Tourismus 2021: So planen Ostholsteins Urlaubsorte

Wie planen Ostholsteins Touristiker die Veranstaltungen für 2021? Nachdem die Corona-Pandemie im Jahr 2020 nahezu sämtliche Programme über den Haufen warf, gehen die Tourismuschefs die kommenden sechs Monate erst einmal behutsam an. Doch es gibt schon zahlreiche Termine, auf die sich Gäste und Einheimische – unter Vorbehalt – freuen können. Johannes Oerding soll am 10. September in Timmendorf auftreten: Geht es nach dem neuen Strandmagazin für Timmendorf, dann tobt im kommenden Jahr im beliebten Urlaubsort wieder der Bär – gelegentlich zumindest. „Event-Hightlights“ finden sich dort, etwa die drei Konzertabende „Stars am Strand“ in der Musik-Arena, unter anderem mit dem Sänger Johannes Oerding, vom 10. bis 12. September 2021. Schöne Aussichten. Aber was ist mit Corona? „Im zweiten Halbjahr wird es immer mehr Annäherung an die Normalität geben“, glaubt der Timmendorfer Tourismuschef Joachim Nitz, auch mit Blick auf nahende Massen-Impfungen gegen das Virus. Dementsprechend laufen die Planungen: Konzerte am Niendorfer Freistrand mit Vicky Leandros und Culcha Candela im Juni. Jazz-Baltica, auch im Juni. Garden-Party im Strandpark und Hafentage im August, Beachvolleyball-Meisterschaften Anfang September. Entweder ein Konzert für alle – oder gar nicht: Und eben „Stars am Strand“, ein Nachholtermin aus dem Jahr 2020. Das coronabedingt abgesagte Oerding-Konzert war schon viele Monate vorher ausverkauft. 4500 Fans haben also ihre Karten für 2021 behalten. „Diese Zahl können wir ja nicht reduzieren“, erklärt Joachim Nitz. Sprich: Das Konzert findet in genannter Größe in der Musik-Arena statt – oder muss mit Pech erneut abgesagt werden. „Diesbezüglich sind wir in der gleichen Lage wie 2020“, sagt der Tourismuschef. Auch Kellenhusen hat alle großen Veranstaltungen für 2021 terminiert, „um den Veranstaltungsrahmenplan fix zu haben“, heißt es – etwa den Windsurf-Cup Ende April, die „Seebrücke im Lichtermeer“ im Juni oder das Promenadenfest im Juli. „Wir planen weiter“, berichtet ebenfalls David Depenau, Geschäftsführer des Ferienparks Weissenhäuser Strand, wo ab Ende Oktober wieder zahlreiche Musikfestival-Wochenenden auf dem Programm stehen, von „Plage Noire“ über „Rolling Stone“ und „Metal Hammer“ bis zu „Schlagerwelle“ und „Baltic Soul“. Beliebte Festivals stehen schon in den Kalendern der Küstenorte: Grömitz setzt auf den weitläufigen Kurpark für kleine und größere Veranstaltungen und bestückt auch den Kalender: Angekündigt sind bereits die „Wikinger-Familienfesttage“ für Ostern, die „Super-Sail-Tour“ für den Mai, das Straßenkunst-Festival und die „Hafenklänge“ für den Juli sowie „Ostsee in Flammen“ für das letzte August-Wochenende. Heiligenhafens Tourismuschef Manfred Wohnrade würde gern die Hafenfesttage durchführen, bleibt in deren Planung aber „flexibel“. Fehmarn nennt unter anderem das Surf-Festival im Mai, das Bulli-Festival Ende Juni und das Drachenfest im Oktober. „Ob wir wirklich in die Planung einsteigen, entscheiden wir erst im Januar oder Februar“, zeigt sich die Malenter Tourismuschefin Anke Rädel etwas vorsichtiger. Angedacht sei aber „Dieksee in Flammen“ am zweiten August-Wochenende. Die Tourismus-Zentrale Holsteinische Schweiz hat außerdem die „Tage der offenen Ateliers und Gärten“ für Juni geplant. Eutin geht vom Wochenmarkt-Jazz, „Kino am See“, einem spätsommerlichen Weinfest und dem Weihnachtsmarkt 2021 aus. Dahme und Großenbrode wollen ihr Programm analog zum Vorjahr strukturieren. „Wir haben allerdings ohnehin keine Großveranstaltungen“, schränkt Großenbrodes Tourismuschef Ubbo Voss ein. Er rechnet aber mit dem Promenadenfest und einem Open-Air-Comedy-Wochenende im Sommer. Gewinner der Corona-Krise: das Fahrrad: Einen „Plan B“, also neue, alternative Angebote für die Gäste, haben die Tourismuschefs außerdem in der Schublade. Timmendorf setzt auf den Fahrrad-Trend, unter anderem mit einer Bike-Messe im März und geführten Touren sowie auf Ausflüge in die Natur und Licht-Installationen im Herbst. „Die Leute wollen raus und zugleich keine Menschenansammlungen“, fasst Joachim Nitz zusammen. Naturerlebnisse und Fahrradfahren führen auch in den anderen Orten die Veranstaltungshitlisten an. Die Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (Talb) verweist zudem auf ihre Binnenland-Kampagne und die per Rad abzufahrende „Fischbrötchenstraße“. Eutin will seine Radwege sanieren und ausbauen – und außerdem Stand-Up-Paddling in der Stadtbucht anbieten. Neue Formate entwerfen Kellenhusens Touristikleiter Raymond Kiesbye und sein Team. „Mehr Lichtinstallationen und einzelne Fahrgeschäfte wie ein Riesenrad“, nennt er Beispiele. „Dazu werden auf dem Papier geplant: Kirschenfest, Plattfischtage, Seebrückenparty, Großsegler und Streamingangebote mit DJs auf der Seebrücke.“ Heiligenhafen hat mit digitalen Stadtführungen gepunktet: Mit einer ganzen Reihe an Neuerungen wartet Heiligenhafen auf. Tourismuschef Manfred Wohnrade verweist auf die digitalen Stadtführungen, die jeder Gast zu jeder Zeit über eine App erleben kann. Neu sei auch ein fester Kinderclub mit einem Animationsteam im Pavillon am Binnensee. „Und die Veranstaltung ,Mucke auf dem See’ – für die wir viel Lob erhalten haben und die auch in Corona Zeiten viele Gäste genießen durften – wird fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms im Sommer“, kündigt er an. Für einige größere Veranstaltungen gerade in der ersten Jahreshälfte 2021 sieht es hingegen schlecht aus. In Timmendorf und Niendorf fallen Fackelfest, Weinfest im Hafen, Osterfeuer, Oster-Programm und Beach-Polo aus. Werden die Auflagen für Großveranstaltungen nicht gelockert, will Malente auf „Dieksee in Flammen“ verzichten. Fehmarn setzt weder das Hafenfest noch das Stadtfest um, und in Heiligenhafen wird es vermutlich keine „Stars at the Beach“ geben. Lesen Sie auch Trotz Corona: Top-Aussichten fürs Tourismusgewerbe in SH Ostholstein: Corona-Sommer brachte neue Urlauber an die Küste Corona als Chance für den Tourismus: Neue Veranstaltungen an der Ostsee Einige Etats sinken, andere bleiben gleich: Die Etats fürs schwer einschätzbare Jahr 2021 haben die Tourismus-Organisationen unterschiedlich angesetzt. Die Timmendorfer Tourismus GmbH muss nach Vorgabe der Politik mit 200 000 Euro weniger auskommen. Kellenhusens Etat ist ebenfalls niedriger, der von Fehmarn „leicht reduziert“. Die Talb, Heiligenhafen, Großenbrode und Malente planen hingegen mit einem unveränderten Budget. Trotz aller Unwägbarkeiten herrscht bei den Touristikern in Ostholstein Optimismus vor. „Wir gehen mit einem guten Gefühl ins neue Jahr“, sagt Joachim Nitz. „Wir haben schon in diesem Jahr gesehen, dass wir entlang der Küste die Regeln sehr gut umsetzen und einen unbeschwerten Urlaub ermöglichen können“, meint Jacqueline Felsmann vom Tourismus-Service Grömitz. Anke Rädel freut sich „auf viele neue Gäste, die Malente und die Holsteinische Schweiz vielleicht zum ersten Mal entdecken“. „Die Ostsee wird ein Magnet bleiben“: „Nicht blauäugig, aber zuversichtlich“ blickt Ubbo Voss aus Großenbrode auf 2021 – „wegen der Impf-Möglichkeiten und der veränderten Bedingungen im Sommer“. Manfred Wohnrade aus Heiligenhafen geht von einer „sehr guten Buchungslage“ aus. Optimistisch ist auch Fehmarns Tourismuschef Oliver Behncke. „Alle Beteiligten haben gelernt, respektvoll mit der Situation umzugehen und neue Ideen zu entwickeln“, erklärt er. „Die Ostsee in Schleswig-Holstein wird auch mit den beginnenden Impfungen weiterhin touristischer Magnet in Deutschland bleiben.“ Von Sabine Latzel