10000 Bäume: Atze Schröder unterstützt Stiftung Naturschutz

Pudellöckchen, blau getönte Brille mit Goldrand und Kodderschnauze, so kennt man Atze Schröder, die Comedian-Kunstfigur aus dem Pott. Am Freitag hat der Neuhamburger seine Turnschuhe gegen Gummistiefel und die Bühne gegen ein Stück hügelige Weideflächen zwischen Klärwerk und See bei Neversdorf getauscht. Grund: der Klima- und Umweltschutz und das Versprechen an seine norddeutschen Fans, 10 000 Bäume zu pflanzen. Bestes Pflanzwetter und laufende Kameras: 4500 davon kommen im Segebergischen in die Erde und sollen so in 30, 40 Jahren den „Atze-Schröder-Urwald“ ergeben. 5500 sollen Fauna und Flora im Kreis Plön bereichern. Den Anfang machte bei genau dem richtigen Pflanzwetter und fiesem Fusselregen eine bummelig sieben Jahre alte Stieleiche, die der Künstler witzelnd von laufenden Kameras zusammen mit Ute Ojowski aus dem Vorstand der Stiftung Naturschutz einlochte. Dabei erinnerte er an den schlechten Zustand des deutschen Waldes: „Jeder, der in diesen Tagen mal im Harz war, sieht das. Das ist Endzeitstimmung.“ Deshalb sei jeder Beitrag, den man leisten könne, ein Fortschritt – „und wenn es nur ein einzelner Baum ist“. Einen ganzen Wald anlegen zu dürfen, sei natürlich eine großartige Sache. Anders als bei Mozart werde seine Kunst womöglich nicht die Jahrhunderte überdauern, räumte der Comedian augenzwinkernd ein. „Aber so ein Wald, der bleibt.“ Die ersten 330 Bäume stehen, der Rest kommt von Januar an in den Boden, soll in vier Inseln auf 2,5 Hektar verteilt werden und bekommt die ersten Jahre einen Wildzaun zum Schutz. Darum kümmert sich Förster Martin Schnipkoweit. Mit seiner Aktion unterstützt Atze Schröder die Initiative „Fame Forrest“, die jedem Künstler, der in der Barclaycard Arena auftritt, einen Baum pflanzt. Nach seiner dortigen Show am 14. Februar hatte der Comedian nachgelegt. „Es war nicht von langer Hand geplant“, räumt er grinsend ein. „Die Stimmung war so gut und aus der Euphorie heraus habe ich gesagt: ,Ich mach nicht einen Baum, sondern für jeden von euch einen.’“ Vogelkirsche, Weißdorn, Feldahorn und vieles mehr: Er sei schon immer gern in der Natur unterwegs, aber von mancher Baumart habe er noch nie gehört, räumte der komödiantische Entertainer ein und griff zur Pflanzgut-Liste, die einiges zu bieten hatte, was sich nach Atze-Schröder-Manier bestens verhohnepipeln ließ: Roter Hartriegel etwa, oder Pfaffenhütchen. „Felda-Horn“, war ihm, wie unschwer an der Aussprache deutlich, genau so fremd, wie Vogelkirsche, Schneeball und Weißdorn. „Aber Holunder kenne ich“, fand sich schließlich doch noch etwas für den 55-Jährigen Bekanntes. „Wie schön, dass Atze Schröder seine Baumpflanzaktion im Ur-Fame-Forrest in Schnelsen so überzeugt und so viel Spaß gemacht hat, dass er gedacht hat: ,da geht noch mehr“, freute sich Ute Ojowski über die finanzielle Promi-Unterstützung für die gute Sache. „Wir werden den Rahmen für die Entwicklung des Waldes nicht eng stecken, sondern den Bäumen Raum und Zeit geben sich zu entfalten, damit er bunt, wild, im Alter knorrig, krumm und einzigartig wird“, sagte sie vor Journalisten und anderen Vertretern rund um das Projekt. 37000 Hektar Stiftungsland gibt es derzeit in Schleswig-Holstein. 2000 Hektar etwa davon sind Urwald. Vier davon sind größer als 100 Hektar 300 Hektar misst der größte von ihnen, der Rülauer Wald bei Schwarzenbek im Herzogtum Lauenburg. Zu den Projekten der Stiftung Naturschutz gehören neben dem Schaffen von Biotopen unter anderem die „Holsteiner Lebensraumkorridore“. Das sind Naturflächen, die die Wiedervernetzung zum Ziel haben. Wichtiger Knotenpunkt ist dabei die Grünbrücke über die Autobahn 21 bei Negernbötel. Nicht dabei: Neversdorfs Bürgermeister Andreas Nixdorf. Der musste wieder ausgeladen werden, um die Corona-Beschränkungen einhalten zu können. Ein Treffen mit dem engagierten „Vorstadtproll“ wird sich sicherlich dennoch einrichten lassen. Denn, wieder ein Versprechen, er sei sicherlich nicht zum letzten Mal in Neversdorf gewesen, dessen Namen er sich über die Eselsbrücke „Nevermind“ (keine Ursache) merken werde. „Jetzt habe ich ein neues Ausflugsziel. Ich kann mir gut vorstellen, mit dem einen oder anderen Promi hier Podcasts aufzunehmen“, erinnert er an seine Corona-Aktivitäten mit den Audioserien „Betreutes Fühlen“ oder „Zärtliche Cousinen“. Und genug Gelegenheit, sich mit dem bunt gemischten Urwald auseinanderzusetzen und sich als Dendrologe zu versuchen, wird der Comedian sicherlich auch haben, wenn er Segebergs Atze-Schröder-Urwald beim Wachsen zusieht. Lesen Sie auch Kreis Segeberg: 34 Corona-Neuinfektionen – ein weiterer Todesfall Streit um Demonstration gegen Rechtsextremismus in Bad Segeberg Noch keine Corona-Welle in Segebergs Krankenhäusern Wahlstedt: Stadtvertretung entscheidet sich für Medizinisches Versorgungszentrum Von Heike Hiltrop