Tiny Houses in Malente: Projekt für Schönow-Gelände vor dem Aus

Die Frist für den Investor, der auf dem Schönowgelände in Malente eine Ferienhaus-Siedlung bauen wollte, ist abgelaufen. Der Malenter Bauausschuss beschloss den sofortigen Ausstieg aus dem Projekt. Die Entscheidung fiel hinter verschlossen Türen. Schon in der zunächst öffentlichen Diskussion machten die Kommunalpolitiker aus ihrer Unzufriedenheit keinen Hehl und stellten dem Investor Jürgen Schiffels kritische Fragen. „Sie haben das Grundstück nun seit 18 Monaten an der Hand. Wenig ist passiert, nichts ist gemacht“, bemängelte Gudrun Förster (CDU). Aufgrund dieser Situation und der nicht erfüllten Forderungen beantragte sie später den sofortigen Ausstieg. „Die CDU-Fraktion sieht für das Projekt keine Zukunft mehr.“ Zweifel an Realisierbarkeit: Wilfred Knoop (FDP) wunderte sich, dass immer noch nicht geklärt sei, ob und was zwischen den Bäumen überhaupt gebaut werden dürfe. „Bislang haben wir nur eine Präsentation mit bunten Bildchen gesehen. Ich habe weiterhin große Zweifel, dass ein Empfangsgebäude mit Tiefgarage und Schwimmbad oder ein Bootshaus an der Schwentine realisierbar sein werden.“ Auch Bernhard Kardell (PfM) sieht das Vorhaben „eher kritisch und keineswegs als Leuchtturmprojekt für die Region“, als das es lange angepriesen worden sei. Und Jürgen Redepenning (SPD) formulierte die Stimmung seiner Fraktion: „Was uns auffällt und missfällt ist die wenige Dynamik, die spürbar ist.“ Der Ausschussvorsitzende Uwe Potz (CDU) konfrontierte Schiffels mit zahlreichen Berichten aus anderen Kommunen. Die dortigen Verantwortlichen hätten ebenfalls häufig über die schleppenden Planungs- und Baufortschritten bei dessen Projekten geklagt, monierte Potz. Bislang 60000 Euro investiert: Diese Vorwürfe konterte Schiffels mit einer ganzen Aufzählung, wo und wie schnell sein Unternehmen die Bauleitplanungen vorangetrieben und die angesprochenen Projekte weiterentwickelt habe. In Malente sei es bislang nicht weitergegangen, weil er zunächst das Schönowgelände kaufen wolle, bevor er noch mehr Geld für weiterführende Gutachten investiere. Denn die Projektvorstellung mit „den paar Bildchen“ habe ihn bereits 60 000 Euro gekostet, reagierte Schiffels mit ironischem Unterton. Und dass es bislang nicht zum Abschluss eines Kaufvertrags gekommen sei, liege nicht nur an ihm, wehrte er sich gegen den Vorwurf, dass mittlerweile mehrere Fristen verstrichen seien. Tatsächlich habe der Vertragsentwurf zwar rechtzeitig vorgelegen, versuchte Bürgermeistern Tanja Rönck (parteilos) zu vermitteln. Und auch seitens der Gemeindevertretung waren Nachbesserungen erwünscht gewesen. Während die meisten Kommunalpolitiker von Anfang an mit dem Tiny-House-Projekt fremdelten, zählte Rönck stets zu den Befürwortern des etwas anderen Hotels. Weg jetzt frei für Wohnmobile? Das erstmals im Sommer 2019 skizzierte Vorhaben zeigt eine Siedlung aus 60 Kleinstferienhäusern, die als Pfahlbauten zwischen den Bäumen des parkähnlichen Areals errichtet werden sollten. Die Verbindung zwischen diesen Tiny Houses und einem zentralen Verwaltungs- und Wellnessgebäude mit Tiefgarage, Schwimmbad und Restaurant sollte durch schwebende Bohlenpfade (Board Walks) hergestellt werden. Hintergrund dieser Planungsidee ist der schwierige Untergrund des Schönowgeländes. So sollte der Leichtbau nicht nur die Wurzelbereiche des Baumbestands schützen. An manchen Stellen werden auch noch alte Keller und Gewölbe von längst abgerissenen und vergessenen Gebäuden vermutet, die einst zu dem Sanatorium Haus Schönow gehörten, das dem Gelände seine Namen gab. Lesen Sie auch Malente: Kommen Tiny-Houses oder Wohnmobilplätze auf das Schönow-Gelände Schönow-Gelände in Malente: Investor plant Ferienhaus-Pfahlbausiedlung Investor will Pflegeheim in Malente zum Gesundheitszentrum ausbauen Aufgrund dieser Geschichte eigne sich das Areal mit seiner traumhaften Lage eigentlich nur für minimalinvasive Baumaßnahmen, hatte eine Arbeitsgruppe des Zukunftsprozess M(T)alente 2030 vor zwei Jahren festgestellt. Als schnelle und kostengünstige Lösung hatte die Arbeitsgruppe für die Einrichtung eines Wohnmobilstellplatzes geworben. Möglicherweise lebt diese Idee nun wieder auf. Auf LN-Nachfrage erklärte Potz: „Ich könnte mir sehr gut vorstellen, das einige Malenter Bürger jetzt mit Hochdruck daran arbeiten, dass dieses Projekt wieder Fahrt aufnimmt.“ Von Dirk Schneider