Zwischen Malente und Lütjenburg: Solartram soll Zugstrecke wiederbeleben

Die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke Malente-Lütjenburg nimmt Fahrt auf. Der Verein Schienenverkehre Malente-Lütjenburg präsentierte die aktuellen Pläne im Verkehrsausschuss des Kieler Landtags: Die stillgelegte Bahntrasse soll als Teststrecke für neu entwickelte Solartrams wiederbelebt werden. Ein Prototyp dieser modernen Schienenbusse soll noch in diesem Jahr bei der Norddeutschen Eisenbahngesellschaft Niebüll gebaut und möglichst schnell aufs Gleis gesetzt werden, erläutert der Fördervereinsvorsitzende und Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim. Bereits 2022 könnte dann eine Solartram den Testbetrieb aufnehmen. Als Teststrecke für das Projekt, das Energie- und Verkehrswende miteinander verbindet, brachte Monheim, die stillgelegte Bahntrasse ins Gespräch. Der emeritierte Professor war vor seiner Lehr- und Forschungstätigkeit an der Universität Trier als Referatsleiter in verschiedenen Bundes- und Landesbehörden tätig und verfügt über einen entsprechenden Erfahrungsschatz. Zugewucherte Gleise werden freigeschnitten: Die 17 Kilometer lange Bahnstrecke zwischen Malente und Lütjenburg sei aufgrund ihrer guten Überschaubarkeit und Insellage bestens geeignet, um dieses innovative Konzept auszuprobieren, betonte Monheim. So könne die Trasse, die derzeit in einigen Bereichen noch stark eingewachsen und zugewuchert ist, mit vergleichsweise wenig Aufwand wieder durchgängig befahrbar gemacht werden. In einigen Abschnitten hätten einige Vereinsmitglieder bereits mit dem Freischneiden begonnen, berichtet Monheim. Der Einsatz der Solartram wäre dann die zweite Entwicklungsstufe. „Auf dem Papier ist dieses Fahrzeug bereits durchkonstruiert“, sagt Monheim und ist überzeugt, dass der Entwurf realisiert wird. „Es ist kein großer Unterschied, ob man einen Stadtbus mit Gummireifen oder einen Schienenbus mit Stahlrädern baut.“ Die kuppelbaren Schienenbusse, die je Einheit Platz für 30 Fahrgäste böten, seien kleiner, leichter und vor allem wesentlich kostengünstiger als die Regionalbahntriebwagen. Während ein neuer Diesel-Triebwagen etwa zwei Millionen Euro und ein Akku-Triebwagen bis zu vier Millionen Euro koste, werde der Anschaffungspreis für eine Solartram bei 200 000 Euro liegen, schätzt Monheim. Zudem seien die Betriebskosten der vergleichsweise deutlich abgespeckten Schienenbusse wesentlich geringer. Mit 50 Stundenkilometern durch die Holsteinische Schweiz: Aufgrund einer vorgesehenen Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern könnten die Elektromotoren und Stromspeicher entsprechend klein und kostengünstig dimensioniert werden. „Ein höheres Tempo wäre auf der Strecke aktuell weder zulässig noch sinnvoll“, erläutert Monheim mit Blick auf die vielen Bahnübergänge, die gesichert werden müssten. Auch in diesem Bereich sieht Monheim ein buchstäblich großes Entwicklungspotenzial, da die Deutsche Bahn noch mit alten, sehr teuren Sicherheitstechniken arbeite. „Hier haben wir die Chance, abgekoppelt vom großen Streckennetz alles auf eine neue digitale Technologie umzustellen“, ist Monheim begeistert und bereit, weitere Überzeugungsarbeit zu leisten.„Wir sind kein Museumsbahnverein. Wir wollen Lösungen für die Zukunft entwickeln.“ Lesen Sie auch Malente-Lütjenburg: Verein will historische Bahnstrecke wiederbeleben Malente macht mobil Malente: Historische Bahnstrecke soll wiederbelebt werden Malente-Bruhnskoppel: Wohnen im ehemaligen Bahnhof Die ersten Reaktionen der Verkehrsausschussmitglieder und des Wirtschaftsministers Bernd Buchholz bezeichnet Monheim jedenfalls als wohlwollendes Interesse. „Die Solartram wird kommen, wir müssen jetzt alles dafür tun, dass sie zuerst in der Holsteinischen Schweiz fahren wird.“ Von Dirk Schneider