Timmendorfer Strand: EHCT scheitert mit Crowdfunding

„Das anvisierte Ziel von 80000 Euro war ambitioniert, dennoch ist das Ergebnis ein Stück weit enttäuschend“, sagt Marcel Garbusinski, Sprecher des 245 Mitglieder starken Vereins aus Timmendorfer Strand. 19 Prozent der geforderten Summe wurden durch Spenden eingeholt, nach der Statistik der Plattform liege man damit absolut im Soll. Trotz der Pleite kann Garbusinski Positives aus der Aktion ziehen. „Die hohe Anzahl von Unterstützern ist ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt er. Was ihnen gefehlt habe, seien Sponsoren. Daran müsse man nun arbeiten. 190 Unterstützer spendeten auf der Plattform www.fairplaid.org/ehctimmendorf für den EHCT. Das Geld geht allerdings an die Spender zurück, weil das Projekt scheiterte. Prämien sind bald im Online-Shop erhältlich: Beim Crowdfunding (englisch für Gruppenfinanzierung) können Sympathisanten über Internetplattformen zum Beispiel für ein Projekt spenden, Teilhaber werden oder als Gegenleistung für ihr Geld eine Prämie erhalten. Beim EHCT sollten Unterstützer ab fünf Euro Spende eine Prämie erhalten. Die Spender erhalten nun ihr Geld zurück. Angebote, die sich die Unterstützer sicherten und dafür spendeten, sind nicht verloren. Der Verein erhalte eine Liste mit den Käufern, die vom Verein angeschrieben würden, sagt Garbusinski. So können sich die Fans auch nach dem Crowdfunding die Angebote sichern. Die übrig gebliebenen Prämien können Ende des Monats in einem Onlineshop erworben werden. Der Verein ist derzeit immer noch dabei, seine Homepage wieder online zu schalten. Wie geht es nun weiter? „Ein Plan muss her“, sagt Garbusinski. Man habe Schulden im weit fünfstelligen Bereich, erklärt der EHCT-Sprecher die prekäre Lage. Mit 80000 Euro Crowdfunding-Spenden wäre der Klub sofort alle Sorgen losgeworden. Der alternative Weg braucht Zeit. Ratenzahlungen und Vergleichszahlungen mit den Gläubigern müssen nun weiter ausgehandelt werden. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Garbusinski. Außerdem muss der ganze Verein in Bezug auf den Etat „kleinere Brötchen backen“. Es wartet also ein „harter Sparkurs“ auf die insgesamt vier Jugendteams sowie die erste und zweite Herrenmannschaft. Sie würden jedoch nicht aus einzelnen Bereichen Gelder abziehen, versichert Garbusinski. Alle Sparten würden den Sparkurs im gleichen Maße zu spüren bekommen. So würden die Gehälter bei den Profis in der Landesliga „absolut runtergefahren“, zudem setzten sie in der Kaderplanung auf alte Timmendorfer, die Lust haben, den Verein zu unterstützen, und auch ein Traineramt im Jugendbereich übernehmen können. Einen Nachwuchs-Koordinator wie Marc Vorderbrüggen könnten sie nicht mehr bezahlen, sagt Garbusinski. „Wir müssen schlau planen.“ Schon in diesem Jahr wieder schuldenfrei? Ende August bei der Mitgliederversammlung sollen die Weichen für eine sichere Zukunft gestellt werden. Dazu zählen mehr Transparenz und Kommunikation im Verein. „Wir versuchen ein Modell aufzubauen für die Zukunft“, sagt Garbusinski. Wann der Klub wieder durchatmen kann, ist ungewiss. „Zeitlich haben wir kein festgelegtes Ziel, wann wir Schulden abgebaut haben“, sagt der Sprecher. Garbusinski glaubt jedoch, dass ein Schuldenabbau innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre, ja sogar innerhalb dieses Jahres zu schaffen ist. In einem ist sich der Sprecher jedoch sicher: „Der Spielbetrieb ist gesichert.“ Für den Verein ist wichtig, auf nichts verzichten zu müssen, gerade im Nachwuchsbereich. Das Augenmerk werde darauf gelegt, dass alle anständig trainiert werden. Andere Projekte waren erfolgreicher: In Timmendorfer Strand geht es also auch ohne Crowdfunding-Rettung weiter. Andere Vereine in Ostholstein waren erfolgreicher bei der Spendensammlung. Als erstes Projekt der Online-Spendenplattform „www.wir-bewegen.sh“ von der Investitionsbank Schleswig-Holstein versuchte die Handballjugend des ATSV Stockelsdorf für die Anschaffung zweier Pavillons 600 Euro zu sammeln – mit Erfolg. Die Tierhilfe „Tiere in Not“ Heiligenhafen-Fehmarn sammelte für ihre Kastration-Aktion freilebender Katzen auf der Mülldeponie Fehmarn sogar 2161 Euro statt der anvisierten 2000 Euro. Eine der europaweit höchsten Summen, die mithilfe von Crowdfunding zusammengekommen ist, war für eine Teilhabe am Schloss Weissenhaus. Mehr als 800 Investoren hatten 2014 mehr als 3,3 Millionen Euro für das Projekt des Fünf-Sterne-Resorts gegeben. Mit dem Geld wurden weitere Suiten gebaut. Einige Projekte laufen noch: So möchte der Verein „Kinderhilfe – Hilfe für krebs-und schwerkranke Kinder“ für seine Nachsorgeeinrichtung in Malente ein teilweise schon gesponsortes Klettergerüst bauen, das in den nächsten 32 Tagen mithilfe von Crowdfunding endgültig finanziert werden soll. Von der Zielsumme in Höhe von 1000 Euro wurden bereits 450 Euro gespendet. Für den 4. August (ab 14 Uhr) organisieren die EHCT-Fans an der Timmendorfer Eishalle ein Sommerfest mit Verköstigung, Tombola und Musik. Am 30. August steht um 19.30 Uhr die Mitgliederversammlung im Restaurant „Penalty“ an. Am 15. September reist der Oberliga-Zweite VER Selb mit Trainer und Ex-Timmendorfer Henry Thom zum Retterspiel an. Beginn ist um 15 Uhr. Beke Zill

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