Wegen Corona: Oldenburger Fliesenlegermeister wird zum Buchautor

Nebenbei drauflos gereimt und Döntjes aufgeschrieben hat der Oldenburger Fliesenlegermeister Burghard Ehrenberg eigentlich schon in seiner Schulzeit in den 1950er- und 1960er-Jahren. Doch erst jetzt, im Zuge der Pandemie, ist aus dem umtriebigen 73-jährigen Holsteiner Unruheständler, der in seinem Bekannten- und Freundeskreis nur „Burgi“ heißt, ein Vollzeit-Schreiber und Buchautor geworden. Mit logistischer Unterstützung seines gleichnamigen 50-jährigen Sohnes sind im Selbstverlag „Burgis Gedanken über Corona“ in mittlerweile zwei Teilen veröffentlicht worden. Ehrenberg senior gilt als Oldenburger Original, auch wenn er seiner geliebten Heimat aus familiären und beruflichen Gründen von 1979 bis 2001 untreu war und gut 22 Jahre im „Berliner Exil“ verbrachte. „Allerdings bin ich hier stets Mitglied in der Gilde geblieben“, betont „Burgi“, um anzumerken: „Zum Ältermann hat’s nicht gereicht, aber ich war Leutnant und Fahnenträger.“ Großvater Reinholds Gruselgeschichten am Kachelofen: Sein Hang zum Schreiben, zum Geschichten erfinden und erzählen, hat der 73-Jährige „von Großvater Reinhold geerbt, der uns Kindern als knorriger Treppen- und Mühlenbauer seine größtenteils selbst ausgedachten Lügenmärchen und Gruselgeschichten immer am Kachelofen erzählt oder vorgelesen hat – natürlich auf Platt “. So sagt „Burgi“ auch: „Der war ein Spökenkieker. Deshalb hat mir mein Vater Julius als Maurer und Fliesenleger auch klargemacht, dass ich auf keinen Fall so ein Holzwurm, sondern auch unbedingt Fliesenleger werden soll.“ Oldenburg-Krimi um Russenmafia und Geldwäsche: So kam es auch. Bis zum Renteneintritt mit 65 musste die Schreiberei deshalb ins zweite Glied rücken. Ehrenberg erzählt: „Dann aber konnte ich Gas geben, die bisher auf tausend Blättern und Zetteln zu Papier gebrachten, oft selbst erlebten kleinen Geschichten zusammentragen, auch meine kleinen Gedichte über alles Mögliche sortieren und mit einem Oldenburg-Krimi anfangen.“ Zu Letzterem verrät er nur soviel: „Der Arbeitstitel ist ,Leichentuchpark’ – es geht um Russenmafia, Geldwäsche und ein Dutzend Morde.“ Sohn organisiert Veröffentlichung im Selbstverlag: Zu all diesen Projekten, die nach ihrer Übertragung aus der Kladde bislang nur in DIN-A4-Reinschrift vorliegen und später – wie die „Corona-Bücher“ – ebenfalls im Selbstverlag über die Internet-Plattform Books on Demand veröffentlicht werden sollen, erläutert Ehrenberg junior, gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann: „Ich kümmere mich gern darum, dass Vaters Werk der Nachwelt erhalten bleibt, obwohl ich ja kein Fachmann bin. Wenn beim Übertragen seiner vielen Texte am Ende grammatisch oder stilistisch nicht alles hundertprozentig korrekt ist, ist es halt so . . . “ „Wer Fehler findet, darf sie gern behalten“: Der 50-Jährige räumt achselzuckend ein: „Wir machen ja auch aus Kostengründen möglichst alles selbst, weshalb wir uns auch die neun Euro pro Seite fürs Korrekturlesen und Lektorat sparen. Wer in den Corona-Büchern Fehlern findet, darf sie gern behalten.“ Und Ehrenberg senior fügt hinzu: „Das Ganze soll ja möglichst natürlich und ursprünglich ’rüberkommen. Wir wollen keinen Ruhm erlangen oder reich werden. Mir geht es darum, meine Gedanken zu sortieren und etwas Bleibendes zu hinterlassen.“ Zudem freue er sich über „Rückmeldungen jeder Art – am besten natürlich positive“. Tagesaktuelle Eindrücke und Reflexionen auf 230 Seiten: In seiner zweiteiligen persönlichen Chronik des weltweit allerersten Corona-Jahres hat „Burgi“ auf insgesamt 230 Seiten mitunter tagesaktuelle Eindrücke und Reflexionen zwischen dem 12. März und dem 7. Dezember 2020 zusammengetragen – „als Mix von eigenen Erlebnissen oder Befindlichkeiten und Nachrichten aus der Zeitung oder der Regenbogenpresse sowie aus Funk und Fernsehen“. „Gewachsener Respekt vor Corona, Angst vor Virus-Mutationen“: Dabei geht es um nahezu alle Aspekte der Pandemie-Auswirkungen – lokal wie global: etwa um sommerlichen Massentourismus und die Strandampel an der Lübecker Bucht oder ums Maskentragen, die Impfstoff-Problematik oder die Disziplin- und Rücksichtslosigkeit allzu vieler unverbesserlicher Egoisten im Verlauf der sich zum Jahresende hin wieder verschärfenden Krise. „Insgesamt treibt mich vor allem die große Ungewissheit, der im Verlauf des Jahres gewachsene Respekt vor Corona und jetzt die Angst vor den Virus-Mutationen um“, wie der Autor es selbst ausdrückt. Lesen Sie auch Oldenburg: Hilferufe der Senioren – Beirat richtet Corona-Impf-Hotline ein Corona-Schutz: Maskenpflicht in Ostholstein wird verlängert – hier gilt sie Wachwechsel in Oldenburg: Warum Kulturchef Kümmel jetzt Tschüs sagt „Hoffe, dass es kein viertes Tagebuch mehr geben muss“: Was „Burgi“ in der Rückschau fast am meisten aufregt und beunruhigt, „sind die Corona-Leugner, die selbst die Hosen voll haben und allein so verängstigt sind, dass sie irgendwelchen Spinnern hinterherlaufen müssen“. Und mit Blick auf seine künftigen Publikationen berichtet er: „Der dritte Teil meiner Corona-Gedanken ist zwar längst in Arbeit. Aber ich möchte vorher zur Auflockerung noch einen Sammelband meiner besten Döntjes und Gedichte unter dem Titel ,Burgis Geschichten, die eure Welt bewegen’ ’rausbringen. Und dann hoffe ich für uns alle, dass es kein viertes Corona-Tagebuch mehr geben muss.“ Bestellung online oder telefonisch auch in Oldenburg: „Burgis Gedanken über Corona“ sind als Taschenbücher online zum Preis von 7,99 Euro bestellbar. Die ISBN-Nummern lauten 978-3-7519-9720-1 (Teil 1) und 978-3-7526-2079-5 (Teil 2). Die Oldenburger Buchhandlung Ton & Text bietet nach telefonischer Bestellung unter 04361/526 60 auch die Abholung in der Kuhtorstraße 5-7 an. Von Andreas Oelker