Tourismus-Kodex für die Ostseeküste: So geht Urlaub mit Corona

Wie sollen die Küstenorte in der Pandemie mit ihren Gästen umgehen? Je näher die Saison 2021 rückt, desto drängender wird diese Frage. Die Verantwortlichen vom Ostsee-Holstein-Tourismus (OHT) haben jetzt bei der Suche nach Antworten einen Tourismus-Kodex entwickelt. Er enthält allgemeine Verhaltensregeln für Gastgeber, Gäste und Einheimische und setzt auf die „freiwillige Selbstverpflichtung zum Schutz der Gäste, Beschäftigten und Einheimischen“. Einheitliche Regeln, keine Alleingänge einzelner Tourismusorte: „Der Kodex ist ein Angebot an alle Tourismusakteure“, sagt Katja Lauritzen, Geschäftsführerin des OHT, eines Wirtschaftsverbands mit knapp 60 Mitgliedern von Glücksburg bis Travemünde, der die schleswig-holsteinische Ostseeküste und die Holsteinische Schweiz vermarktet. Der Kodex soll eine Art „Einheitlichkeit“ schaffen, sprich: Wenn überall dieselben Regeln gelten, schafft das Klarheit für alle. Er soll Alleingänge einzelner Gemeinden bei den Anti-Corona-Maßnahmen verhindern und die Region als Ganzes stärken. Entworfen haben den Kodex die Tourismus-Verantwortlichen aus diversen Orten, die dem OHT angehören und die sich weiterhin regelmäßig austauschen wollen. „Vielstimmigkeit in der Kommunikation führt zu Verunsicherung auf allen Seiten“, meint der OHT-Vorsitzende Jörg Weber. Er ist Bürgermeister von Fehmarn und hat sich dem Tourismus-Kodex verpflichtet, der den Spagat zwischen Einschränkungen und dem Tourismus als Wirtschaftsfaktor erträglich gestalten soll. Ein Corona-Beauftragter in jedem Betrieb: Was aber ist nötig für einen unbeschwerten und sicheren Urlaub an der Küste? Zunächst einmal sind die Gastgeber gefragt. Sie sollen ihre Gäste über die Sicherheits- und Hygienemaßnahmen vor Ort informieren und für ihren Betrieb einen Corona-Beauftragten als Ansprechpartner benennen. Sie kümmern sich um die digitale Erfassung der Kontaktdaten, lassen ihre Mitarbeiter schulen und kontrollieren den eigenen Betrieb konsequent. Außerdem sollen sie mit kurzfristigen Buchungsänderungen möglichst kulant umgehen und beispielsweise Gutscheine oder großzügige Storno-Bedingungen anbieten. Auch Urlauber und Tagesgäste werden im Kodex in die Verantwortung genommen. Sie sollen sich vor der Anreise über die geltenden Sicherheits- und Hygienemaßnahmen informieren, diese natürlich einhalten und allgemein Rücksicht nehmen. Beschwerden und Hinweise richten sie an den jeweiligen Ansprechpartner für ihr Quartier oder bei der örtlichen Tourismus-Organisation und nutzen Schnelltest-Angebote vor Ort. Gemeinsame Planung von „Sondermaßnahmen“ bei großem Andrang: Die lokalen Tourismus-Organisationen sollen ebenfalls einen zentralen Ansprechpartner benennen. Die Gemeinden sollen die Einhaltung der Sicherheits- und Hygienemaßnahmen streng überwachen und Verstöße konsequent ahnden. Veranstaltungen sollen gemeinsam geplant und abgestimmt werden, genau wie „Sondermaßnahmen“ bei großem Besucherandrang. So könnte der OHT beispielsweise zentral auf die Strand-Ampel verweisen, die anzeigt, wie voll es auf Parkplätzen und Stränden bereits ist. Lesen Sie auch Bürgermeisterin von Scharbeutz: „Corona wird die Saison 2021 bestimmen“ Urlaub an der Ostsee: Werden Tagesgäste an Wochenenden ausgeschlossen? Für die Einheimischen soll es auch einen zentralen Ansprechpartner und eine Meldekette bei Beschwerden und Hinweisen geben. Sie sollen aber auch dafür sensibilisiert werden, wie wichtig der Tourismus als Wirtschaftsfaktor für die Region ist. „Den Kodex kann jeder für sich nutzen, der hinter diesen Zielen steht“, erklärt Katja Lauritzen. Jeder Gastgeber kann das Regelwerk auf seine Internet-Seite stellen, ebenso jede Tourismus-Organisation und jede Verwaltung. Zudem könnten Info-Broschüren beim Einchecken oder beim Bezahlen der Kurtaxe ausgegeben werden. Konkrete Einzelmaßnahmen müssten die Verantwortlichen vor Ort ausarbeiten, räumt Katja Lauritzen ein. Zentral sei die Frage: „Was können wir tun, wenn es voll wird?“ Davon sei die Lübecker Bucht vermutlich stärker betroffen als Urlaubsorte im Norden Ostholsteins. „Wir wollen mit dem Kodex aber zeigen, dass die Orte grundsätzlich nicht die Hände in den Schoß legen.“ So reagieren die Touristiker: Verschiedene Touristiker in der Region begrüßen den Kodex. „Es ist wichtig, dass unsere Gäste nicht mit widersprüchlichen Aussagen verunsichert werden“, findet Raymond Kiesbye, Touristikleiter in Kellenhusen. Manfred Wohnrade, Tourismuschef in Heiligenhafen, hebt den Zusammenhalt hervor: „Wir stehen als Region zusammen und tun einerseits alles für einen erholsamen, sicheren Urlaub, aber haben auch unsere Bewohner vor Ort im Blick.“ Voll des Lobes ist Christian Martin Lukas, Geschäftsführer der Lübeck und Travemünde Marketing GmbH. „Dass die Küstenorte der Ostsee in Schleswig-Holstein sich gemeinsam auf den Weg machen, um die Herausforderungen der kommenden Monate erfolgreich zu meistern, ist die einzig sinnvolle Strategie“, findet er. Von Sabine Latzel