Zweckverband Ostholstein: Gesine Strohmeyer räumt den Chefsessel

Müll, Wasser, Kläranlagen, Gas, Kompost – das alles und noch mehr gehört zu den Geschäftsfeldern des Zweckverbands Ostholstein. Es klingt nach einer Sache für Männer. Doch seit sechs Jahren steht eine Frau an der Spitze des Zweckverbands Ostholstein (ZVO). Ein Posten, den Gesine Strohmeyer jetzt aufgibt. Dem ZVO bleibt sie dennoch treu. Strohmeyers sechsjährige Amtszeit endet am 1. Januar. Eine Verlängerung hatte sie nicht angestrebt und dies damit begründet, dass sie mehr Zeit für die Familie brauche und sich beruflich neu orientieren wolle. Diese neue Orientierung hat sie beim ZVO gefunden. Ab 1. Januar verantwortet Strohmeyer in der ZVO-Energie GmbH die Themen „Strategische Entwicklung“ und „Konzessionen“, steigt also sozusagen eine Stufe auf der Karriereleiter hinab zu einer Tochtergesellschaft. Das macht ihr nichts aus. „Es ging mir nie darum, wie viele Sterne jemand auf der Schulter hat“, sagt die 55-jährige Ingenieurökonomin. Blick auf neue Technologien: „Ich brauche immer etwas Spannendes“, begründet sie, warum sie den Chefposten verlassen wollte. Sie habe eine agile Arbeit gesucht, etwas, wo es um neue Technologien geht. Zufällig brauchte die ZVO Energie GmbH jemanden, der sich um bestimmte Themen kümmert. Da seien die Mitglieder des Hauptausschusses auf sie zugekommen. Unter anderem wird sich Strohmeyer um Konzessionen kümmern. Die über 20 Gaskonzessionen, die der ZVO in Ostholstein hat, laufen 2024 in etlichen Gemeinden aus. „Wir sind mal aus dem Gas hervorgegangen. Die Gaskonzessionen sind die Basis des ZVO“, sagt die scheidende Verbandsvorsteherin. „Da hängen Arbeitsplätze dran.“ Ein anderes neues Arbeitsfeld wird für sie die Digitalisierung sein, die der sogenannten kritischen Infrastruktur und der Schutz dieser Infrastruktur, etwa vor Hackerangriffen. „Das ist für mich eine neue Herausforderung und eine ganz neue Dimension“, sagt Strohmeyer. „Wir wollen digitalisieren, wir wollen uns öffnen, aber wie machen wir das?“ Für ihre neue Aufgabe wird Strohmeyer neben Rüdiger Lange-Joost Geschäftsführerin der ZVO-Energie GmbH. Das Verhältnis sei gut. „Ich nehme niemandem etwas weg, weil es vorher keiner gemacht hat“, sagt sie zu ihrem neuen Aufgabenfeld. Sie wolle einfach wieder selbst mehr machen, mehr gestalten. Bewegende sechs Jahre: Die sechs Jahre, die sie an der Spitze des ZVO stand, seien sehr bewegende Jahre gewesen. In diese Zeit fiel der Schock vom 10. September 2015. Zumindest war es für den ZVO ein Schock. Das Oberverwaltungsgericht kippte die Abfallgebühren für 68 000 Haushalte im Kreis Ostholstein. Die Richter gaben damit einer Klage der sogenannten Müllrebellen statt. Der ZVO musste eine Teilprivatisierung der Abfallsparte zurückdrehen und eine neue Gebührensatzung erlassen. Neues Thema Glasfaser: In Strohmeyers Amtszeit fällt auch ein ganz neues Thema für den ZVO: der Breitbandausbau. Der Zweckverband organisiert den Ausbau des schnellen Glasfaserkabels, darf das schnelle Internet aber nicht selbst betreiben. Für Strohmeyer ist der Breitbandausbau ein deutliches Zeichen, wie wichtig der ländliche Raum ist. „Wir hängen Ostholstein sonst ab. Da merkt man, wie wichtig Zweckverbände sind.“ Diese Einrichtungen müssten ihrer Meinung nach einen größeren Stellenwert bekommen. Lesen Sie auch Der ZVO stellt sich neu auf: Über 200 Mitarbeiter sind betroffen. Leerung der Mülltonnen in Ostholstein: ZVO ändert die Abfuhrtermine für 2021. ZVO: Hier werden 2021 Millionen investiert. Rückblickend seien es nicht immer die einzelnen Ereignisse gewesen, die ihre Amtszeit bestimmt hätten, sondern die Fragen, wie es zu machen sei. „Das war herausfordernd für die Mitarbeiter, die mussten viel Wandel mitmachen“, sagt die 55-Jährige. Im Rückblick hat Strohmeyer ihrer Meinung nach nicht nur den ZVO geführt und manche Veränderungen auf den Weg gebracht, sondern ihm auch ein besseres Image gegeben. „Auch die Mitarbeiter sind stolz auf das Unternehmen. Das war nicht immer so, als ich kam. Das hat sich verändert.“ Kunden sollen mehr einbezogen werden: Für die Zukunft wünscht sie sich für den ZVO mehr Austausch in jede Richtung, mit den Gemeinden, die ihn tragen, mit den Kunden. So hat sie die Idee für einen Kundenbeirat, was sich in diesem Jahr wegen Corona nicht umsetzen ließ. „Wir wollen mehr vermitteln, was wir machen“, sagt Strohmeyer. Und dann nennt sie noch ein ganz handfestes Problem: „Eines der großen Themen wird die Wasserversorgung in der Zukunft sein.“ Viele Aufgaben also für Strohmeyers Nachfolger Frank Spreckels. Von Susanne Peyronnet