Vor den Feiertagen: So will Ostholstein mit Tagestouristen umgehen

Am Feiertag einen schönen Strandspaziergang machen: Auf diese Ausflugsidee werden von Weihnachten bis Neujahr vermutlich Tausende Menschen kommen. Mögliche Folge: In Ostholsteins Küstenorten könnte es voll werden – und das angesichts einer aktuell auf den Wert 71,3 angestiegenen 7-Tage-Inzidenz im Kreis. Die Gemeinden wollen auswärtige Tagestouristen dennoch nicht aussperren. Ostholsteins Küstenorte bleiben für Ausflügler offen: Landrat Reinhard Sager (CDU) betrachtet die Lage noch entspannt. Derzeit sehe der Kreis keinen Regelungsbedarf – anders als Lübeck mit seinem Inzidenzwert von über 230. Der Wert benennt die Zahl der Neu-Infektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Aktuell dürfen Tagestouristen, die nicht in Lübeck wohnen, Travemünde von donnerstags bis sonntags nicht besuchen. Ostholsteins Küstenorte bleiben jedoch weiterhin offen. „Wir stehen im Kontakt mit den Gemeinden. Aber bisher hat keine Gemeinde weitergehende Maßnahmen für sinnvoll erachtet“, erklärt Sager. Die Gemeinden im Nordkreis seien ohnehin deutlich geringer betroffen, sodass sich die Frage vorrangig für die Gemeinden im Südkreis stelle. „Man muss auch bedenken, dass an der Küste alles zu hat. Sehr attraktiv ist es also derzeit ohnehin nicht. Es wäre schade, wenn man nun auch noch die frische Luft reglementieren würde“, sagt Sager. „Dazu müssten wir mögliche Verbote dann auch kontrollieren.“ Wünschenswert sei, dass die Orte nicht überlaufen werden über die Feiertage. „Dass die Verdrängung von Travemünde aber zu einer Überfüllung bei uns führt, glaube ich nicht“, sagt Sager. Die Ordnungskräfte sind auch an den Feiertagen unterwegs: Nächste Anfahrtpunkte nach Travemünde dürften Niendorf und Timmendorf sein. Während der ersten Corona-Welle ließ die Gemeinde Timmendorfer Strand zeitweilig Parkplätze und Seebrücken sperren – daran ist „zwischen den Jahren“ aber nicht gedacht, bestätigt Hauptamtsleiter Martin Scheel die Haltung, die die Verwaltung bereits in der vergangenen Woche eingenommen hat. „Auch an den Feiertagen und dazwischen werden viele Ordnungskräfte von uns unterwegs sein, um Abstände und die Einhaltung der Maskenpflicht zu kontrollieren“, berichtet Scheel. „Aber grundsätzlich lassen wir erst einmal alles so, wie es ist.“ Abgesehen davon könne eine Gemeinde auch gar nicht allein darüber entscheiden, ob sie Tagestouristen ausschließe oder nicht, erklärt der Hauptamtsleiter: „Dazu muss zunächst der Kreis eine Allgemeinverfügung erlassen.“ Eine neue Allgemeinverfügung vom Montag nennt jedoch nur ein Betretungsverbot von Schulen für schulfremde Personen und eine Maskenpflicht für alle Erwachsenen, die sich in Kitas aufhalten. Scharbeutz wartet auf ein Abbrenn-Verbot für Feuerwerk: „Für uns wäre eine Allgemeinverfügung zum Abbrenn-Verbot von Feuerwerk wichtiger“, sagt die Scharbeutzer Bürgermeisterin Bettina Schäfer (parteilos). Die Verwaltung will das Böllern an Silvester am kompletten Strand, auf den Promenaden und Plätzen, in der Strandallee und den Kurparks verbieten. „Um Menschenansammlungen zu vermeiden, die wir im Dunkeln zudem kaum kontrollieren können“, sagt Schäfer. Auf ein solches Verbot müsse die Gemeinde aber noch vor Weihnachten mit Schildern hinweisen, „damit die Leute auch Bescheid wissen und sich darauf einstellen“. Obwohl kein Feuerwerk verkauft werden darf, sei nicht auszuschließen, dass einige Bürger noch über Bestände verfügten, meint die Bürgermeisterin. Lesen Sie auch Stadt kontrolliert Tagestouristen in Travemünde Ostholstein: So plant die Küste an der Ostsee mit Tagesgästen Silvester an der Ostsee: Hier darf 2021 nicht mit Feuerwerk starten Generell sieht Bettina Schäfer den Feiertagen nicht so entspannt entgegen wie etwa der Landrat. „Am vergangenen Sonnabend war es in Scharbeutz beispielsweise sehr voll, das löst gerade bei einigen Einheimischen Ängste aus.“ Die Bürgermeisterin appelliert deshalb erneut an die Menschen, derzeit lieber das häusliche Umfeld für einen Spaziergang zu nutzen. Bereits vor vier Tagen ist die Maskenpflicht in Scharbeutz ausgeweitet worden. Sie gilt in den Zentren, auf öffentlichen Plätzen und den Seebrücken nicht mehr nur an den Wochenenden, sondern auch an allen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr. „Man merkt, dass die Gäste kommen, vor allem die Zweitwohnungsbesitzer“, meint auch Mark Burmeister, parteiloser Bürgermeister von Grömitz, nach dem vergangenen Wochenende. Sollte der Tagestourismus eingeschränkt oder womöglich untersagt werden, sei jedoch eine einheitliche Regelung für alle Orte wichtig. „Sonst steigt der Gast gar nicht mehr durch.“ Es helfe nicht, wenn ein Ort diesbezüglich vorpresche, findet auch Bettina Schäfer, „zumal das dann ja wiederum den anderen Orten schaden würde“. Von Sabine Latzel und Maike Wegner