Weissenhäuser Strand: Trotz Corona meldet der Ferienpark Rekordzahlen

Festivals mit Tausenden Besuchern abgesagt, Klassenfahrten ausgefallen, der Tourismus aus Dänemark eingebrochen: Der Start nach der Corona-Zwangspause von Mitte März bis Mitte Mai war für die Betreiber des Ferien- und Freizeitparks Weissenhäuser Strand alles andere als einfach. Mittlerweile ist klar: Die GmbH kommt mit einem hellblauen Auge durch die Krise, wird in 2020 keine roten Zahlen schreiben und verbucht aktuell sogar Rekord-Übernachtungszahlen. All dies sagte Geschäftsführer David Depenau am Montagvormittag im Gespräch mit Bernd Buchholz (FDP). Der schleswig-holsteinische Tourismusminister hat sich knapp ein Jahr nach der Wiedereröffnung des für 20 Millionen Euro umgebauten Subtropischen Badeparadieses – einem Spaßbad auf dem Gelände des Ferienparks – mit Depenau über die Auswirkungen der Pandemie ausgetauscht. Ferienpark: Keine roten Zahlen: Bezogen auf das Jahresergebnis 2020 ist David Depenau vorsichtig optimistisch. Die Monate August, September und Oktober würden – bezogen auf die Buchungslage – über dem Rekordvorjahr liegen. „Wir haben die Lücke aus dem Frühjahr noch nicht geschlossen. Umsatz und Ertrag werden unter dem Vorjahr liegen. Wir werden aber nicht mit roten Zahlen aus dem Jahr rausgehen“, erläuterte er. Dies liege vor alle daran, dass deutlich mehr Familien anreisen würden. Die Interspa-Gruppe hat einen Insolvenzantrag gestellt. Betroffen sind davon auch das Wonnemar sowie fünf weitere Spaßbäder in Deutschland und ein Hotel. So ist die Lage bei den Betreibern von Freizeitbädern in Ostholstein: Die Ostsee-Therme Scharbeutz: Betriebsleiterin Birgit Ruland betont, dass man keine Insolvenz anmelden werde. „Wir sind ganz anders aufgestellt und vorsichtig optimistisch, was das Jahr 2020 angeht.“ Auch wenn es nach wie vor Einschränkungen hinsichtlich der Besucherzahl gebe und Mitarbeiter in Kurzarbeit seien, werde man keine roten Zahlen schreiben. „Wir haben die Therme in Etappen wieder geöffnet. Das was sich bisher zeigt, ist positiv.“ Am wichtigsten sei die Einhaltung des Hygienekonzeptes. Die Grömitzer Welle: Lars Widder, Betriebsleiter Verwaltung und Finanzen, teilt mit, dass es kein Insolvenzrisiko für den Tourismus-Service Grömitz und somit für den Eigenbetrieb Welle gebe. Dennoch würden negative Geschäftsergebnisse den Haushalt der Gemeinde belasten und könnten dort gegebenenfalls zu Einschnitten bei den Leistungen für die Bürger führen. Auch stellte Widder klar, dass man sich bewusst entschieden habe, die Grömitzer Welle im Juni wieder zu öffnen. „Von Anfang an war klar, dass die Gemeinde mit dem eingeschränkten, geringeren Besucheraufkommen keine schwarzen Zahlen erwirtschaften kann. Der Mitarbeiterschlüssel ist deutlich höher als im Normalbetrieb, da mehr Personal benötigt wird, um auf die geltenden Regeln aufmerksam zu machen, die Besucher zu lenken und die Hygienestandards einzuhalten“, sagt Lars Widder. Weissenhäuser Strand: Darum kommen immer mehr Familien: Depenau führt dies auf die hohe Zahl an Ferienwohnungen auf dem Gelände zurück. Gäste könnten sich autark versorgen und anderen Menschen ausweichen. Hinzu komme, dass man ein gutes Hygienekonzept für die wettersicheren Spaßeinrichtungen habe und die angrenzenden weitläufigen Naturschutzgebiete Ausflüge abseits großer Menschenansammlungen ermöglichen würden. Diese drei Punkte und die hohe Zahl an Besuchern hätten zur Folge, dass sich nur noch einer von 500 Mitarbeitern in Kurzarbeit befinde. Minister rechnet mit mehr Insolvenzen: Bernd Buchholz stellte klar, dass die bisherige Tourismus-Saison insbesondere entlang der ostholsteinischen Küste gut gelaufen ist. Ganz anders sehe es im Binnenland aus. Gastronomische Betriebe wie Landgasthöfe hätten zum Teil kaum noch Umsatz, da Hochzeiten und andere Feiern nach wie vor abgesagt werden. Der Minister rechnet auch in anderen Branchen mit einer steigenden Zahl von Insolvenzen und sagte: „Wir haben Unternehmen, die wir durchgezogen haben, die eigentlich schon vom Markt verschwunden wären.“ Diskussion um reduzierte Mehrwertsteuer: David Depenau indes nutzte den Ministerbesuch, um eine Bitte loszuwerden. Er plädierte dafür, den seit dem 1. Juli von 19 auf sieben Prozent reduzierten Mehrwertsteuersatz für Speisen in Restaurants und Gaststätten dauerhaft auf dem Niveau zu belassen. Buchholz reagierte verhalten, sagte, dass er mit der Entscheidung nichts zu tun habe. Darüber hinaus habe er Zweifel an den Effekten der zuletzt beschlossenen Steuersenkungen. „Die Wirtschaft muss sich darauf einstellen, dass der Staat nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt helfen kann. Wir brauchen eine zeitliche Befristung“, führte er aus. Gäste aus Risikogebieten dürfen nicht kommen: Losgelöst von den finanziellen Hilfen, beschäftigt den Ferienpark-Geschäftsführer vor allem die Entwicklung der Pandemie. Er fürchtet, dass immer mehr Regionen innerhalb Deutschlands vom Robert-Koch-Institut zum Risikogebiet erklärt werden. „Wir schauen jeden Morgen, wo neue Gebiete sind und rufen die Gäste an, die von dort anreisen wollen. Sie müssen leider wegbleiben“, sagt Depenau und spricht von einem enormen Verwaltungsaufwand. Jedoch stehe über allem die Sicherheit und die Umsetzung der Hygienekonzepte. 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