Gemeindevertreter aus Süsel haben einen gemeinsamen Ausflug unternommen: Im Raum Schwerin und Rostock haben sich Mitglieder aller Fraktionen verschiedene Gebäude in Modulbauweise angesehen. Den Anstoß dazu hat die Freie Wählergemeinschaft Süsel (FWS) gegeben, die darauf drängt, die neue Grundschule in Süsel und eine neue Kindertagesstätte in Groß Meinsdorf in dieser Bauweise errichten zu lassen. „Das kostet viel weniger, ist deutlich schneller als konventionelles Bauen und verspricht Qualität“, sagen die FWS-Mitglieder Dieter und Alexander Illing. 5, 2 Millionen Euro könnte die Gemeinde laut ihrer Rechnung beim Bauen mit Modulen einsparen.
Vater und Sohn, Fraktionsmitglied und wählbarer Bürger, haben viel Zeit mit Recherche verbracht, nachdem die Sanierungskosten für die Gebäude und von Architekten vorgelegte Kostenschätzungen für Neubauten ihnen als zu hoch und unangemessen erschienen. Eine Sanierung der Kita „Kunterbunt“ in Groß Meinsdorf sei mit 601 000 Euro veranschlagt worden, dazu komme noch ein erforderlicher Bewegungsraum für rund 256 000 Euro. Ein Neubau – möglich linker Hand der Einfahrt zur Straße Selmsdörp – sei in herkömmlicher Bauweise mit 1,6 Millionen Euro berechnet worden. Würde die Gemeinde das Gebäude, in dem die Kita untergebracht ist, die ehemalige Dorfschule, verkaufen oder Wohnungen darin einrichten, könnten rund 200 000 Euro gegengerechnet werden, sagt Dieter Illing.
Neu Kita in Groß Meinsdorf gleich mit vier Gruppen?
„In Modulbauweise würde der Neubau laut Angebot eines Herstellers nur 1,1 Millionen Euro kosten“, betont er. Der FWS-Vertreter gibt zu bedenken, dass die Kita vermutlich nicht mit drei Gruppen auskommen werde, sondern gleich für vier geplant werden müsse. „Die Gruppen sind schon mit 22 Kindern belegt. Wir brauchen mehr Plätze. Außerdem bekommen wir für die Einrichtung einer neuen Gruppe Fördermittel.“
Zwei Varianten in Modulbauweise
Im jüngsten Schulausschuss haben sich die Gemeindevertreter darauf verständigt, dass ein Architekt zwei Planungsvarianten in Modulbauweise für eine neue 2-zügige Grundschule erarbeiten soll – möglichst bis Juni. In Variante 1 sollen erhalten bleiben: die zwei erst kürzlich energetisch sanierten Klassenräume, der Musikraum, das Jugendzentrum, Pausen- und Sporthalle. Variante 2 sieht einen vollständigen Neubau vor (ausgenommen die Turnhalle).
Dieter und Alexander Illing haben ihren Favoriten skizziert: einen zweigeschossigen Neubau auf dem Schulhof, entfernt werden müssten dafür die jetzigen Chemie- und Physikräume sowie drei Klassenzimmer. „Bis auf die Aula, die einfach zu teuer wäre, ließen sich alle Wünsche realisieren“, heben sie hervor. „Wir sollten einen Architekten wählen, der in Modulbauweise erfahren ist. Er kümmert sich dann um die Ausschreibung und die Bauvorbereitung. Alles andere übernimmt der Modulbauhersteller. Wir bekämen die Schule schlüsselfertig und müssten uns um nichts kümmern“, so Dieter Illing.
Als Sanierungskosten für die 1969 erbaute Schule in Süsel ist der Gemeinde von Architekten eine Summe von rund 5,12 Millionen Euro genannt worden. Für einen Neubau sind 7,6 Millionen Euro veranschlagt. „In Modulbauweise kommen wir auf 2,38 Millionen Euro, mit Puffer für den Abriss, neue Möbel etc. auf 2,88 Millionen Euro. Das ergibt eine Ersparnis von 4,74 Millionen Euro“, hält Alexander Illing fest. „Und anstatt von zwei Jahren Bauzeit reden wir von vier Monaten.“ Das betreffe beide Neubauten.
Investitionsbank nennt Fördermöglichkeiten
Vater und Sohn Illing haben auch nach Fördermöglichkeiten geforscht und von der Investitionsbank Schleswig-Holstein den Kommunalen Investitionsfonds (KIF), das landeseigene Förderprogramm für Kommunen, sowie die Kreditanstalt für Wiederaufbau mit dem Programm 217/218 „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ aufgezeigt bekommen.
Zunächst aber steht ein weiterer Ausflug der Fraktionen an: Nach im Bau befindlichen und gerade fertiggestellten Schulen und Kitas, als reine Modulbauten oder an Altbestand angefügt, wollen sich Gemeindevertreter jetzt ältere Gebäude in Modulbauweise ansehen und prüfen, wie sie sich nach mehreren Jahren Nutzung präsentieren.
Ulrike Benthien