Timmendorf: Langes Warten auf Baugenehmigung für Gästehaus

Seit über drei Jahren wartet ein Timmendorfer auf die Baugenehmigung für ein Gästehaus. Bislang vergebens, obwohl rund um das Grundstück Appartementhäuser und Hotels gebaut wurden. Der entsprechende Bebauungsplan steht auf der Prioritätenliste der Verwaltung offenbar auf einem hinteren Platz und ist, wenn es schlecht läuft, erst in einigen weiteren Jahren an der Reihe. Verkaufen statt selbst bauen: Das will Heino Christiansen nicht: Heino Christiansen ist einer der letzten Ureinwohner im nördlichen Teil von Timmendorfer Strand, nahe der Strandallee, etwa 800 Meter von der Grenze zu Scharbeutz entfernt. Er ist in dem Haus geboren, in dem er heute noch mit seiner Frau wohnt und das jetzt hinter Hotels und Appartementhäusern zur Straße An der Waldkapelle hin liegt. Viele Nachbarn von einst haben ihre Grundstücke längst verkauft und sind weggezogen, und das könnte Heino Christiansen auch tun. Er will aber nicht. Der 70-Jährige möchte vielmehr selbst noch einmal bauen, seit mehr als drei Jahren, doch das darf er nicht. Die Geschichte ist verzwickt. Die Familie Christiansen betreibt das Landhaus Christiansen mit fünf Ferienappartements neben ihrem Wohnhaus und übernahm auch das gegenüber gelegene Gästehaus Johannsen, eine ältere Ferienpension mit 14 Zimmern, die fortan Gästehaus Christiansen hieß. „Das lief sehr gut, wir waren meist ausgebucht“, sagt Heino Christiansen. „Doch das Gebäude war aus den 1960er Jahren und nicht mehr zeitgemäß.“ Im großen Sondergebiet gibt es ein kleines „WA“-Eckchen: Also entschied er sich für einen Neubau mit sieben Ferienappartements, den Christiansens Tochter betreiben möchte, und ließ das alte Gästehaus 2017 abreißen. Seither habe er drei Bauanträge für das etwa 800 Quadratmeter große Grundstück gestellt, berichtet der Timmendorfer, die alle abgelehnt wurden. Der Grund: Zwar ist das Gebiet, das der entsprechende Bebauungsplan 18a umfasst, weitgehend als „Sondergebiet/Kurgebiet“ ausgewiesen, was den Bau von „Fremdenbeherbergungsbetrieben“ ermöglicht. Nur ein kleines, rosafarbenes Eckchen auf dem Plan ist mit „WA“ gekennzeichnet, als „Allgemeines Wohngebiet“, das, wie der Name andeutet, vorwiegend dem Wohnen dienen soll. Es ist das Eckchen von Heino Christiansen. Dort stand zwar bis zum Abriss das genanntes Gästehaus, aber das war vor dem Bebauungsplan von 1978 schon da und genoss daher Bestandsschutz, erklärt der Timmendorfer. Somit wäre ein Umbau möglich gewesen – aber kein Neubau. Zudem dürfe er auf dem derzeit leeren Grundstück nur eingeschossig bauen, sagt er, ungeachtet der Tatsache, dass rundherum drei- bis viergeschossige Gebäude, vorwiegend Appartementhäuser und Hotels, in die Höhe ragen. „Es gab in den vergangenen Jahren diverse Änderungen und Sondergenehmigungen“, vermutet er – nur für ihn nicht, obwohl ihm zunächst auf Nachfrage signalisiert worden sei, dass er für sein Vorhaben Baurecht bekommen könne. Lesen Sie auch Urlaub an der Ostsee: In diesen Orten werden sieben neue Hotels gebaut Trotz Corona: Top-Aussichten fürs Tourismusgewerbe in SH Kuriosum am Deich: B-Plan nur für Fischbrötchen-Wagen Hinterer Platz auf der Prioritätenliste der Verwaltung: Würde die Gemeinde den Bebauungsplan 18a bezüglich dieser kleinen, rosafarbenen WA-Ecke ändern, könnte der Kreis die Baugenehmigung für das Gästehaus von Heino Christiansen erteilen, heißt es vom dortigen Fachbereich Planung, Bau und Umwelt. Er habe sich deshalb schon mehrfach an die Gemeinde gewandt, berichtet Christiansen. Doch die Timmendorfer Verwaltung habe mitgeteilt, dass es für die Bebauungspläne eine Prioritätenliste gebe, die nach und nach abgearbeitet werde. Vor wenigen Wochen habe er erfahren, dass der Plan 18a nach dieser Liste erst „in drei bis fünf Jahren“ an der Reihe wäre, erklärt Christiansen. „So lange kann ich nicht mehr warten.“ Seinem Ärger hat er bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses Luft gemacht und ist dabei durchaus auf Verständnis gestoßen. So schlugen zwei Ausschuss-Mitglieder vor, eine Ausnahmeregelung für das Christiansen-Grundstück zu prüfen. „Der Vorgang wird aufgearbeitet“, erklärt der Timmendorfer Hauptamtsleiter Martin Scheel. Grundsätzlich werde das Vorhaben positiv gesehen, und es soll offenbar einen Platz auf der Tagesordnung für die nächste Bauausschuss-Sitzung Ende April bekommen. Mit der Frage, ob eine Überarbeitung dahingehend möglich sei, dass Heino Christiansen „zeitnah“ bauen könne. Er ist mittlerweile eher pessimistisch, meint er, „und ich bin auch menschlich tief enttäuscht“. Von Sabine Latzel