Studie zeigt: Tourismus bringt Heiligenhafen 100 Millionen Euro Umsatz

Der Tourismus kann ein gewaltiger Umsatzbringer und Jobmotor sein. Für Kommunen und Unternehmen können sich daher Investitionen in die touristische Infrastruktur als Wirtschaftsfaktor lohnen. Im Rahmen einer Studie sollte das Institut dwif aus München im Auftrag der Heiligenhafener Verkehrsbetriebe (HVB) einmal genauer hinschauen und den Stellenwert des Tourismus für die Stadt mit Zahlen darlegen. Jetzt liegt das Papier vor. Viele Branchen gewinnen durch den Tourismus: „Wenn wir die Analyse betrachten, profitieren bei Weitem nicht nur die Hotellerie und Gastronomie, sondern auch ganz andere Bereiche, angefangen beim kleinen Handwerker“, sagt Manfred Wohnrade, Geschäftsführer der HVB und Tourismusleiter von Heiligenhafen. Ermittelt anhand von Daten aus 2019 sei eine Kernaussage, dass der touristische Umsatz bei über 100 Millionen Euro im Jahr liege. Rund 60 Prozent würden danach das Gastgewerbe, 23 Prozent der Einzelhandel und immerhin auch 17 Prozent Dienstleister beitragen. „Dies zeigt doch, es hängt alles irgendwie am Tourismus“, so Wohnrade. Sehr interessant finde er auch die vorliegenden Daten zu den Beschäftigungseffekten. „Wir wissen natürlich, dass viele direkt im Tourismus arbeiten. Aber zum Beispiel eine Eisverkäuferin verkauft ihre Kugeln an Urlauber, aber auch Einheimische, der Heizungsbauer ist in der Ferienwohnung, aber auch in Privathaushalten tätig.“ Die Studie spricht nun von 1940 Personen, die durch die Nachfrage im Tourismus ein durchschnittliches Einkommen von rund 25 400 Euro beziehen könnten. Umsatzverluste durch Corona teils aufgefangen: Als die HVB im Winter das Institut beauftragten, war Corona noch kein Thema. Doch auch diese Entwicklung mit Bewertung des ersten Lockdowns im März/April für Heiligenhafen haben die Verantwortlichen in die Studie eingebaut. So wurde der Umsatzverlust durch die Schließungen auf etwa elf Millionen Euro geschätzt. Allerdings: „Wie alle anderen Küstenorte wurden wir im Sommer von den Urlaubern überrannt, sodass wir die Vorjahreszahlen an Übernachtungen und Einnahmen aus Abgaben tatsächlich fast wieder erreichen können“, erklärt der Tourismusleiter. Es werde sich das Reiseverhalten ohne Corona aber auch wieder normalisieren, sagt Wohnrade und ergänzt: „Es ist schön, dass viele die Ostsee wiederentdeckt haben. Man muss dennoch davon ausgehen, dass ein Großteil wieder nach Griechenland und Mallorca fliegen wird. Die goldenen Zeiten, die einige heraufbeschwören, die sehe ich noch nicht.“ Der erste, aber auch sicher der jetzige Teil-Lockdown schärfen die Sichtweise, wie wichtig der Tourismus sei, sagt der Tourismuschef. Er habe allerdings auch manche ihn erschreckende Aussagen gehört wie: „Kann das nicht immer so leer sein!“ Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen: „Ich kenne die schlechten und die guten Zeiten touristisch gesehen. In die schlechten möchte ich nicht zurück und die Fehler von damals wiederholen. Wir waren in Heiligenhafen relativ groß. Es wurde aber vergessen, aktiv am Ball zu bleiben. Das sollten wir vermeiden.“ Insgesamt habe die Stadt 8300 Gästebetten bei rund 10 000 Einwohnern. Das Verhältnis sei absolut in Takt und nicht „over the top“, wie einige meinen würden, findet er. „8300 Betten hatten wir schon in den 1970er/80er Jahren in Heiligenhafen“, betont Wohnrade. Was in dem Papier des dwif fehlt, ist der Bereich Camping. „Weil wir einen Campingplatz schlichtweg nicht haben. Es gibt aber vermehrt Anfragen.“ Die Angebotslücke zu schließen, sei aber nicht so einfach. Wohnrades Fazit: „Wir müssen nicht zu 100 Prozent auf die Karte Tourismus setzen. Aber wenn wir diesen Wirtschaftszweig nicht hätten, hätten wir nicht viel. Der Tourismus ist nicht alles, aber ohne Tourismus ist alles auch nichts.“ Was vor Ort angeboten werde, werde auch definitiv von Touristen genutzt. Studie ist im Internet einsehbar: Ursprünglich hatten die HVB vor, die Verantwortlichen der Studie nach Heiligenhafen zu holen, um die Zahlen in einer Einwohnerversammlung vorzustellen. Wegen der Corona-Pandemie war dies nicht möglich. Daher wurde die Studie auf der Internetseite der HVB bereitgestellt. „Gerade wenn jetzt mögliche Projekte verhindert werden sollen, ist es wichtig, seine eigene Meinung zu bilden“, hebt Manfred Wohnrade hervor und spielt auf das Bürgerbegehren gegen das Schwimmbad mit Hotel auf dem Steinwarder an. „Ich setze mich für das Schwimmbad aus Überzeugung ein und nicht nur aufgrund meiner Position als Tourismusleiter“, verdeutlicht Wohnrade. „Ein besseres touristisches Projekt als das Bad zur Weiterentwicklung des Ganzjahrestourismus, nutzbar für Einheimische und Gäste, würde mir spontan nicht einfallen.“ Die Studie sollte aber nicht in erster Linie das Steinwarderprojekt unterstützen. „Als wir diese vergeben haben, gab es noch keine Anzeichen, dass es mal in einem Bürgerbegehren enden wird.“ Lesen Sie auch: Heiligenhafen: Die Straße Am hohen Ufer wird erneuert Nachfrage sinkt: E-Floater in Heiligenhafen vom Teil-Lockdown in Heiligenhafen ausgebremst Heiligenhafen bekommt Steg für Fischer und will Hafen ausbaggern Von Markus Billhardt