Süsel: Dorfpolizist Jürgen Koglin geht in Ruhestand

Für Jürgen Koglin gab es keine anderen Überlegungen, was seinen Berufswunsch anging: „Ich habe mich schon immer für die Polizei interessiert.“ Folgerichtig habe er im Oktober 1977 als 17-Jähriger seine Ausbildung in der Landespolizeischule in Eutin begonnen. Nach 43 Dienstjahren, davon 20 in der Polizeistation Süsel, geht der 60-jährige Polizeioberkommissar am Monatsende in den Ruhestand. Viele Bereiche innerhalb der Polizei kennengelernt: Bevor er nach Süsel kam, sammelte Jürgen Koglin Erfahrungen in verschiedenen Bereichen: als junger Mann zunächst bei der 2. Einsatzhundertschaft in Kiel, im Einzeldienst in Lübeck beim 2. Revier, in Bäderdienststellen in Dahme und Timmendorfer Strand, beim Polizeibezirksrevier Eutin und zuletzt beim damaligen Verkehrsüberwachungsdienst in Lübeck. „Mit 40 habe ich mich dann gefragt, ob ich das bis zur Rente machen will oder doch noch mal ’was anderes“, berichtet Koglin und ergänzt lächelnd, „ich habe mich für doch noch mal ’was anderes entschieden.“ Da er zu dem Zeitpunkt bereits in Süsel wohnte, fügte sich das gut. Pensionär zieht um ins Saarland: Sein Haus hat Jürgen Koglin bereits verkauft und geräumt: „Wir ziehen nach Ottweiler im Saarland“, sagt er. Die Gegend ist die Heimat seiner Frau. „Bisher haben wir die Urlaube im Saarland verbracht und im Norden gewohnt, künftig wird es umgekehrt sein.“ Allein schon wegen der beiden erwachsenen Kinder, die in Ostholstein leben. Dass er seinen Wohnort Süsel verlässt und sich ein paar hundert Kilometer weit weg niederlässt, macht Jürgen Koglin den Abschied von der Arbeit und den Kollegen leichter: „Es wäre komisch, dort täglich vorbeizukommen.“ Angriffe auf Polizeibeamte: Im Rückblick auf sein Berufsleben sagt er: „Der Umgang mit Polizeibeamten war früher respektvoller.“ Im Laufe der Zeit habe Gewalt gegen die Beamten in einem ungeheuren Maße zugenommen, „da ist zuweilen so ein Hass auf die Polizei“, sagt er mit einer Mischung aus Entsetzen und Fassungslosigkeit. Nachts und an Wochenende seien seine drei Kollegen von der Station Süsel dem Eutiner Revier zugeordnet. Bei Einsätzen erlebten sie, dass Menschen Polizeibeamten gegenüber frech und unverschämt seien, sie angreifen würden, vor allem unter Alkohol- und Drogeneinfluss. „Ich kann das zügig abhaken, aber das gelingt nicht allen“, sagt Koglin. Die Bundesstraße 76 hat ihm und seinen Kollegen viele Einsätze beschert. Er hat viele Unfälle, „teilweise mit schlimmem Ausgang“, aufgenommen. Sehr präsent ist ihm ein furchtbarer Unfall aus dem Jahr 2003, als am Bahnübergang bei Bockholt vier Menschen ums Leben kamen, davon drei Schulkinder. Eine besondere Erfahrung war für Koglin 2015 das G-7-Außenministertreffen im Lübecker Rathaus. „Das war ein Riesenapparat“, staunt er heute noch über den Ablauf der Veranstaltung, zu der er ausnahmsweise mal nicht in Uniform, sondern im eleganten Anzug erscheinen musste. Waffe und Uniform sind schon zurückgegeben: Er würde sich immer wieder für den Polizeiberuf entscheiden, ist Koglins Fazit nach 43 Jahren: „Der Beruf ist äußerst vielseitig. Innerhalb der Polizei kann man sich gut verändern, es gibt ein großes Spektrum unterschiedlicher Abteilungen.“ Die Kollegen der Station hat er zu einem Abschiedsessen eingeladen, Waffe und Uniform bereits auf der Hubertushöhe abgegeben. Koglins Erfahrung und Akribie seien stets geschätzt worden, sein Wissen über Land und Leute, auch sein feiner, trockener Humor würden fehlen, heißt es aus dem Kollegium. Jürgen Koglin schaut nach vorn und freut sich „auf mehr Zeit mit meiner Frau und der Familie, auf mehr Gelegenheit zum Nordic Walking und Schwimmen – und darauf, in den Tag zu bummeln“. Lesen Sie auch Neustadt: Mann greift Polizeirevier und Polizeibeamten an Unfall am Süseler Baum: sechs Verletzte nach Zusammenstoß Von Ulrike Benthien