Urlaub an der Ostsee: Gastronomen bieten Dinner im Wohnmobil an

In einem Restaurant zu Abend zu essen – es ist schon lange her, dass das möglich war. Gerichte außer Haus zu bestellen, ist eine Alternative, nicht selbst kochen zu müssen. Ein Privileg können derzeit Wohnmobilisten genießen: Sie fahren auf den Restaurantparkplatz, sitzen gemütlich in ihrem Camper und lassen sich darin bewirten. Auch eine Art von Essen auf Rädern – die immer mehr Zuspruch bei Gastronomen und Gästen findet. Restaurantflair im eigenen Fahrzeug: Trotz Corona-Beschränkungen ein Dinner mit Restaurantflair anzubieten, die Idee hat Pamela Krabbe, Inhaberin von „Krabbes Restaurant“ in Neustadt, nicht nur gefallen, sondern auch zum Mitmachen inspiriert. Seit Jahresbeginn können Wohnmobilisten auf dem Parkplatz ihres Betriebes stehen, wer zeitig kommt, hat beim Essen auch noch einen Blick auf den Neustädter Hafen. Die Gäste essen à la carte, angereicht werden Getränke und Gerichte an der Tür. Um die 40 Wohnmobile haben schon bei „Krabbes Restaurant“ Station gemacht. Der Parkplatz hinter dem Haus fasst sechs große Fahrzeuge, „so viele waren auch schon mal an einem Abend da“, sagt Pamela Krabbe. Manchmal kämen aber auch nur zwei oder drei. „Das ist sehr unterschiedlich. Die Camper sind spontan. Sie rufen an, fragen, ob Platz ist, und fahren dann auch bald vor.“ Erst das Dinner, dann ein Spaziergang am Hafen: Die Gastronomin schätzt diese Besucher sehr: „Das sind alles total nette Leute. Sie sind einfach nur entspannt. Das tut richtig gut.“ Sie hat Freude daran, ihre Speisen mal nicht in Boxen zu verpacken, sondern „schön auf Tellern und in Schüsseln anzurichten“. Ein Service, den auch ihre Wohnmobil-Gäste nach langer Entbehrung genössen. Wer zum Wohnmobil-Dinner zu „Krabbes Restaurant“ kommt, kann sich dort auch kostenfrei Strom ziehen. „Nach dem Essen dürfen die Gäste auch noch etwas auf dem Parkplatz stehen bleiben. Manche machen gern noch einen Spaziergang am Hafen“, erzählt Pamela Krabbe. Tagesausflug mit Wohnmobil-Dinner zum Abschluss: Das trifft zum Beispiel auf Tanja und Jörg Rüskamp zu. Das Ehepaar aus Schashagen, 43 und 45 Jahre alt, ist noch recht neu in der Camper-Szene. Seit September vergangenen Jahres ist es Eigentümer eines Wohnmobils. Da Urlaube damit zurzeit nicht möglich sind, macht das Paar wenigstens Tagesausflüge – und kehrt abends irgendwo nett zum Essen ein. Zu Ostern soll es nach Kappeln gehen. Restaurants, die Wohnmobil-Dinner anbieten, suchen sich Rüskamps über die Facebook-Seite „Wohnmobil Dinner – das Original“ heraus. Lesen Sie auch Womo-Dinner beim „Mones“ in Bad Segeberg im Lockdown Ostholstein: Ostern an der Ostsee, so laufen die Corona-Kontrollen Lockdown-Lockerungen: Tourismus-Orte bewerben sich als Modellprojekt Hinter „Krabbes Restaurant“ haben Tanja Rüskamp und ihr Mann auch schon zwei Mal zum Essen geparkt. „Das ist eine tolle Idee, eine Marktlücke. Ich bin froh, dass man zu dieser Zeit überhaupt mal wieder die Gelegenheit hat, ,essen zu gehen’“, sagt die 43-Jährige. Jörg Rüskamp ergänzt: „So können wir die Gastronomie wenigstens ein bisschen unterstützen.“ Spargel mit Lachs und Jägerschnitzel mit Bratkartoffeln bestellen die beiden mit Vorliebe in „Krabbes Restaurant“. Dass das Team in Neustadt Wohnmobil-Dinner ins Angebot aufgenommen hat, geht auf Tanja Rüskamp zurück. „Sie war mein Impulsgeber“, sagt Chefin Pamela Krabbe über ihre gute Bekannte, die ihr von der Facebook-Seite erzählt und sie ermuntert hat, sich anzuschließen. Eutiner Küchenmeister lädt zum Wohnmobil-Menü ein: Vom 16. April an will Marcus Wrobel (35) vom Partyservice Eutin ebenfalls Wohnmobilisten beköstigen. „Ich bin zuversichtlich, dass das gut laufen wird“, sagt der Küchenmeister. Er hat sein Vorhaben, am Freitag jeweils Mitte des Monats ein dreigängiges Wohnmobil-Menü anzubieten, in den sozialen Medien gepostet und sofort Resonanz bekommen: „Es haben sich gleich mehrere Interessenten gemeldet, darunter ein Wohnmobil-Club mit sechs Fahrzeugen.“ Auch Bekannte und Kunden seines Partyservices hätten bei ihm angefragt, „einige möchten so ein Essen gern verschenken“. Vorerst wird er das Angebot an einem Tag im Monat vorhalten. „Damit bleibt man im Gespräch. Ich kann dafür aber auch Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen“, sagt Wrobel. Für ihn als Partyservice- und Mittagstischbetreiber sei das Wohnmobil-Menü am Freitagabend „ein großer Aufwand. Ich habe ja kein Restaurant. Und das Essen soll hochwertig sein“, so sein Anspruch. Zur Premiere wird Marcus Wrobel für seine Gäste gebeizten Lachs mit Roter Bete und Kartoffelrösti, als Hauptgang geschmortes Kalbsbäckchen an Thymianjus sowie als Abschluss Erdbeer- und weiße Schokomousse zubereiten. Acht Wohnmobile finden auf seinem Parkplatz an der Lübecker Landstraße Platz. Der Küchenmeister ist gespannt auf die neue Erfahrung. „Für die Menschen ist das eine schöne Alternative“, sagt er. „Wenn man nicht selbst kocht und sich etwas für zu Hause abholt, ist das schon nett. Wenn man aber Speisen angerichtet auf Tellern serviert bekommt, ist das ästhetisch und bereitet mehr Freude beim Essen.“ Ein Wohnmobil-Menü sei eine Kombination aus Restaurantbesuch und Zu-Hause-Sein, sagt Marcus Wrobel. Von Ulrike Benthien