Timmendorf: Neue Seebrücke soll im Sommer 2022 stehen

Nach jahrelanger Debatte und Planung nehmen die Vorbereitungen für den Bau der neuen Timmendorfer Seebrücke jetzt Fahrt auf. Abriss noch in diesem Winter, Baubeginn im Herbst 2021, Eröffnung im Spätsommer 2022: Das sind die bisherigen Eckdaten für das mittlerweile auf 8,7 Millionen Euro veranschlagte Projekt. Fördermittel sind zugesagt. Ob der Belag aus Tropenholz sein wird, steht allerdings noch nicht endgültig fest. Knapp 430 Meter Rundweg über der Ostsee: „Wie die Schlinge eines Schiffstaus wirft sie sich auf die Ostsee hinaus“: So lautet die poetische Beschreibung der neuen Timmendorfer Seebrücke im aktuellen Strandmagazin der Tourismus GmbH. Tatsächlich wird das Bauwerk aus der Vogelperspektive betrachtet mit seinem Rundgang wie ein Lasso wirken. Über knapp 430 Meter sollen die Besucher künftig schlendern, wobei die äußerste Entfernung vom Land 250 Meter beträgt. Tourismuschef Joachim Nitz spricht von einem „Brückenschlag in die Zukunft“ und nennt den Entwurf des Büros „Schlaich Bergermann Partner“ (SBP) für die neue Brücke „einzigartig und überragend schön“. Die marode Maritim-Seebrücke soll in den ersten Monaten des Jahres 2021 abgerissen werden, erklärte Diplom-Ingenieur Uwe Burkhardt, Projekt-Manager bei SBP und zur jüngsten Tourismusausschuss-Sitzung per Video-Zoom aus Berlin zugeschaltet. Nach dem Abriss werde vorbereitet, heißt: Sperrung des Seebrücken-Vorplatzes und eines Teils des Strandes, Aufbau der Ramm- und Arbeitsebene in der Flachwasserzone. Der Baubeginn mit Ramm- und Betonarbeiten ist für den Herbst 2021 geplant. An Land sollen die Fachleute den Stahl-Überbau montieren, der Ausbau – Geländer und Belag mit integrierter Beleuchtung – erfolgt zuletzt. Die Übergabe beziehungsweise Einweihung könnten die Timmendorfer und ihre Gäste dann im Spätsommer 2022 feiern. 8,7 Millionen Euro – inklusive Abriss und Anleger: Ein Schnäppchen ist das Projekt jedoch nicht. War bislang von 7,3 Millionen Euro Kosten die Rede, kam jetzt im Tourismusausschuss eine „abschließende Berechnung“ über 8,7 Millionen Euro auf den Tisch. Bisher sind offenbar die Kosten für den Abbruch der alten Brücke sowie die für die beiden Anleger nicht aufgeführt worden, die demnach bei mehr als 1,3 Millionen Euro liegen. Die Brücke allein liegt bei 6,1 Millionen Euro, die Planungskosten sind mit mehr als 1,2 Millionen Euro beziffert. Insgesamt 7,37 Millionen Euro sind förderfähig und damit beim Wirtschaftsministerium eingereicht worden. Nach Angaben von Gesine Muus, Leiterin des Kurbetriebs, gibt es mindestens 50 Prozent Fördermittel, das wären knapp 3,7 Millionen Euro – bleiben fünf Millionen für die Gemeinde. Auf dem bis zu sieben Meter breiten Bogen der Brücke soll eine ansteigende Welle aus Holz, mit Stufen und barrierefreiem Anstieg, reichlich Sitzplätze bieten. Zwei Anleger – einer für die Bäderschiffe und einer für Sportboote – sind ebenfalls vorgesehen. Ob der Belag der neuen Seebrücke aus Bongossi- und damit Tropenholz gefertig sein wird, steht noch nicht fest. Die Timmendorfer Grünen hatten mit Blick auf die fehlende Nachhaltigkeit von Bongossi, das aus dem afrikanischen Regenwald stammt, den Verzicht darauf beantragt. Tropenholz oder Eiche? Entscheidung bis Ende des Jahres: In der Diskussion ist Eichenholz als Alternative. Dessen Nachteil sind jedoch die hohen Unterhaltskosten, hieß es, da es in Teilen öfter ausgetauscht werden müsse als Bongossi. Von der weiteren Alternative Accoya riet der SBP-Planer ab. Dieses Holz ist speziell behandelt und stammt von der Kiefernart „Pinus radiata“, die auf Plantagen in Neuseeland angebaut wird. Es gilt als besonders nachhaltig, ist nach Einschätzung des Ingenieurs aber zu weich für einen Brückenbau im Salzwasser. Mehrheitlich haben die Mitglieder des Tourismusausschusses bereits im Mai für Bongossi gestimmt. Ob dieser Beschluss aufgehoben wird, soll die Sitzung am Donnerstag, 10. Dezember, ergeben. Nach dieser Planung sieht Timmendorf eineinhalb bis zwei Sommern ohne große Seebrücke entgegen. Laut Gesine Muus ist die Maritim-Seebrücke, eingeweiht 1976, zudem wegen ihres maroden Zustands bereits seit dem 30. Oktober nicht mehr zugelassen. Der hintere Bereich ist deshalb bereits abgesperrt, der Belag entfernt worden. So bleibt denn das Warten auf den Spätsommer 2022. Gerüchte, nach denen bei der Einweihung der „Schiffstau“-Schlinge die schöne Weise „Komm hol das Lasso raus“ vom Schlagerbarden Olaf Henning gespielt werden soll, konnten allerdings nicht bestätigt werden. Lesen Sie auch: Neue Seebrücke für Timmendorfer Strand: So sieht das Bauwerk aus Ostsee: Diese Seebrücken sollten Sie gesehen haben Timmendorfer Strand: Kritik an Seebrücke aus Tropenholz Bongossi Von Sabine Latzel