länger stehen bleiben, könnte es damit Probleme geben. „Die Vermieter sehen es nicht so gerne, wenn die Hunde an die Körbe pinkeln“, sagt Schäfer. Laut Landesnaturschutzgesetz dürfen Hunde und Pferde vom 1. November bis 31. März an allen Stränden toben. Der Termin 1. November hatte für Verwirrung gesorgt und wird von einigen Gemeinden per Sondernutzungssatzung auf den 1. Oktober vorgezogen. Grundsätzlich gilt für den Meeresstrand der sogenannte Gemeingebrauch. Heißt konkret: Jeder darf in Schleswig-Holstein den Strand auf eigene Gefahr betreten und sich dort aufhalten. Ein Recht, das die Gemeinden durch sogenannte Sondernutzung auf die beschränken können, die dafür bezahlt haben, etwa mit der Kurabgabe. Den gesamten Strand mit Kassenautomaten zuzupflastern, ist aber nicht zulässig. „Bei der Einräumung der Sondernutzung ist ein angemessenes Verhältnis zwischen abgabepflichtigem Strand einerseits und abgabefreiem Strand andererseits zu gewährleisten“, heißt es im Landesnaturschutzgesetz. Wissen, was an der Ostseeküste und auf dem Land los ist: Jeden Montag gegen 18 Uhr in Ihrem Postfach. Klicken Sie hier, um unseren kostenlosen Ostholstein-Newsletter zu abonnieren! Klare Regeln für Strandburgen: Über eigene Satzungen bestimmen die Gemeinden über weitere Sondernutzungen am Strand. So regelt Fehmarn etwa den Bau von Sand- und Strandburgen. Verboten sind Strandburgen von mehr als drei Metern Durchmesser und 50 Zentimetern Tiefe. Der Abstand vom Fuß der Düne muss drei Meter und der Abstand von der mittleren Wasserlinie wenigstens sieben Meter betragen. Ebenfalls verboten sind unter anderem musikalische Darbietungen, Sand oder Steine mitzunehmen oder zwischen dem 1. April und dem 31. Oktober Drachen oder Drohnen steigen zu lassen. Andererseits erlaubt das Landesnaturschutzgesetz, für die Zeit des Strandbesuchs ein kleines Boot mitzuführen. Ebenso, einen Strandkorb für den eigenen Bedarf mitzuschleppen. Allerdings nur als Anlieger, wohlgemerkt. Aber wer nimmt schon seinen Strandkorb huckepack? Einzige Einschränkung für Boot und Strandkorb ist laut Gesetz, dass der allgemeine Badebetrieb nicht gestört wird. Lesen Sie auch Corona: Endlich wieder im Osten an den Strand Diese Seebrücken an der Ostsee sollten Sie gesehen haben Timmendorfer Strand: Kaum Hoffnung für die Bäderbah. Von Susanne Peyronnet