Weihnachtsmarkt in Coronazeiten: Bad Schwartau lockt mit Zwergenwald

Die Nervosität bei den Organisatoren und Standbetreibern ist allenthalben deutlich spürbar. Das Bad Schwartauer Weihnachtserlebnis steht unter ständiger Beobachtung. „Wenn wir merken, dass die Regeln nicht eingehalten werden, werden wir reagieren und den Laden dicht machen“, sagt Bürgermeister Uwe Brinkmann (parteilos). Die ersten Tage sind gut gelaufen. Insbesondere der Zwergenwald zieht viele Familien mit ihren Kindern in die Innenstadt. So viele, dass der Zugang zeitweise begrenzt werden muss. Zwergenwald mit Einbahnstraßenregelung: René Göpfert hat mit seinem Kompagnon Christian Hesse den Stand „Starkirmes“ in der Markttwiete aufgebaut. Das Geschäft läuft bei dem Duo so durchwachsen. „Wir sind erst einmal froh, dass überhaupt etwas geht. Und es wird von Tag zu Tag besser“, sagt Göpfert. Der 36-Jährige hat noch nebenbei eine Sonderaufgabe übernommen. Er überwacht den Besucherstrom zum Zwergenwald – mit Warnweste und rot-weißer Kette als Absperrung sorgt er für Ordnung. Damit nicht zu viele Menschen auf einmal die 29 kleinen Zwergenhäuschen besuchen, werden die kleinen und großen Gäste nur schubweise auf den Rundgang mit Einbahnstraßenregelung reingelassen. „Das kommt gut an. Die Leute bedanken sich sogar bei mir“, berichtet Göpfert, der einer von insgesamt vier Sicherheitsleuten ist. Das Bad Schwartauer Weihnachtserlebnis mit Zwergenwald ist bis zum 27. Dezember täglich in der Zeit von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Am 24. Dezember lediglich bis 12 Uhr. Die Erzgebirgsstube in der Passage „Die Twiete“ – zwischen Zentralparkplatz und Markttwiete – ist nur noch am heutigen Sonntag, 6. Dezember, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Sprecher der Kunsthandwerker Heiko Sperber: „Der neue Standort kommt gut an und wir haben bislang gut verkauft.“ Der erste Punsch der Saison: Gewöhnungsbedürftig sind auch die kleinen Zäune vor den elf Verkaufsbuden, die mit gehörigem Abstand aufgebaut wurden. Schilder geben zudem genau vor, wo der Zugang und wo der Ausgang ist. Dazu stehen überall Spender mit Desinfektionsmittel und an den Buden kleben die Hinweise „To Go“. Für Lina Schönfelder kein Problem. Die 24-Jährige ist extra von Herrnburg nach Bad Schwartau gekommen, um ein wenig „Weihnachts-Feeling“ zu bekommen. „Muzen und Mandeln, wo bekomme ich die denn sonst. Dafür bin ich gerne nach Bad Schwartau gefahren“, sagt die Chemielaborantin strahlend. Ähnlich glücklich strahlen Birgit und Andreas Jaeger. Die Eheleute haben sich soeben ihren ersten Punsch der Saison geholt. Dass sie das Heißgetränk nicht direkt an der Weihnachtspyramide verkosten dürfen, finden sie in Ordnung. „Hauptsache ist doch, dass überhaupt etwas geboten wird. So wie hier kann man das doch auch mit ruhigem Gewissen machen. In den Einkaufszentren hingegen herrscht Gedränge“, sagt der Unternehmer. Lesen Sie auch: Frau überfahren: Haftstrafe für 81-jährigen Bad Schwartauer Bad Schwartau: Weihnachtsengel wandern durch die Stadt Neuer Standort: Bad Schwartau begrüßt Kunsthandwerker aus dem Erzgebirge Sorge vor zu vielen Besucher: „Wir freuen uns über Gäste, aber es dürfen nicht zu viele werden“, sagt Organisator Rolf Niehuesbernd, der bei dem Satz selbst ein wenig Schmunzeln muss. Schließlich sind möglichst viele Besucher ja eigentlich gut fürs Geschäft. Doch sollte das Weihnachtserlebnis ausufern, droht die Schließung und die Händler gehen komplett leer aus. „Das darf natürlich nicht passieren. Da fühle ich mit den Schaustellern mit“, sagt Lars Matzen vom gleichnamigen Modehaus. Er lobt das Bad Schwartauer Weihnachtserlebnis. „Die Menschen sehnen sich nach ein wenig Normalität. Gebrannte Mandeln, Muzen und Punsch gehören in der Vorweihnachtszeit doch einfach dazu“, sagt Matzen. „Mit dem Angebot hat Bad Schwartau ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Das kommt natürlich auch dem hiesigen Einzelhandel zugute.“ Von Sebastian Prey