Wegen Corona: Sportvereine in Ostholstein zahlen weniger Hallenmiete

Kaum Trainingsbetrieb, keine Einnahmen aus Veranstaltungen, teilweise Mitgliederschwund: Das Pandemie-Jahr 2020 hat die Sportvereine in Ostholstein gebeutelt. Um sie zu unterstützen, verzichten einige Kommunen auf einen Teil der Hallenmiete – oder erlassen sie den Vereinen komplett, wofür deren Vertreter sehr dankbar sind. „Lob muss auch mal sein“, findet Horst Weppler. Der Vorsitzende des Post SV Eutin richtet seine Anerkennung und seinen Dank an die Stadt Eutin, die seinem Verein aufgrund der Corona-Pandemie für das vergangene Jahr nur zwei Monatsmieten für Hallenzeiten berechnet hat. Die erfreuliche Nachricht kam mit der Abrechnung Ende 2020 ins Haus. Der Post SV habe dadurch 600 Euro gespart, die für die Aufrechterhaltung des Vereins genutzt werden können, sagt Weppler. Auch die anderen Vereine in der Kreisstadt werden durch die Entscheidung der Stadt erheblich entlastet. Ersparnis entlastet angespannten Vereins-Etat: „Uns hilft diese Ersparnis sehr, den angespannten Haushalt des Vereins zu retten, und irgendwann, hoffentlich bald, wieder Sport treiben zu können“, sagt Horst Weppler. Der Post SV trainiert mit seinen Mitgliedern der Sparten Fitness, Gymnastik und Tischtennis in der Turnhalle des Voß-Gymnasiums, in der Turnhalle der Förderschule und in der Sporthalle Blaue Lehmkuhle. Als er Ende 2020 die Abrechnung für die Hallennutzungen von der Stadt erhalten habe, sei er sehr erfreut gewesen, sagt Weppler. Bei Helmut Groskreutz, Vorsitzender der Ballspielgemeinschaft (BSG) Eutin, löst die Nachricht ebenfalls Freude aus. „Ich finde das super großzügig von der Stadt, total klasse. Das kommt uns sehr entgegen.“ Für die BSG bedeute der Nachlass der Stadt rund 5000 Euro, sagt Groskreutz. „Die Nutzungsgebühren für die Hallen sind ein gravierender Punkt bei unseren Kosten. Deshalb freue ich mich über dieses Entgegenkommen der Stadt. Das ist ein schönes Signal“, sagt Winfried Ebner, erster Vorsitzender der Turnerschaft Riemann. Sein Verein spart dank des Verzichts der Stadt zwischen 4000 und 5000 Euro für das vergangene Jahr ein. Lesen Sie auch Ostholstein: Sportvereine verlieren Mitglieder wegen Corona Eutin: Start im Corona-Impfzentrum Corona-Auflagen: Ostseelauf in Timmendorf endgültig abgesagt Sanierung der Sereetzer Sporthalle wird mit 1,5 Millionen Euro gefördert Ahrensbök reißt Sporthalle und Kindergarten ab PSV-Vorsitzender: „Fairplay-Preis für Eutin“: Werner Kaiser, Vorsitzender des Polizei-Sportvereins (PSV) Eutin, hat die Mitteilung der Stadt, dass nur für zwei Monate Gebühren berechnet wurden, gleichfalls freudig aufgenommen. Für ihre Entscheidung gebühre der Stadt, die sich selbst in schwierigem Fahrwasser befinde, Dank, sagt er. Sie belege das große Interesse der Stadt an ihren Sportvereinen. „Die Stadt hätte dafür einen Fairplay-Preis verdient“, findet Werner Kaiser. Eutin verzichtet auf 24 000 Euro Einnahmen: Mit dem Verzicht auf zehn Monate Nutzungsgebühren für die Sporthallen fehlten der Stadt Eutin rund 24 000 Euro Einnahmen, sagt Stadtsprecherin Kerstin Stein-Schmidt. Aber die Hallen hätten im Jahr 2020 vollumfänglich ja nur in den Monaten Januar und Februar genutzt werden können. Im Sommer seien sie nur einige Wochen eingeschränkt zu nutzen gewesen, Kabinen und die Duschen hätten überwiegend nicht zur Verfügung gestanden und Sport sei nur in Zehner-Gruppen erlaubt gewesen. Daher habe sich die Stadt entschieden, nur zwei Monate für 2020 abzurechnen. Scharbeutz erlässt die Hallenmieten für 2020 komplett: Die Gemeinde Scharbeutz hat den örtlichen Sportvereinen die Hallenmieten für das gesamte Kalenderjahr 2020 erlassen, berichtet Hauptamtsleiter Dennis Sontopski. Damit verzichte die Kommune auf 5000 bis 6000 Euro für die Sporthallen in Scharbeutz, Pönitz und Gleschendorf. „Das ist eine effektive Lösung – und für die Vereine viel Geld“, sagt Sontopski. Schließlich fehlten dem Ostseesportverein (OSV), der Sportvereinigung (SVG) Pönitz und dem Karate-Verein „Dojo-Yoshino“ auch Einnahmen, etwa aus Veranstaltungen wie dem Adventsmarkt. Zudem hätten gerade in der Sporthalle Pönitz zahlreiche Sitzungen der Kommunalpolitik stattgefunden. „Das ist eine absolute Erleichterung für uns“, bestätigt der OSV-Vorsitzende Stephan Peters. Der knapp 700 Mitglieder zählende Verein habe in 2020 keine neuen Mitglieder hinzugewinnen können –allerdings auch nur vier Prozent seiner Mitglieder verloren. „Durch normale Abwanderung“, erklärt Peters, „nicht, weil der Trainingsbetrieb oft ausgefallen ist.“ Das war beim 1400 Mitglieder zählenden Niendorf-Timmendorfer Sportverein (NTSV) Strand 08 offenbar anders. „Es gab keine riesige Austrittswelle“, meint der Vorsitzende Andreas Block, „aber einige Kündigungen, die mit den Ausfällen begründet wurden.“ Ein Teil der Timmendorfer Strand-Arena blieb nutzbar: Die Gemeinde Timmendorfer Strand habe dem NTSV nicht pauschal die Hallenmiete für die Strand-Arena am Höppnerweg erlassen, aber auf die Miete für einen Monat verzichtet, sagt Block. Trotz diverser Ausschuss-Sitzungen in einem Teil der Arena hätten die Sportler außerdem andere Bereiche nutzen können. „Verein und Gemeinde sind nah beieinander“, betont Block. Wie mit den Ausfällen in 2021 umgegangen werden soll, werde gemeinsam geklärt. In diesen Kommunen trainieren Sportvereine kostenfrei: Übersichtlich ist die Lage in Ratekau und Ahrensbök: Dort zahlen die Vereine nichts für die Nutzung der Sporthallen. In Ratekau betrifft das die Sporthalle Sereetz, die derzeit für 2,4 Millionen Euro saniert wird, die Sporthalle Pansdorf sowie die Hannes-Zobel- und die Møn-Halle in Ratekau. „Wir haben einen sehr guten Draht zur Gemeinde“, sagt Marco Harms, Abteilungsleiter Fußball beim Sereetzer SV. „Dafür bringen wir auch viel Eigenleistung durch die Pflege der Anlagen ein.“ In Ahrensbök seien die Falster- und die Arnesbokenhalle – die abgerissen und neu gebaut werden soll – in einem schlechten Zustand, erklärt Bürgermeister Andreas Zimmermann (parteilos): „Dafür erheben wir keine Nutzungsgebühren, auch wenn wir das aufgrund der Haushaltssituation der Gemeinde eigentlich tun müssten.“ Auch in Bad Schwartau würden für die reguläre Nutzung, sprich Trainings- oder Spielbetrieb sowie Theaterproben, keine Gebühren erhoben, heißt es aus dem Rathaus. In Oldenburg und Malente müssen Vereine für Hallensport ebenfalls nichts zahlen. Neustadt hat stundenweise abgerechnet: Nur für die Gogenkrog-Halle nimmt Neustadt Nutzungsgebühren von Vereinen. Dabei sei egal, ob sie von auswärts oder aus Neustadt kommen, sagt der zuständige Abteilungsleiter Sander Fenner. Verlangt werden fünf Euro pro Stunde. 2019 hat Neustadt dadurch rund 5800 Euro eingenommen, 2020 waren es coronabedingt nur 2800 Euro. Von Ulrike Benthien und Sabine Latzel