ZDF-Traumschiff: Letzter Auftritt für Nick Wilder als Doc Sander

Charmant, vertrauensvoll und immer zur Stelle: Als Schiffsarzt Doc Sander gehört Nick Wilder seit zehn Jahren zur Stammbesatzung auf dem ZDF-Traumschiff. In 24 Folgen hat er mitgespielt, dazu kommen 19 Folgen der „Kreuzfahrt ins Glück.“ Nick Wilder (67) hat auf seinen beruflichen Reisen fast die ganze Welt gesehen. Doch was am Ende in vier 90-minütigen Filmen pro Jahr über die Bildschirme flimmert, bedeutet für das Team monatelange Arbeit. Drehzeit von Januar bis Juni und weitere vier Wochen im Herbst, immer an anderen Orten Zuhause: Damit ist nun Schluss. Am 26. Dezember wird die letzte Folge mit Nick Wilder ausgestrahlt. Noch einmal geht es auf große Fahrt, dieses Mal nach Kapstadt. Nick Wilder genießt die Freiheit in Montana: Für den Schauspieler, der auf Fehmarn aufgewachsen ist, beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Es ist kein wehmütiger Abschied, keiner der schwer fiel. „Nein, ich gehe gerne. Aber es war auch eine tolle Zeit“, sagt er. Mit seiner Frau, der Schauspielerin Christine Mayn, lebt er mittlerweile in Montana. Die beiden haben sich dort ihre persönliche Wohlfühl-Oase geschaffen. „Dort wollen wir ein Stück mehr Freiheit genießen“, sagt Wilder. Doch so ganz ohne Arbeit wird sein Leben wohl auch künftig nicht sein. Die vergangenen Monate hat Wilder dazu genutzt, seine Autobiografie zu schreiben. Unter dem Titel „Hallo Herr Kaiser! Das Leben ist wilder als man denkt“ möchte er die Leser auf eine Reise durch sein Leben mitnehmen. Eine Reise, die ihren Ursprung auf der Insel Fehmarn hat. Beim Schreiben geht der Schauspieler noch einmal in Gedanken an den Ort, an dem er groß geworden ist. Er hört die Musik, die damals lief und schließt die Augen. Und dann sind sie da. Die Bilder vom Leben auf dem Bauernhof, den Pflichten der Schule und den Festen, auf denen er als kleiner Junge Gedichte vortragen musste. Als Jugendlicher schmuggelte er Zigaretten: Dass aus dem kleinen Jungen, der als Zweitgeborener immer um die Anerkennung seines Vaters kämpfen musste, einst ein gefeierter Schauspieler wird, ahnte damals niemand. Die Eltern mussten viel arbeiten, betrieben einen Bauernhof und beherbergten Feriengäste. Damals hieß der kleine Junge, der derweil alleine das Dorf erkundete und von Bonanza träumte, noch Klaus. Doch das fanden die Agenturen für einen Schauspieler später nicht hip genug. Und so wurde aus Klaus Nick Wilder – in Anlehnung an seinen Urgroßvater Nikolaus. Auf Fehmarn dagegen gehörte der Jugendliche zu den „Coolen“. Er hatte eine Rockband, lange Haare, war außergewöhnlich. Und er schmuggelte Zigaretten. „Nun kann ich das erzählen, ist ja mittlerweile verjährt“, sagt er schmunzelnd. Die Autobiografie „Hallo, Herr Kaiser! Das Leben ist wilder als man denkt“ erscheint beim In Farbe und Bunt Verlag. Geschrieben hat sie Nick Wilder gemeinsam mit seinem Co-Autor und Preisträger des „Deutschen Phantastik Preis“ Björn Sülter. Das Buch hat 480 Seiten. Davon 16 Seiten Farbbilder. Es kostet 19,90 Euro. Erhältlich ist es online und im Buchhandel. Wer eine signierte Ausgabe erhalten möchte, kann direkt unter www.ifubshop.com/nickwilder bestellen. Doch schon als Jugendlicher war ihm klar: Er will runter von der Insel, die Welt erkunden. „Ich habe meinen Verstärker verkauft, Geld gespart und habe mir heimlich ein Visum für Amerika besorgt“, erzählt er. „Für meine Mutter war das, als wenn ich zum Mond fliege.“ Der damals 18-Jährige hat es trotzdem getan. „Ich habe mich so frei gefühlt, als ich dort stand und die ganzen Schilder mit den Namen der amerikanischen Städte gesehen habe“, sagt er. „Langeweile kenne ich gar nicht“: Seine Träume und Ideen scheinen im Rückblick schier grenzenlos. Er tourte mit dem VW-Bus durch Marokko und fuhr mit dem Motorrad zum Nordkap. Er hatte Surfschulen in Dänemark und Fort Lauderdale. Amerika ist ebenso sein Zuhause wie Deutschland. Das Dorfleben, der Stadttrubel, die Fernsehwelt und das echte Leben: Die Mischung aus allem braucht Nick Wilder zum Glücklichsein. „Langeweile kenne ich gar nicht“, sagt er. „Aber ich fühle mich auch nicht getrieben.“ Mit 40 Jahren ging er nach Hollywood, um Schauspieler zu werden. „Das war wirklich blauäugig“, sagt er heute lachend. Und doch hat er es geschafft. 1994 wurde er für Roland Emmerichs Film Stargate besetzt. Den Regisseur kannte Wilder zu dem Zeitpunkt nicht. Aber er hörte beim Casting sofort den deutschen Akzent raus. Die beiden kamen ins Gespräch. „Ich bin nicht sehr professionell aufgetreten. Aber ich war einfach ich selbst“, sagt Nick Wilder. Die Jahre darauf spielte er unter anderem in den Serien Unser Charly, Forsthaus Falkenau und Rosamunde Pilcher mit. Und er wurde das Werbegesicht „Herr Kaiser“ von der Hamburg Mannheimer. Seine Frau war es schließlich, die ihm Wolfgang Rademann vorstellt. Er hat das Traumschiff ins Leben gerufen und Wilder 2009 die Rolle des Schiffsarztes angeboten. Als Schauspieler ist er in einer Schublade gefangen: Ein Traumjob, mit einem kleinen Haken: Schon wieder spielte Nick Wilder die Rolle des typischen Traum-Schwiegersohns. Charmant. Gutaussehend. Zuvorkommend. „Manchmal würde ich auch gerne das Gegenteil spielen. Das geht jedem Schauspieler so“, sagt Wilder. „So etwas wie Tatort zum Beispiel.“ Doch Wolfgang Rademann hat ihn Demut gelehrt. „Sei froh, dass du in der Schublade bist“, hat er mal zu Nick Wilder gesagt. In seiner Biografie gibt der 67-Jährige viele private Einblicke. „Ich verrate nicht alles“, sagt er schmunzelnd. „Aber vieles. Und alles ist genauso passiert.“ Er berichtet vom Scheitern. Beispielsweise, als er eine Wohnung in Panama gekauft und mit einem Freund für viel Geld ausgebaut hat. „Und als ich sie wieder verkaufen wollte, war die Weltwirtschaftskrise. Das würde ich wirklich nie, nie wieder machen“, erzählt er rückblickend. Eine therapeutische Reise: Aber da gibt es auch die fröhlichen Geschichten. Von Abenden am Lagerfeuer, seinen wilden Zeiten als Surfweltmeister und seiner ersten Freundin. Und dann gibt es die Geschichten, die ganz leise sind. So wie die Beziehung zu seinem Vater, der ihn nie beherzt in den Arm nehmen konnte oder seine Anerkennung zeigte. „Einmal rief er an, da war ich in ,Der großen Freiheit’ neben Kulenkampff zu sehen und halb Fehmarn war bei meinen Eltern, um es zu schauen“, erinnert sich der 67-Jährige. „Ich bin stolz auf dich“, sagte sein Vater da auf Plattdeutsch. „Mir ist fast der Hörer aus der Hand gefallen“, erzählt Nick Wilder mit ruhiger Stimme. Die Reise durch sein Leben, die er beim Schreiben erlebt habe, sei therapeutisch gewesen. „Ich kann das nur jedem empfehlen“, sagt er. 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